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Chancen für die Südumfahrung?

Verkehr Dem S-Bahn-Ringschluss zwischen dem Neckartal und den Fildern hat der Verband Region Stuttgart eine Absage erteilt. Doch wie sieht es mit dem Stukix – dem Stuttgart-Kirchheim-Express – aus? Von Sylvia Gierlichs

Wendlingen. Ein S-Bahn-Ringschluss zwischen den Fildern und dem Neckartal – diese Idee schien erstmals 2016 so richtig greifbar. Sechs Kommunen beauftragten damals das Verkehrswissenschaftliche Institut der Universität Stuttgart mit einem Gutachten, das das Potenzial einer solchen Verbindung aufzeigen sollte.

Es stellte sich heraus, dass das Fahrgastpotenzial für sämtliche S-Bahn-Varianten nicht groß genug war, um den Neubau zu rechtfertigen. Lediglich eine Variante ist übrig. Sie trägt den Namen Stukix und ist keine S-Bahn-Verbindung, sondern eine Regionalbahn, die die Neubaustrecke als Zubringer nach Kirchheim nutzt. Abwechselnd von Göppingen und Karlsruhe kommend soll sie mit zwei Fahrten pro Stunde und Richtung über den Stuttgarter Hauptbahnhof durch den Fildertunnel zum Filderbahnhof, dort auf die Neubaustrecke und weiter via Wendlinger Südumfahrung über Ötlingen nach Kirchheim kommen.

Nutzenfrage steht im Raum

Realisiert man diese Variante, könnte man auch die S-Bahn, die momentan quer durch Wendlingen fährt, über diese Südumfahrung leiten. Für die Anwohner wäre das eine Erleichterung. Doch wie bei allen neuen Infrastrukturprojekten muss auch bei der Stukix-Variante eine Frage beantwortet werden: Ist der Nutzen groß genug, um die Kosten für den Bau der Strecke zu rechtfertigen?

Um diese Frage beantworten zu können, gibt es ein standardisiertes Verfahren, das eine Vergleichbarkeit ermöglicht, wie Dr. Jürgen Wurmthaler, Leitender Direktor des Verbandes Region Stuttgart, erklärt. Das standardisierte Verfahren existiert seit 1976. Höchste Zeit also, in das Verfahren frischen Wind zu bringen. Im Sommer 2022 hat das Bundesverkehrsministerium grünes Licht für neue Kriterien gegeben. Die Bewertung wurde so erweitert, dass alle Verkehrsstrecken, die nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz förderfähig sind, mit berücksichtigt werden.

Andererseits wurde auch der Aspekt der Lebenszyklusemissionen mit in die Bewertungskriterien aufgenommen. Hier stehen vor allem die Treibhausgase im Fokus. Wird also beim Bau eines Neubauprojekts besonders viel CO2 ausgestoßen, fällt das negativ ins Gewicht.

Und hier liegt bei der Stukix-Variante der Hund begraben. Denn sie ist nicht ohne die Wendlinger Südumfahrung realisierbar. Will man aber die Südumfahrung bauen, ist ein Tunnel notwendig. Dieser führt unter der Neubaustrecke hindurch Richtung Ötlingen. Beim Bau der ICE-Trasse ist deswegen auch extra eine Weichentragplatte mit eingebaut worden, die diese Option ermöglicht.

Doch Tunnel gelten wegen des vielen Betons als wahre Klimakiller, denn die Betonherstellung setzt sehr viel CO2 frei. Nun muss also berechnet werden, ob die Anzahl der Mitfahrer auf der Stukix-Strecke so hoch ist, dass sich dadurch der CO2-Ausstoß durch weniger Autofahrten verringern lässt. Geprüft werden muss auch, ob auf der Neubaustrecke überhaupt genügend Kapazität frei ist, um einen weiteren Regionalzug fahren zu lassen.

Speckweg könnte rausfallen

Die Stadt Wendlingen hätte vor allem einen Vorteil darin, dass die S-Bahn nicht mehr quer durch die Stadt rattert. Doch der Stuttgart-Kirchheim-Express, wie der Stukix mit vollem Namen heißt, könnte möglicherweise an Wendlingen vorbeifahren. Denn damit ein Zug sanft unter der Neubaustrecke hindurchtauchen kann, werden bei der Ein- und Ausfahrt Rampen in moderaten Steigungswinkeln benötigt. Ein Halt am Speckweg könnte so knapp verpasst werden. Der nächste Halt nach dem Flughafen wäre dann also der Ötlinger Bahnhof.

Wie Dr. Jürgen Wurmthaler mitteilte, werde das Verkehrswissenschaftliche Institut der Uni Stuttgart bis Jahresende eine vertiefte Untersuchung präsentieren, die die Perspektiven unter anderem für den Stuttgart-Kirchheim-Express aufzeigt.