Weilheim · Lenningen · Umland

Christusbund Weilheim: Über 100 Jahre hinweg gewachsen

Jubiläum Dieses Jahr feiert der Christusbund Weilheim sein 100-jähriges Bestehen nach. Ebenfalls Anlass zum ­Feiern: Vor zehn Jahren konnte die Gemeinschaft den „Neuen Löwensaal“ beziehen.

Der Christusbund Weilheim feiert neben seinem 100-jährigen Bestehen auch zehn Jahre im "Neuen Löwensaal" als Domizil. Foto: Tobias Tropper

Der Christusbund Weilheim feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Eigentlich war der 100. Geburtstag schon 2021. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde nun aber kurzerhand 2023 zum Festjahr auserkoren und mit vielen Veranstaltungen gefüllt – zumal es sich eigentlich um ein Doppeljubiläum handelt: Vor zehn Jahren hat der Christusbund sein jetziges Domizil, den Neuen Löwensaal, bezogen.

 

Hier wird eine großartige Jugendarbeit gemacht.
Johannes Züfle
Weilheims Bürgermeister über den Christusbund
 

Die Gründung des Christusbunds

Blick zurück ins Jahr 1921. Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ruft Eberhard Deininger in seinem Haus in der Weilheimer Lindachstraße eine christliche Versammlung ins Leben, liebevoll und auf gut Schwäbisch „d’Stond“ genannt. „Der Hunger nach der Jesus-Botschaft“ – so ist es der Broschüre zum 100-Jährigen zu entnehmen – ist groß, und schnell füllt sich das „Eberhardhaus“ jeden Montagabend mit Gläubigen. Heute, rund 100 Jahre später, blickt die Gemeinde auf eine bewegte Geschichte zurück.

Es ist wohl der schweren Zeit des Dritten Reiches geschuldet, dass damals immer mehr Menschen in der Bibel Trost, Zuflucht und Orientierung für ihr Leben suchen. Das Wohnzimmer im Haus der Deiningers fasst schon bald die vielen Besucher nicht mehr. Zuhörer sitzen auch in Fluren und auf Treppen.

Anlaufstelle für Flüchtlinge

Neben Bibelstunden und Evangelisationen wird die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu einem zentralen Pfeiler. Dabei gehören Glauben und Leben für Eberhard Deininger zusammen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges kommen viele Flüchtlinge nach Weilheim. Eberhard Deininger öffnete sein Haus für sie. Dem Flüchtling Johannes Rau beispielsweise – so hat nun dessen Enkel bei der Festversammlung erzählt – stellt Eberhard Deininger sein Wohnzimmersofa zum Schlafen zur Verfügung.

Mit der Gründung des Würt­tembergischen Brüderbunds im Jahr 1933 in Bad Cannstatt wird auch die kleine, aber wachsende Weilheimer Gemeinschaft Teil des Verbands.

Immer wieder wird es eng

1965 gibt es dann eine Lösung für die Enge im Deininger-Haus. Der Laden im Textilgeschäft Mack in der Kirchheimer Straße 36 wird frei. Zunehmend kommen Jugendliche und junge Familien dazu. Schon wird es wieder eng. Zum ers­ten Mal erwirbt die Gemeinschaft ein eigenes Haus in der Wehrstraße 18, das nach umfangreichen Umbaumaßnahmen im Oktober 1989 bezogen werden kann. Hier findet die Weilheimer Brüderbund-Gemeinschaft für viele Jahre eine Heimat. Nicht zuletzt dank des Engagements vieler ehrenamtlicher Mitarbeiter sind nun Gottesdienste, Bibelkreise, Jugend- und Teenkreise, Jungscharen und Kinderstunden, Seniorennachmittage, Gebetskreise und viele weitere Angebote möglich. Diese, so die Festschrift, „laden alle Generationen ins ,Säle‘ ein“. Nach 24 Jahren allerdings wird es wieder eng in der Wehrstraße. Es braucht eine neue Lösung

Bau des „Neuen Löwensaals“

Im Jahr 2013, nun unter dem neuen Namen „Christusbund Weilheim“, bezieht die Gemeinde ihr heutiges Domizil, den „Neuen Löwensaal“, in der Schulstraße 20. Nach wie vor ist es Ziel, den Menschen in Weilheim und Umgebung eine Heimat zu bieten, wo Klein und Groß willkommen seien. Eine „Gemeinschaft, die trägt“, so der Slogan des Christusbundes.

Im Löwensaal hat die Festversammlung stattgefunden. Foto: pr

Fest zum Jubiläum

„Getragen“, das war dann auch das Thema, das über der Festversammlung zum 100-jährigen Bestehen. Mit einem Musikstück wurde die Jubiläumsveranstaltung feierlich eröffnet. Gemeinschaftsleiter Joachim Lipsius begrüßte die zahlreichen Gäste aus nah und fern – und auch die, die an den Bildschirmen zu Hause oder im Urlaub zugeschaltet waren. Ehrengäste waren Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle und einige Stadträte, der Dekan-Stellvertreter und Pfarrer von Weilheim, Matthias Hennig, der Vorsitzende des CVJM Weilheim, Roland Schubert, und der erste Vorsitzenden des Christusbund-Verbandes, Matthias Köhler, sowie der zweite Vorsitzende, Klaus Eberwein.

Eine Bild-Präsentation zeigte einen Rückblick auf die Aktivitäten in 100 Jahren. Die Predigt zum Fest-Gottesdienst hielt Professor Dr. Volker Gäckle, Rektor und Lehrstuhlinhaber der Internationalen Hochschule Liebenzell. Er entfaltete das Thema „Getragen“ in drei Punkten. Erstens: „Wir werden getragen durch die Zeit.“ Das zeige sich auch daran, dass die Gemeinschaftshäuser nach rund 30 Jahren immer zu klein geworden seien. Zweitens habe „Jesus Christus unsere Sünde hinaufgetragen auf das Holz“, zitierte Volker Gäckle die Bibel. Und drittens: „Wir werden getragen von Menschen, die Getragene sind.“

Vielfältiges Engagement

Bürgermeister Johannes Züfle dankte dem Christusbund in seinem Grußwort für das vielseitige Angebot. „Hier wird eine großartige Jugendarbeit gemacht, von Mutter-Kind-Kreis, Kindertreff, über Jungscharen, Teen- und Jugendkreis.“ Auch für die Älteren sei einiges geboten. Der Bürgermeister hob auch die Beteiligung des Christusbundes bei städti­schen Veranstaltungen hervor, etwa Städtlesfest, Künstler-Markt, Markungsputzete und Stadt-Jubiläum. Johannes Züfle dankte auch für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde „und dafür, dass hier für die Einwohnerschaft ein so vielfältiges buntes Angebot gemacht wird“.

Der Jugendkreis trug ein extra für das Jubiläum gedichtetes Lied vor. Den geschichtlichen Rückblick präsentierte eine „Talkrunde“. Er war verbunden mit einem Online-Quiz mittels Smartphone. Zum Abschluss des Doppeljubiläums „100 Jahre Christusbund Weilheim und 10 Jahre Neuer Löwensaal“ wurde das Lied angestimmt: „Nun danket alle Gott “. jr