Bei ihm kaufen Schauspieler und Politiker, Königshäuser und Rockstars ein - und Menschen aus Kirchheim, die es sich leisten können: Seit einem Jahrzehnt ist Dario Müllers Luxus-Versandhandel mit Sitz in Jesingen erste Adresse für alle, die nach exquisiten Dingen suchen, zum Beispiel eine Schweizer Uhr für 7 500 Euro, Premium-Tequila mit Preisen in dreistelliger Höhe oder auch eine Luxus-Jacht für sage und schreibe 31 Millionen Euro.
Seit Neuestem handelt Dario Müller aber nicht mehr nur mit Luxusgütern - er entwirft auch selbst welche: „Dario‘s Couture“ heißt die Modekollektion, die der junge Kirchheimer auf den Markt gebracht und bei der Fashion Week in Berlin präsentiert hat. „Mit ihr möchte ich ins Deutsche übersetzen, was französische Marken groß gemacht hat“, sagt der 30-Jährige. Das Fachwissen hat er sich in den vergangenen beiden Jahren bei einem Modemanagement-Studium an der renommierten Universität Aix-Marseille in Frankreich angeeignet.
Qualität statt Luxus
Ausgeflipptes und Bizarres à la Versace oder Louis Vuitton sucht man in der Kollektion jedoch vergebens. Der Look ist bodenständig und diskret, mit Hang zum Understatement. Auf dem Demo-Ständer im Büro des Modeschöpfers hängen Baumwollhemden, Cardigans mit V-Ausschnitt und Kaschmir-Schals - Anzüge und Sakkos gibt es nicht. „Ich wollte einen sportiv-eleganten Look schaffen, der freizeit- und alltagstauglich ist“, sagt Dario Müller. Im Vordergrund steht für ihn bei seiner Modelinie nicht Luxus, sondern Qualität: „Da sind wir vom Niveau her aber weltweit am absoluten Extrem.“
Überhaupt: Wenn Dario Müller von seiner Kollektion erzählt, jagt ein Superlativ den anderen. Das Hemd „München“ beispielsweise - für 990 Euro zu haben - ist aus sogenannter 330 two-ply Ägyptischer Giza-Baumwolle geschaffen. „Das ist der edelste und feinste Baumwollstoff der Welt“, schwärmt er. Auch der Cardigan „Düsseldorf“ ist ein High-End-Produkt: „Er wird aus Loro-Piana-Kaschmir hergestellt, dem besten Kaschmir überhaupt.“ Der Rohstoff für den Pullover aus Vikunja-Wolle ist laut Dario Müller dafür äußerst rar: „Er stammt von Alpakas aus Peru, und es gibt weltweit jährlich nur zwei Tonnen davon.“
Produziert wird die Kleidung in Deutschland. „Dort gibt es noch Textil-Produktionsstätten - wenn auch wenige“, so Müller. Ordern können Kunden via Internet. Die Teile werden dann auf Bestellung angefertigt. Seine „Slow Fashion“-Linie hat Dario Müller komplett der Nachhaltigkeit verschrieben. Dazu gehört für ihn der Tierschutz ebenso wie der Verzicht auf die Produktion in Billiglohn-Ländern.
Boxershorts aus der Teckstadt
Und natürlich Langlebigkeit. 20 Jahre für ein Hemd sind aus seiner Sicht realistisch. „Deshalb gibt es auch die Option, nach zehn Jahren Kragen und Manschetten austauschen zu lassen“, so Müller. Dieser Anspruch passt für ihn auch gut zum Standort. „Baden-Württemberg und Kirchheim ganz besonders stehen ja für Nachhaltigkeit.“ Die Boxershorts „Albstadt“ beispielsweise werden direkt in der Teckstadt geschneidert.
Qualität bedeutet für Dario Müller auch, dass Wissen hinter einer Sache steckt. „Ich habe eineinhalb Jahre gebraucht, um die Kollektion zu entwerfen“, erzählt er. 2016 hat er begonnen, Modemanagement an der Universität Aix-Marseille zu studieren. Seither hat er alle Luxusmarken der Welt analysiert, Preise und Materialien verglichen. Die Kollektion ist seine Abschluss-Arbeit. Damit hält er einen Master in „Métiers de la Mode et du Textile“ an Frankreichs größter Mode-Uni. Sein Studium dort setzt Dario Müller aktuell fort und absolviert einen Forschungs-Master an der Aix-Marseille Graduate School of Management. An zwei Tagen im Semester hält er auch Vorlesungen über Textil-Materialien. Auf Glück allein beruht sein Werdegang nicht. „Es ist enorm wichtig für die persönliche Entwicklung, dass man sich ständig weiterbildet“, betont Dario Müller.
So mondän das alles klingt - sich selbst bezeichnet der 30-Jährige als „Landei“. Kirchheim biete ihm persönlich viel mehr als Großstädte. „Kirchheim ist eine große Liebe von mir“, sagt er. „Vielleicht wertschätze ich es gerade deswegen so, weil ich in meinem Leben schon sehr viel sehen durfte.“