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Dampfpflügen in steinreicher Erde

Kirchheimer waren mit schwerem Gerät zu Gast im schleswig-holsteinischen Haßmoor

Alljährlich ist die Historische Dampftechnik Kirchheim zu mindestens einer größeren ­Veranstaltung unterwegs, um den letzten noch in Deutschland betriebsbereiten Dampfpflugsatz der englischen Firma Fowler aus Leeds in England im Einsatz zu präsentieren. In ­diesem Jahr war das Ziel der Kirchheimer Dampfpflüger Haßmoor bei Rendsburg.

Der letzte, noch in Deutschland betriebsbereite Dampfpflugsatz der englischen Firma Fowler aus Leeds in England mit der Kirchhei
Der letzte, noch in Deutschland betriebsbereite Dampfpflugsatz der englischen Firma Fowler aus Leeds in England mit der Kirchheimer Mannschaft. Foto: pr

Kirchheim. Derartige Aktivitäten sind dem rührigen Verein aus der Geburtsstadt von Max Eyth (1836 – 1906), dem Begründer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG und einstigem Pionier der Dampfpflügerei, ein besonderes Anliegen. Schließlich war es Eyth, der für Fowler als Ingenieur und Verkäufer jahrzehntelang weltweit unterwegs war. An diese Tradition wird heute in Kirchheim angeknüpft.

Kaum ein Zuschauer ist sich dabei aber des enormen Aufwandes bewusst, der hinter so einem Schaupflügen steht. Es ist nicht nur der sehr aufwendige Sondertransport dieser rund 20 Tonnen schweren Kolosse mittels dreier Spezialfahrzeuge, der oft auch nachts geschieht und sorgfältig geplant sein will. Es ist vor allem die alte Technik von 1909, die schon über Jahre von den Experten der Historischen Dampftechnik in Kirchheim in eigener Werkstatt gepflegt und instand gehalten wird.

Dazu bedarf es nicht nur zahlreichen Spezialwerkzeugs durchaus größerer Dimension, sondern auch der Fachleute, die dieses zu handhaben wissen. Daraus ist in vielen Jahren schon so etwas wie eine verschworene Gemeinschaft geworden, die sich immer wieder einem Berg an Aufgaben höchster Schwierigkeitsgrade stellt.

Zuletzt war das Hauptlager einer Seiltrommel zu erneuen. Nicht nur dieses über zwei Tonnen schwere Bauteil zu demontieren war ein Kraftakt. Auch das Austauschen des Gleitlagers, nach Muster in Handarbeit neu angefertigt, war keine so einfache Angelegenheit. Und auf der Seiltrommel läuft das 20 Millimeter starke Stahlseil, mit dem der Vier-Schar-Kipppflug, 1919 von Kemna gebaut, auf dem Acker hin- und hergezogen wird. Ausgelegt sind die Trommeln der beiden Schwestermaschinen für jeweils 550 Meter, aber für die heutigen Vorführungen reichen 300 Meter Seil völlig aus.

Die Räumlichkeiten für den Verein stellt seit Jahren die Max-Eyth-Schule in Kirchheim zur Verfügung, wo auch die Maschinen unter einem Schleppdach stehen, wenn sie nicht gerade im Einsatz sind. Dieses Dach machte dem Verein zuletzt besonders viel Arbeit, da es durch einen Sturm stark in Mitleidenschaft gezogen und auch insgesamt zu klein geworden war.

Ein fast kompletter Neuaufbau verschlang erhebliche Mittel, die ohne den Landkreis Esslingen als Eigentümer der Dampfmaschinen und viele freiwillige Helferstunden nicht hätten aufgebracht werden können. Inzwischen ist das Projekt aber fast abgeschlossen, und damit haben die Maschinen auf Jahre eine gesicherte Ausgangsbasis. Von hier werden die Einsätze aber nicht nur vorbereitet, sondern auch geplant. In diesem Jahr war das Ziel der Kirchheimer Dampfpflüger ein Dampf-Festival, zu dem Hans-Jürgen Ahlers erstmals nach Haßmoor bei Rendsburg eingeladen hatte. Auch wenn die Besucher an den ersten Tagen der Schulferien in Schleswig-Holstein nicht gerade in Scharen kamen, so war doch die Organisation perfekt und lässt hoffen, hier auch in Zukunft mal wieder so eine Veranstaltung mit historischen Bulldogs, Lokomobilen und dampfgetriebenen Sägegattern zu erleben. Der Historischen Dampftechnik Kirchheim ist zu wünschen, dass sich auch in Baden-Württemberg ein Veranstalter dazu entschließt, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, um die mit einem solchen Einsatz verbundenen Kosten zu schultern. Wer Spaß an dieser alten Technik entwickeln kann, darf sich gern unter www.historischedampftechnik.de an die Vereinskameraden der Historischen Dampftechnik wenden. Helfende Hände, aber auch Nachwuchskräfte sind durchaus willkommen, um die Tradition der Dampfpflügerei auch in Deutschland zu bewahren.