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„Dankbar“ regt zum Nachdenken an

Glaube Gekonnt inszenieren 60 junge Akteure das Musikspiel „Dankbar“ in der Dorfwiesenhalle Schlierbach. Dafür ernteten sie viel Beifall. Von Sabine Ackermann

Die Mäuse waren bei ihrem kurzen, aber süßen Auftritt voll bei der Sache.
Die Mäuse waren bei ihrem kurzen, aber süßen Auftritt voll bei der Sache.

Mit dem Mikrofon in der Hand wartet Simone Geiger - bei der alle Fäden zusammenlaufen - bis Ruhe eingekehrt. Das dauert etwas. Kein Wunder, die Dorfwiesenhalle ist zur Freude aller Mitwirkenden und Verantwortlichen bis zum letzten Platz belegt. Dann ist es still und die Chorkinder kommen über den Mittelgang von hinten, nehmen ihre Position ein. Ganz schön eng, die Kurzen nach vorne, die Langen nach hinten und Chorleiterin Elvira Lang davor.

Bevor sie das fröhliche „Wir sind reich beschenkt mit Frieden hier in diesem Land, wir sind reich beschenkt aus Gottes guter Hand“, singen, entführen die ersten kleinen Szenen in das noch unbeschwerte Dorfleben. Mittagspause, auf dem Tempelplatz treffen sich Markus, Lukas und Jonathan, der Samariter. Bei frischem Traubensaft wird getratscht „früher haben die sich heimlich getroffen“ und frech einem Weibe nachgepfiffen: Männer damals wie heute. Zu der holden Schönen am Brunnen gesellen sich drei weitere Frauen, unterhalten sich über die nicht gern gesehenen Sektierer. Frische Melodien mit gut verständlichen Texten, stellen umrahmt von kurzweilig gespielten Szenen die biblische Geschichte - der Originaltext findet sich in Kapitel 17 des Lukasevangeliums, Vers 11 bis 17 - um die Heilung von zehn Aussätzigen dar. Das Besondere daran, auswendig, diszipliniert und fröhlich präsentieren die jungen Sängerinnen und Sänger ihre Lieder, klangvoll umrahmt von einer großartig musizierenden Liveband: Bassist Jan Grässle, Gitarrist Stefan Grässle, Posaunist Lukas Hirsekorn, Schlagzeuger Moritz Zwicker und Julia Lorenz am E-Piano, sind eine schöne Bereicherung für das Stück.

Mit einfachen, aber durchdachten Requisiten und Kostümen setzen die jungen Künstler das Geschehen in der Musik, in Tänzen und Schauspiel spannend in Szene. Gut gemacht, der Sachkundeunterricht zu Thema „Aussatz“ in der Tempelschule, die Schülerinnen erörtern mit ihrer Lehrerin, wie schrecklich diese unheilbare Krankheit ist. Dazu passend dann die Lieder, wie „Kraft von oben“ oder das schwermütige „So gut wie tot“, das die jungen Sänger gut bewältigen.

Nicht nur einfach ein Musical

Überhaupt, das Musical von Markus Hottiger und Marcel Wittwer regt dank der guten Texte zum Nachdenken an und lässt diese kurze biblische Geschichte lebendig werden. „Neue Freunde“, „Gibt es noch Hoffnung?“, „Ich will glauben und vertrauen“, „Jesus ist so gut“ oder am Schluss „Danke, ja danke“, nehmen das Publikum mit durch Höhen und Tiefen von Leiden, Isolation, Heilung und am Schluss die Erfüllung. Kleine Choreografien, wie das Recken der Hände gen Himmel, der Tanz mit den gelben und roten Pompons oder der leider viel zu kurze, aber dafür zuckersüße Auftritt der Mäuse, verleiht der Aufführung eine moderne Frische.

Respekt auch für den Mut der Solisten, die entweder vor dem Chor oder auf der Bühne ausgesuchte Passagen hervorheben und ihre Gesangskunst immer wieder unter Beweis stellen. Doch Aussagen wie: „Jonathans Nervenzellen sind durch die Krankheit schon abgestorben“, rühren genauso wie: „Nicht so schnell, gehen wir langsamer, immer Rücksicht auf die Kranken nehmen.“ Die jungen Schauspieltalente rütteln mit ihrer Verzweiflung und Hoffnung nicht nur als Aussätzige das Publikum auf, auch wenn sie fragend in den Raum stellen: „Ist Gesundheit nicht auch ein Menschenrecht?“ Und wie so oft im Leben zeigt sich am Ende auch auf der Bühne, dass - sprichwörtlich - Undank der Welten Lohn ist: Zehn wurden geheilt, doch nur einer bedankt sich bei Jesus, der alle aus ihrer Hoffnungslosigkeit befreite. Ein großartige Aufführung, hinter der viel Leidenschaft und Liebe steckt und die zu Recht mit viel Beifall belohnt wurde.

Über das Musical

Seit 2010 veranstalten die evangelisch-methodistische und die evangelische Kirchengemeinde Schlierbach immer im Zweijahresturnus ein Kirchenmusical, das in der Ferienwoche nach Ostern einstudiert wird. Mitte Februar bekam jeder Akteur seine Sprechrolle sowie eine Musical-CD mit zwölf Liedern des Verlags Adonia zum Üben, rund zehn Kinder singen ein Solo.

Ursprünglich war das Stück für 20 Kinder von fünf bis 13 Jahren geschrieben, aufgrund der knapp 60 Anmeldungen wurden Szenen und Rollen komplett neu erfunden, erweitert oder geteilt. So entstanden aus 18 Sprechrollen 42, zudem wurden 13 Kinder für einen Tanz eingeteilt, zwölf kleinere Geschwisterkinder der Akteure traten als Mäuse auf.

Spielen und Basteln lockern die Probezeit im evangelischen Gemeindehaus Schlierbach auf. Zudem gibt es täglich für 85 Personen, die am Stück aktiv mitwirken, ein Mittagessen. Mehr als 40 Mitarbeiter setzen sich ehrenamtlich für dieses Musical ein. Auch viele ortsansässige Geschäfte tragen mit Spenden zum Gelingen bei. Ack