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Das Beben macht Sapana Angst

Naberner Au-pair-Mädchen stammt aus Kathmandu – Gasteltern starten Hilfsaktion

Die Nepalesin Sapana lebt seit vier Wochen in Nabern. Als Au-pair-Mädchen hat sie bei der sechsköpfigen Familie Göser ein Zuhause auf Zeit gefunden. Doch seit Kurzem steht die junge Frau unter Schock: Das schwere Erdbeben hat auch ihre Heimatstadt verwüstet.

Sapana mit der Familie Göser: Der Familienalltag lässt sie die Sorgen für einen Moment vergessen.Fotos: Jean-Luc Jacques
Sapana mit der Familie Göser: Der Familienalltag lässt sie die Sorgen für einen Moment vergessen.Fotos: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Die schreckliche Nachricht aus Nepal erreichte Sapana, als sie sich gerade im beschaulichen Schwabenland eingelebt hatte: Ein Erdbeben der Stärke 7,9 mit Epizentrum 80 Kilometer nordwestlich Kathmandus hat ihre Heimatregion erschüttert.

Die herzliche junge Frau machte schlimme Stunden durch. Erste Kontaktversuche mit ihrer Familie scheiterten. Nach langem Bangen zwischen Hoffnung und Verzweiflung traf die erleichternde Nachricht ein: Es geht allen gut. „Api“, wie sie liebevoll von den Kindern der Familie genannt wird, war zunächst erleichtert. Sie hat aber auch ein schlechtes Gewissen. Einerseits ist sowohl sie selbst als auch Familie Göser froh darüber, dass Sapana die Katastrophe nicht miterleben musste. Allerdings wäre sie dennoch gerne vor Ort, um zu helfen und ihrer Familie beizustehen.

Große Risse durchziehen das Elternhaus der 25-Jährigen, es ist einsturzgefährdet. Ein Teil ihrer Familie hat in zeltähnlichen Behausungen Unterschlupf gefunden. Bisher ist unklar, ob das Haus, das ganz in der Nähe der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu steht, jemals wieder bewohnbar sein wird. Dort ist Sapana geboren und aufgewachsen. Sie kommt aus sehr einfachen Verhältnissen und hat sechs Geschwister. Lange Zeit hat sie ihren Eltern bei der Landwirtschaft unter die Arme gegriffen.

Das Leben als Selbstversorger ist jedoch im bitterarmen Nepal nicht einfach. Deswegen wurde die 25-Jährige in die Hauptstadt geschickt, um in einem Kommunikationsunternehmen als Datenverarbeiterin Geld zu verdienen. Nebenher belegte sie Sprachkurse und versuchte, sich Deutschkenntnisse anzueignen, um sich ein Fundament für die Zukunft zu schaffen. Denn schon vor ihrer allerersten Reise hatte das Au-pair-Mädchen ein Ziel vor Augen: Deutschlehrerin oder Touristenführerin möchte sie werden.

Die mutige junge Frau hat einen Entschluss gefasst. Mithilfe einer Organisation findet sie Kontakt zu Anja und Jochen Göser und wagt den Wechsel der Kontinente.

Eine zwanzigstündige Anreise musste sie bewältigen, bis sie endlich ihre neue „Heimat auf Zeit“ und Familie Göser kennenlernen konnte. Ihre ersten Wochen in Deutschland waren geprägt von Gefühlsschwankungen und ständigem Auf und Ab. Permanent wurde sie mit Dingen konfrontiert, die sie vorher so nicht kannte – Freizeit zum Beispiel. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte sie aber das Gefühl, endlich angekommen zu sein.

Nun steht ihr die Ungewissheit ins Gesicht geschrieben, auch ihre Träume und Ziele liegen unter den Trümmern begraben. Die Gösers wollen helfen. Sie haben eine Spendenaktion gestartet, um Sapana deutlich zu machen, dass sie nicht vor Ort sein muss, um ihrem Heimatland zu helfen. Anfangs hat das Au-pair-Mädchen nicht verstanden, wie so eine Spendenaktion funktioniert – „Wie kommt denn das Geld da überhaupt hin? Wie helfen wir denn da?“. Dann allerdings war es ihr Wunsch, etwas für Kinder in Nepal zu tun.

„SOS Kinderdörfer“ sind Partner der Aktion, zu der es unter www.meine-spendenaktion.de/aktion/namaste weitere Infos gibt.

Nepalesisches Aupair in Nabern bei Familie Gösel,
Nepalesisches Aupair in Nabern bei Familie Gösel,