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Das berühmteste Drama der Weltliteratur

Badische Landesbühne spielt „Hamlet“ in der Kirchheimer Stadthalle

Kirchheim. In der Pressemitteilung der Badischen Landesbühne heißt es: „Im Shakespearejahr 2016, in dem sich der Todestag des Autors zum

400. Mal jährt, zeigen wir sein bekanntestes Stück, das als das berühmteste Drama der Weltliteratur gilt. Seine zahlreichen Übersetzungen und Bearbeitungen verdeutlichen, welchen außerordentlichen Stellen- und Identifikationswert die Geschichte des dänischen Prinzen besitzt.“ Es zeugt von Selbstbewusstsein, dass ein relativ kleines Theater „das berühmteste Drama der Weltliteratur“ auf die Bühne stemmen will. Am 24. September war Premiere. Das erste Gastspiel fand in Kirchheim statt.

Für ein Theater, das mit beschränkten Mitteln arbeitet und auf Reisen geht, gibt es spezielle Notwendigkeiten: Das Personal muss reduziert, der Text gekürzt werden und das Bühnenbild muss transportabel sein. Eine weitere Schwierigkeit kam beim Kirchheimer Gastspiel hinzu: Die Rolle des Laertes musste kurzfristig wegen Erkrankung umbesetzt werden.

Beim ersten Auftritt wurde klargestellt, welches Personal mitspielt. Regisseur und Textbearbeiter Carsten Ramm lässt neun Akteure nebenei­nander stehend ins Publikum sprechen. Sie stellen sich vor und sagen, worum es geht. Das ist eine geläufige „Ouvertüre“ bei Shakespearestücken mit verwirrender Personalfülle.

Hamlet ist von der Hohen Schule in Wittenberg nach Dänemark zurückgekehrt, um an der Leichenfeier seines Vaters teilzunehmen. Er kann nicht fassen, dass sein Vater tot und seine Mutter schon mit dessen Bruder verheiratet ist. Die offizielle Todesursache, den Schlangenbiss, glaubt er nicht. Bestätigt wird Hamlets Misstrauen durch einen Geist bei Shakespeare, durch Freunde Hamlets bei dem Textbearbeiter Ramm, die ihm mitteilen, dass sein Vater im Schlaf durch seinen Bruder vergiftet worden ist. Ramms Veränderung vereinfacht den Aufwand und die Handlung bleibt auf einer modernen, rationalen Ebene.

Modern sind auch die nun folgenden harten Szenenschnitte, die durch Beleuchtungswechsel und Toneinspielungen übergangslos aneinandergesetzt werden. Vor begrenzenden Stellwänden werden Gefängnisgitter immer wieder anders arrangiert. In den Spielräumen treten die Figuren in historisierenden Kostümen auf. Das macht Sinn. Die historische Zeit wird zitiert und die Welt als Gefängnis identifiziert, wie Hamlet es beklagt.

Entlarvt wird der neue König als Schurke dadurch, dass er reagiert, als auf Hamlets Veranlassung im Spiel die Übeltat vorgeführt wird. Die Badische Landesbühne lässt Puppenspieler auftreten, das ist ökonomisch und wirkungsvoll zugleich.

Nun erfordert ein epochales Werk wie der Hamlet auch eine adäquate schauspielerische Umsetzung. Da stößt die Badische Landesbühne an ihre Grenzen. Man ist erstaunt, dass Frederik Kienle den Hamlet gibt. Man hat sich schon beim letzten Gastspiel, dem „Törless“, gewundert, dass der kompakt und handfest wirkende Schauspieler für die Personifizierung eines feinsinnigen, sensiblen Menschen eingesetzt wird. Trotz intensiven Spiels ist er den in Selbstzweifeln herumtaumelnden Monologen Hamlets nicht gewachsen, besonders dem Monolog der Monologe „Sein oder nicht sein“. Lautstärke kann die Gestaltung innerer Kämpfe nicht ersetzen. Eher nervig als mitleiderregend wirkt die Ophelia Katharina Heißenhubers. König, Königin und Polonius werden von Routiniers gespielt. Hervorzuheben sind Cornelius Danneberg und Jessica Schultheis in Vielfachrollen, sogar als Puppenspielerin. Der tapfere Markus Wilharm vermeidet als Laertes-Ersatz Peinlichkeiten.

Nun ja, gelohnt hat sich der Theaterabend allemal. Shakespeares dramatische Wucht und seine Sprachmagie sind immer wieder überwältigend.