Dettingen. Landesweit hat die Diakonie Württemberg laut Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch rund 60 Familienzentren aus der Taufe gehoben. Zu ihnen zählt jenes in Dettingen, das sich für die Menschen in der Gemeinde zu einem wichtigen Treffpunkt und einer zentralen Drehscheibe entwickelt hat. Derzeit wird Brigitte Lösch zufolge diskutiert, ob sich das Land an einer Finanzierung der Zentren beteiligt. „Deshalb gilt es zu klären, welche Kriterien und Standards derartige Einrichtungen erfüllen müssen, damit sie eine Landesförderung erhalten“, berichtete die Grünen-Politikerin und nannte damit zugleich den Grund ihres Besuchs.
„Seit über sechs Jahren bietet das Familienzentrum Beratung, Erziehungshilfe, Freizeitangebote, Elternbildung, Elternförderung sowie Betreuungs- und Bildungsangebote für Kinder an“, sagte der evangelische Pfarrer Wilfried Veeser. Dieses Leistungsportfolio beinhaltet damit die Pfeiler der Zentrumsarbeit, die Veeser zufolge Eltern stark macht und ein Netzwerk schafft, in dem sich junge Familien orientieren können. Ob Fragen zur Anmeldung im Kindergarten, zur Schulauswahl, zu Betreuungsmöglichkeiten in den Sommerferien oder zur Erziehung – das Familienzentrum hilft laut Leiterin Ingrid Eichler weiter und vermittelt passgenaue Angebote und Hilfen.
Das begrüßte Brigitte Lösch mit Verweis auf die zunehmenden Erziehungsunsicherheiten, denen sich Eltern gegenübersehen, und mit Blick auf veränderte Familien- und Lebensformen. Der Bedarf an Orientierung und Unterstützung sei in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, sodass das Familienzentrum hier eine wichtige und integrative Funktion übernehme. Gleichzeitig lobte Brigitte Lösch das hohe Maß an Familienfreundlichkeit, das in der Gemeinde vorherrsche. Entscheidend ist, dass Kommunen ihre Stärken und Potenziale kennen und diese im Zuge der Gemeindeentwicklung ausbauen und nutzen, betonte Bürgermeister Rainer Haußmann. Eine Ansicht, die der Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz teilte, denn so lasse sich eine ressourcenschonende, zielgruppenorientierte und langfristig tragfähige Grundversorgung sicherstellen.
Haußmann erklärte, dass es nichts bringe, die Hauptschule loszulassen und an der Gesamtschule festzuhalten, wenn diese in Anbetracht der guten schulischen Versorgung im nahen Kirchheim vor Ort nicht tragfähig sei. Ganz pragmatisch habe Dettingen daher frei werdende Räume sowie vorhandene finanzielle und pädagogische Kapazitäten genutzt, um beispielsweise im kommenden Schuljahr eine Ganztagsgrundschule einzuführen.
Für Andreas Schwarz hat Dettingen den Begriff der Infrastruktur sozial und zeitgemäß definiert. Das sei eine wesentliche Voraussetzung für eine lebensfähige Kommune. Begeistert zeigte sich der Landtagsabgeordnete auch von der Tatsache, dass evangelische Kirchengemeinde und Verwaltung auf Basis eines von 30 Akteuren erarbeiteten Kinder- und Jugendhilfeplans im Rahmen des Familienzentrums kooperieren.
Wilfried Veeser betonte, dass dies alles ohne die hauptamtliche 25-Prozent-Stelle von Inge Eichler, die als Informations-, Anlauf- und Weiterleitungsstelle fungiert, die neue Kooperationspartner findet, Angebote koordiniert und Familienbesuche tätigt, nicht zu leisten wäre. „Wichtig ist vor allem mit Blick auf die Personalkosten eine dauerhafte Förderung“, insistierte Rainer Haußmann. Auch für Brigitte Lösch stellte eine Projektförderung keine zufriedenstellende Lösung dar. Zentrale Herausforderung ist für Andreas Schwarz darüber hinaus, im Bewusstsein der politischen Entscheidungsträger die Notwendigkeit von Familienzentren nachhaltig zu verankern. „Ist das geschafft, geht es um die Finanzierung“, erklärte Schwarz, der es als wichtige Aufgabe ansah, dieses Thema noch stärker zu fördern.