Jede der laut Evolutionspädagogik sieben Entwicklungsstufen beinhaltet verschiedene Bewegungs-, Reaktions- und Verhaltensmuster sowie eine bestimmte Art der Wahrnehmung. Die Bewegung ist dabei in einer neuronalen Verknüpfung stets mit dem Gehirn vernetzt. Los geht es nach der Geburt mit Stufe eins, dem Fisch. Hier bildet sich das Urvertrauen. Es folgen Amphibie, die Neugier, Reptil, also Kraft und Schnelligkeit, Säugetier, nämlich das Fühlen, Affe, das Handeln nach eigenen Zwecken, Urmensch, nämlich dem Einnehmen einer Position, und zuletzt die Stufe Mensch, also Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit.
Jede dieser Stufen beschreibt eine Kombination gegensätzlicher Pole, die im Verhalten des Menschen bestenfalls gleichermaßen verankert werden sollen.
insinnere
Gleichgewicht
zurückfinden.
Ein Beispiel: Stufe fünf (Affe) handelt von der Fähigkeit, sich an die Gesellschaft anpassen zu können, gleichzeitig aber auch die eigene Individualität reifen zu lassen. Eine Stufe zuvor (Säugetier) stehen der Einklang von Nähe und Distanz im Mittelpunkt. Beide Verhaltensweisen sollen im Alltag angewandt, die eigenen Bedürfnisse erkannt und umgesetzt werden können.
Durch innere oder äußere Einflüsse kann es auf jeder Stufe zu Blockaden kommen. "Eine solche Blockade könnte in Stufe eins etwa durch eine Frühgeburt ausgelöst werden, oder aber ein Kind lässt in seiner motorischen Entwicklung das Krabbeln aus", erklärt die Kirchheimer Evolutionspädagogin Tina Ulmer, die im Dezember eine Praxis eröffnet hat. Die zur Stufe zugehörigen Bewegungsmuster samt ihren neuronalen Verknüpfungen können dann nicht vollständig verinnerlicht werden. "Eine solche Blockade kann bis ins Erwachsenenalter Konsequenzen für die intellektuelle, emotionale und soziale Entwicklung des Menschen haben. Das Gehirn vergisst nichts", sagt Ulmer.
Die Folgen sind Defizite in der Koordination, im Verhalten sowie im Denken. Im Gegensatz dazu habe ein vollkommen ausgeglichener Mensch optimalerweise alle sieben Evolutionsstufen problemlos durchlaufen und könne sich dadurch frei bewegen, denken, handeln und in jeder Situation angemessen reagieren. „Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist es eher ungewöhnlich, dass eine Entwicklung völlig blockadefrei abläuft. Reizüberflutung, Anspannung und Stress begünstigen das. Die individuelle Entfaltung und Ausübung der eigenen Talente kommt dabei häufig zu kurz", weiß Tina Ulmer.
Das betreffe Kinder und Jugendliche in ihrem Schulalltag genauso wie Erwachsene im Berufsleben. Mit Hilfe der Evolutionspädagogik sowie ihren jeweils passend zur Stufe ausgearbeiteten Übungen kann man sich auf eine Art innere Spurensuche begeben, um die Blockaden erfolgreich zu lösen. Beispiel: Leidet jemand an einer Rechenschwäche, liegt das Problem oft schon beim Verständnis für rechts und links sowie den dreidimensionalen Raum. Das Dreidimensionale startet ab Stufe vier, sobald der Mensch beginnt, sich freier zu bewegen (Krabbeln als Kind). „Ein Mensch mit Rechenschwäche benötigt erst das räumliche Gleichgewicht, um in der Mathematik mit Addition, Subtraktion oder Formen umgehen zu können", erläutert Ulmer. Passende Übungen hierfür sind etwa Überkreuzübungen und das Balancieren.
Die Grundlage der Evolutionspädagogik bilden Hirnforschung und Kinesiologie. Besonders in der Corona-Situation zeige sich so manche innere Blockade ausgeprägt, beobachtet die Kirchheimerin: „Das ist für uns alle eine Ausnahmesituation. Sozialkontakte fehlen, man verliert eventuell den Anschluss. Häufig fehlt die Tagesstruktur, stattdessen erhöhen sich der persönliche Druck und das Stresslevel. Dazu kommt eine allgemeine Unsicherheit."
Gerade jetzt sei es daher besonders wichtig, genau hinzuschauen - beim Gegenüber genauso wie bei sich selbst. "Wir müssen wieder zurück ins innere Gleichgewicht finden. Bei Schulkindern ist das fürs Lernen elementar", betont die 37-jährige Mutter.
Kontakt Tina Ulmer ist in ihrer Praxis zu erreichen unter der Adresse
mail@evo-ulmer.de
Was bedeutet Evolutionspädagogik?
Die Evolutionspädagogik ist ein pädagogischer Ansatz, der Problemlösestrategien mit Erkenntnissen aus der Gehirnforschung, der pädagogischen Kinesiologie (Bewegungslehre) und der Kommunikationswissenschaft verbindet. Sie wurde 1990 von Ludwig Koneberg am Institut für praktische Pädagogik in München entwickelt. Evolutionspädagogik unterstützt Kinder und Jugendliche bei Lese-/Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche, ADHS/ADS, Lernfrust, Sprachschwierigkeiten, Ängsten, mangelndem Sozialverhalten, geringem Selbstbewusstsein, motorischen Schwächen, Verhaltensauffälligkeiten, Unsicherheit und vielem mehr. Erwachsene erfahren Unterstützung bei Inneren und äußeren Konflikten, Ängsten, Unzufriedenheit, Beziehungsproblemen, Entscheidungsfindung, Wahrnehmungsproblemen. Gleichgewichtsdefiziten, Sinnkrisen, Leistungsdruck bis hin zu extremer Antriebslosigkeit. eis