Weilheim · Lenningen · Umland

Das geistliche WortEin neues Herz

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch (Hesekiel 36,26).

Mit diesem Versprechen, das als Jahreslosung für 2017 ausgewählt wurde, starten die Christen ins neue Jahr. Aber brauchen wir das? Ein neues Herz? Es ist doch erstaunlich, wie zuverlässig und geräuschlos das Herz schlägt – vorausgesetzt, es ist gesund – und wie lange es durchhält! Ein Hochleistungsorgan ist es, von ungeheurer Präzision und Lebensdauer. Eine Herzverpflanzung ist auch heute noch äußerst riskant. Immerhin gehört das Herz zu den zentralen Organen des Körpers. Es ist sein „Herzstück“.

Das zweite Versprechen ist beinahe noch verrückter: ein neuer Geist! Ja, richtig gelesen: ein neuer Geist – als ob auch das Gehirn ein Auslaufmodell wäre, das eines Tages ersetzt werden müsste. Aber das geht ja wohl nicht. Doch es gibt da auch noch eine andere Dimension. Ich habe gespürt, wie mein Herz im zu Ende gehenden Jahr immer härter wurde, immer verschlossener. Ja, die permanenten Schreckensnachrichten haben es hart gemacht wie einen Stein. Ich wollte nichts mehr an mich heranlassen, ich wollte mich nicht mehr berühren lassen. Nein, es sollte mir nichts mehr zu Herzen gehen. Ich habe es einfach nicht mehr ertragen.

Auch mein Geist war davon betroffen. Ich hatte immer weniger Lust, darüber nachzudenken, wa­rum so viele Menschen aus Kriegs-, Hunger- und Armutsgebieten zu uns gekommen sind. Ich wollte mich mit ihren Nöten und Sehnsüchten einfach nicht mehr beschäftigen. Schließlich habe ich genug eigene Probleme. Ich kann nicht auch noch die von anderen lösen.

Und dann wollte ich natürlich Weihnachten feiern. Möglichst ungestört. In meinen eigenen vier Wänden. Die Welt mit ihren Konflikten sollte draußen bleiben. Da ist die Jahreslosung schon eine Herausforderung. Sie bringt mein Herz in Wallung, es wird lebendig, es bewegt sich wieder und kann mitfühlen. Und mein Geist regt sich, mir kommen Zweifel, ob ich so abgeschottet weiterleben kann. Ich denke weiter und fange an, mich zu öffnen. Gott schenkt mir ein neues Herz und einen neuen Geist! Ich lebe!

Stefan Herb Pastor der evangelisch-methodistischen Zionskirche in Kirchheim