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Das Kurhaus steht als Reserve bereit

Pandemie Die Rehaklinik Bad Boll bereitet sich darauf vor, Corona-Patienten zu behandeln, die nicht beatmet ­werden müssen. Auch die Vinzenz-Klinik in Bad Ditzenbach will helfen. Von Jürgen Schäfer

Der Kurpark Bad Boll ist ziemlich verwaist, denn der Betrieb ist reduziert. Das Haus steht bereit, Corona-Patienten mit leichter
Der Kurpark Bad Boll ist ziemlich verwaist, denn der Betrieb ist reduziert. Das Haus steht bereit, Corona-Patienten mit leichterem Verlauf aufzunehmen. Foto: Jürgen Schäfer

Die Corona-Pandemie erfasst auch den Betrieb der Kurhäuser im Kreis. Die Rehaklinik in Bad Boll soll, wie das Mutterhaus Christophsbad in Göppingen, im Fall des Falles Corona-Patienten aufnehmen, die nicht beatmet werden müssen. Dies geschieht im Rahmen der landkreisweit koordinierten Vorgehensweise, teilt das Christophsbad mit.

Das Kurhaus diente im Zweiten Weltkrieg als Lazarett. Jetzt wird es bei der größten Herausforderung seit eben dem Zweiten Weltkrieg, so die Worte von Kanzlerin Angela Merkel, möglicherweise wieder gebraucht. Es ist jetzt in Reserve, sagt Pressesprecherin Alma Przywara vom Christophsbad. Das ist für die Göppinger Klinik, die die Rehaklinik Bad Boll vor sieben Jahren übernommen hat, nur logisch. Das Christophsbad selbst hält sich mit Behandlungsplätzen bereit, falls die Klinik am Eichert überfordert wird. So sei das in Abstimmung mit dem Landkreis geregelt. „Gemeinsam gegen Corona - die Rehaklinik Bad Boll und das Klinikum Christophsbad unterstützen die Akutkrankenhäuser im Landkreis“, heißt die Marschroute.

Abgetrennter Gebäudeteil

Das ist schon zwei Wochen so. Auch in Bad Boll wurden Voraussetzungen für die Behandlung von Patienten geschaffen. Heißt: Eine Isolierstation, auf der die nicht so schweren Fälle behandelt werden können und die in einem abgetrennten Gebäudeteil eingerichtet wird. Das sind 27 Betten, sagt Alma Przywara. 27 von 155 Betten, die das ganze Haus hat. Kein großer Anteil. Aber: „Das ist schon viel“, stellt Alma Przywara klar. Im Christophsbad stehe eine Station mit 15 Betten bereit, weitere würden vorgehalten.

Das Kurhaus hat den Platz dafür - der normale Betrieb geht zurück. Die orthopädische Rehaklinik hat noch Patienten, die vor Corona kamen, und wenn sie wieder gehen, wird man sehen, wie es weitergeht. Die 27 Betten sind soweit also kein Problem. Auch nicht die Ärzte und Pflegekräfte, die man für Corona-Patienten bräuchte. Die Rehaklinik hat sie, und das Christophsbad würde noch Pflegekräfte schicken. Der Personaleinsatz wird dann sowieso von der Zentrale aus gesteuert, so die Sprecherin. Aufgenommen werden in der Isolierstation Patienten, die mit Sauerstoff versorgt werden müssen, aber noch selbst atmen können. Auch Menschen mit Fieber, mit unguten Symptomen, aber nicht alle Corona-Infizierten. „Wer nicht behandlungspflichtig ist, bleibt zuhause“, sagt Alma Przywara.

Noch braucht man diese Behandlungsplätze nicht. Noch ist die Klinik am Eichert Herr der Lage, und alle hoffen, dass es so bleibt. Aber gute Vorbereitung ist alles. Im Christophsbad ist es auch ruhiger geworden, der Betrieb läuft noch mit 50, 60 Prozent, sagt die Sprecherin. Ein Teil des Personals sei nach Hause geschickt worden. So sei die Gefahr der Ansteckung noch einmal verringert, wenn man sie wieder braucht.

Schutz ist im Klinikbetrieb das A und O geworden. „Wir haben seit Wochen Masken“, sagt Alma Przywara. Das Personal trägt sie, und im Verdachtsfall auch der Patient. In der Rehaklinik Bad Boll müsse auch Mund- und Nasenschutz haben, wer dem Patienten nahe kommt. Therapeuten hätten auch nicht mehr so viel zu tun und können eingreifen, wenn’s ernst wird. Bad Bolls Bürgermeister Hans-Rudi Bührle lobt: „Ich finde es anerkennenswert. In dieser Krisensituation muss man zusammenhalten.“

Weitere Kapazitäten

Antrag: Die Rehaklinik in Bad Ditzenbach hat beim Sozialministerium beantragt, Reservekrankenhaus für Corona-Kranke mit leichtem Krankheitsverlauf zu werden. Maximal 35 Plätze stünden zur Verfügung, so Betriebsleiter Michael Skorzak. Weitere Patienten könnten nur aufgenommen werden, wenn das Personal aufgestockt werde.

Option: Der Antrag umfasst auch die Luise von Marillac-Klinik in Bad Überkingen. Diese Option werde nur im Notfall genutzt, so Skorzak. js