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„Das moderne Dach ist grün“

Städteplanung Die ersten zwei Entwürfe für das geplante Wohngebiet Guckenrain-Ost in Dettingen liegen vor. Eine wichtige Frage: wie umgehen mit den derzeit verpachteten Gartenflächen. Von Iris Häfner

Die ersten Vorentwürfe für das Wohngebiet Guckenrain-Ost in Dettingen liegen vor. Damit soll das Baugebiet abgerundet werden. Einst war das in den 1970er-Jahren an der Entwässerung gescheitert. Jetzt kann die noch unbebaute, rund 2,6 Hektar große
 

Die Garantie für Bauplätze funktioniert nicht mehr so einfach.
Jörg Neubauer, Kämmerer in Dettingen

 

„Ecke“ an der K 1250 an den Sammelkanal, der von Bissingen und Nabern in Richtung Gruppenklärwerk Wendlingen fließt, angeschlossen werden. 

„69 Dettingerinnen und Dettinger haben Interesse bekundet“, erklärte Bürgermeister Rainer Haußmann dem Gemeinderat. Die Spannbreite erstreckt sich von bezahlbaren Mietwohnungen bis hin zu Eigenheimen. Dazu kommt noch eine Besonderheit. „Es gibt dort verpachtete Flächen, die als Gärten genutzt werden. Darum haben wir zwei Planvarianten erstellt. Die Frage lautet deshalb: Die Gärten kündigen – oder nicht“, so der Schultes. Teilweise seit Jahrzehnten bestehen die Pachtverträge. „Es gibt auch baulichen Anlagen dort. Wie gehen wir künftig damit um? Soll weiterhin Pacht verlangt werden?“, stellte Kämmerer Jörg Neubauer die Frage in den Raum. Das sei nicht nur eine Frage des Preises, sondern auch, ob die Gemeinde auf Bauland verzichtet. „Diese Frage müssen wir grundsätzlich klären“, sagte Jörg Neubauer. Das Ganze sei ein ergebnisoffener Prozess, an dem aller Wahrscheinlichkeit nach eine gutachterliche Bewertung stehen wird, zu welchen Konditionen die Flächen verkauft werden. Denn schließlich habe die Gemeinde Aufgaben zu erfüllen, die finanziert werden müssen. 

Architekt Ralf Duffner vom Büro Zoll stellte die zwei Varianten vor. Wie im Baugebiet Goldmorgen soll es kleine Wendeanlagen geben, um die Bebauung zu ermöglichen. Es soll Reihen-, Einfamilien- und Doppelhäuser geben. Im Übergang zwischen Bestand und Neubaugebiet sind Satteldächer geplant. „Der überwiegende Teil der Gebäude wird aus ökologischen Gründen ein Flachdach besitzen", erklärte Ralf Duffner. Die „grünen Dächer“ würden das Regenwasser zurückhalten und seien deshalb klimaverträglicher als die Satteldächer. Eine Energiekonzeption soll erstellt werden und ein Wohnungsmix entstehen, auch an Lärmschutz und einen kleinen Kinderspielbereich ist gedacht. 

Die beiden Varianten unterscheidet allein der Umgang mit den Gartenflächen. Variante A schließt die Gemüsegärten mit in die Wohnbebauung ein und enthält 110 Wohneinheiten. Die unterteilen sich in 14 Wohneinheiten in Einfamilienhäusern, 26 in Doppelhäuser, zehn in Reihenhäusern und 60 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern. Variante B enthält sechs Wohneinheiten – drei Doppelhäuser – weniger.

„Dichte, Höhe und Standard der Gebäude müssen den heutigen Gegebenheiten angepasst sein. Es ist ein Geschoss mehr drauf als früher“, erklärte Rainer Haußmann. Für Grün- und somit Flachdächer würden zwei Aspekte sprechen: Sie sind gut fürs Kleinklima und halten das Regenwasser zurück, das somit gedrosselt und gefiltert werde. „Sonst bräuchten wir größere Retentionsflächen. Das moderne Dach ist grün und hat eine PV-Anlage“, so der Schultes. Geprüft werde, wie zeitgemäße und ökologisch sinnvolle Bebauung aussehen und nachhaltig gestaltet werden kann. Es werde keine Gasleitung mehr nötig sein, um die Gebäude zu wärmen oder zu kühlen. Aus Abwasser Wärme zu gewinnen, wäre ein großer Schritt. „Was heißt bezahlbarer Wohnraum? Möglicherweise kein Stellplatz und auch nicht barrierefrei – wir wissen vieles noch nicht“, sagte Rainer Haußmann. Das Eigenheim werde aber weiterhin nachgefragt.

Peter Beck ist davon überzeugt, dass mehr aus den Entwurf herausgeholt werden kann, als aktuell dargestellt. Er würde die Realisierung nicht allein über die Preise regeln wollen, um günstigen Wohnraum schaffen zu können. „Vielleicht haben Menschen Ideen, auf die wir gar nicht kommen“, sagte er und nannte das Stichwort Genossenschaft. Außerdem könnte er sich auch Gemeinschaftsgärten vorstellen. „Gemeinschaftsgärten verschlechtern die Bilanz, das ist ein Zielkonflikt. Wie bewerten wir diese Flächen?“, erklärte dazu Rainer Haußmann. Dettinger Bürger klar zu bevorzugen hat auch so seine Tücken. „Die Bauplatzgarantie funktioniert nicht mehr so einfach. Da haben wir eine rechtliche Baustelle, die abendfüllend ist“, brachte Jörg Neubauer den Gemeinderat schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

Das Gremium beauftragte die Verwaltung, ein Stimmungsbild bei den Eigentümern und den Bürgern einzuholen. Außerdem gab es dem Büro Geoteck den Auftrag für einen Vorentwurf für die Erschließung des Gebiets.

 

Info Am Mittwoch, 1. Dezember, findet um 18 und um 20 Uhr in der Schlossberghalle eine Bürgerinformationsveranstaltung statt. Dabei will die Verwaltung mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Es gilt die 2-G-Regel und eine Voranmeldung unter der Telefonnummer 0 70 21/50 00-15 oder per E-Mail an s.koller@dettingen-teck.de ist erforderlich. Für die Grundstückseigentümer findet eine gesonderte Veranstaltung statt. Dazu wurde bereits persönlich eingeladen.