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Das neue Schulgebäude steht

Richtfest Der Rohbau für die Erweiterung am Michaelshof in Hepsisau ist fertig –  ein Jahr später als geplant. Über Verzögerungen und den Bau in Rekordzeit. Von Bianca Lütz-Holoch

Vom Tal aus fällt das neu entstandene Gebäude am Michaelshof in Hepsisau kaum auf. Umso spektakulärer ist der Blick aus dem gerade fertiggestellten Rohbau: Riesige Fenster geben den Blick frei auf die Limburg und das Tal, auf Streuobstwiesen, Wälder und Ortschaften. Beim Richtfest hatten Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte
 

„Das muss man erst mal stemmen.
Jens Binder-Frisch, der Einrichtungsleiter des Michaelshofs über die Kostensteigerungen

 

und Mitarbeitende nun Gelegenheit, einen Blick in „ihr“ neues Schulhaus zu werfen. Entstanden ist es auf einer Freifläche über dem bestehenden Schulgebäude am Hang.

Der Neubau beherbergt eine große Küche, die die Wohngruppen und die zukünftige Kita am Lichteneck mit Mittagessen versorgt. Außerdem gibt es einen Raum für Elterngespräche und Versammlungen, ein Lehrerzimmer, ein Klassenzimmer, einen Computerraum und einen Bibliotheksbereich.

„Innerhalb von zwei Wochen stand das 350-Quadratmeter-Gebäude – inklusive Dach“, zeigt sich Jens Binder-Frisch, Einrichtungsleiter des Michaelshofs, beeindruckt von dem „atemberaubenden“ Tempo, das die Zimmerleute vorgelegt haben. „Handwerker und Planer haben hervorragende Arbeit geleistet.“

Beim Bau mussten sie einen strengen Zeitrahmen einhalten. „Wir hatten die Auflage, dass wir wegen brütender Vögel nur von Oktober bis Februar bauen dürfen.“ Die Teile hatte das Holzbau-Unternehmen Pfnür schon vorab angefertigt. Sie wurden per Sattelschlepper über die Steige zum Michaelshof gebracht – ein aufsehenerregendes Unterfangen.

So zügig wie der Rohbau ist nicht alles über die Bühne gegangen. „Der Baugenehmigungsprozess hat eineinhalb Jahre gedauert“, sagt Jens Binder-Frisch. Um rund ein Jahr hat sich der Baubeginn verzögert. Bezugsfertig soll das Gebäude nun im Frühjahr 2024 sein.

Kurzzeitig stand in der Genehmigungsphase sogar das gesamte Projekt infrage. Denn je weiter die Zeit fortschritt, desto höher stiegen die Preise. „Die geschätzten Kosten liegen jetzt bei 2,2 Millionen statt wie geplant 1,8 Millionen Euro“, so der Einrichtungsleiter. „Das muss man erst mal stemmen.“ Und das ist nicht alles: Durch die Verzögerung sind fest eingeplante KfW-Fördermittel weggefallen: „Da ging es um rund 180 000 Euro Zuschuss“, sagt Jens Binder-Frisch. Er ist einer von drei gleichberechtigten Vorständen im Trägerverein Michaelshof Ziegelhütte, der das Projekt finanziert. 30 Jahre lang wurde für den Neubau gespart.

Trotz aller Widrigkeiten hat der Michaelshof an dem Neubau festgehalten – und an den hohen Maßstäben: „Wir haben sehr auf Nachhaltigkeit geachtet“, sagt Architekt Christopher Kieser vom Büro Schober Architekten. Gebaut worden ist das neue Schulhaus in Holzständerbauweise. Für Wände und Dämmung sind Holz und Frischholzplatten zum Einsatz gekommen. Auch der Rest des Gebäudes soll so weit wie möglich aus recycelbaren, CO2-neutralen Rohstoffen erstellt werden, wie Jens Binder-Frisch erläutert. Eine Ausnahme bildet beispielsweise die Dachpappe auf dem Flachdach. „Da wollten wir auch nicht experimentieren.“

Der Clou kommt noch zum Schluss: Über dem Gebäude schwebend, wird ein rund zehn Meter breiter Steg errichtet – als Aussichtsplattform, um auch vom Hof aus die Sicht ins Tal zu gewährleisten.

Übrigens: Dass es die Schulerweiterung überhaupt gibt, ist dem Hausmeister des Michaelshofs zu verdanken, wie Jens Binder-Frisch betont. Johannes Barth hatte die zündende Idee, den Neubau einfach auf die Freifläche über dem alten Schulgebäude zu stellen – und bereitete damit der jahrelangen, vergeblichen Suche nach einem geeigneten Bauplatz ein Ende.  

 

Die Schule braucht dringend neue Räume

Um zeitgemäßen Unterricht in den Kleinklassen gewährleisten zu können, braucht die Schule am Michaelshof dringend neue Räume. Ein Computerraum und ein Lehrerzimmer mit Einzelarbeitsplätzen fehlen bislang ganz. Benötigt werden auch weitere separate Arbeitsbereiche für Schüler. Parallel zum Neubau hat die Schule begonnen, ihre bestehenden Klassenzimmer umzubauen und neu aufzuteilen: Kleinere, aber dafür mehr Zimmer, lautet die Devise. ​​​​​​​

Ein Grund für den Raummangel ist, dass die oberen Stockwerke im alten Fachwerkhaus vor einigen Jahren aus Brandschutzgründen stillgelegt wurden. Nur noch das Erdgeschoss des Gebäudes aus dem Jahr 1937 ist in Nutzung. Dort befinden sich aktuell die Küche, die die Wohngruppen mit Essen versorgt, ein Therapieraum und ein Besprechungszimmer.

Eine Sanierung des Fachwerkhauses kam für den Michaelshof nicht infrage. Das liegt zum einen an den hohen Kosten, die anfallen würden, um das Haus so umzubauen, dass es alle Auflagen erfüllt. Zum anderen hat man festgestellt, dass der Saal neben dem Fachwerkhaus langsam Richtung Tal rutscht. Das heißt, die beiden Gebäude würden irgendwann auseinanderbrechen. Der Abriss des Fachwerkhauses ist für das Jahr 2026 geplant. So lange bleibt es aus Kostengründen noch stehen. bil