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„Das wäre doch was für dich“

Kirche Anfang März hat Diakon Rainer Wagner seinen Dienst in der Seelsorgeeinheit angetreten. Es ist bereits sein dritter Start in Kirchheim. Von Peter Dietrich

Rainer Wagner ist der neue Diakon der Seelsorgeeinheit Kirchheim. Seit Anfang März hat er seinen Dienst in der Sankt-Ulrichs-Kir
Rainer Wagner ist der neue Diakon der Seelsorgeeinheit Kirchheim. Seit Anfang März hat er seinen Dienst in der Sankt-Ulrichs-Kirche angetreten. Seine Frau wohnt noch in Leutkirch.Foto: Peter Dietrich

Aufgewachsen ist Rainer Wagner in Gönningen bei Reutlingen - also in einem evangelisch geprägten Dorf. Seine Familie war jedoch katholisch geprägt: Der Vater half, in Gönningen die erste katholische Kirche zu bauen, und war später jahrzehntelang Mesner. Da lag ein kirchlicher Werdegang als Ministrant und in Jugendgruppen nahe. Als Jugendlicher half Rainer Wagner begeistert in der Stadtteilarbeit der Muttergemeinde Heilig Geist in Reutlingen mit. Nach dem Abitur und dem Zivildienst machte er eine Ausbildung zum Erzieher. „Meine Zeit des Abstands zur Kirche kam mit etwa 20“, erinnert er sich. „Das war die Zeit des Konflikts mit Professor Hans Küng.“

1986 hat Paul Wagner ein Jahr lang bei der Kirchheimer Paulinenpflege gearbeitet, dann wechselte er für zehn Jahre an die Johannes-Wagner-Schule Nürtingen, eine Schule für sprach- und hörgeschädigte Kinder. Nach der Geburt des dritten Kindes nahm er zwei Jahre Erziehungsurlaub und kümmerte sich um seine Kinder. Währenddessen machte er an den Abenden eine Fort- und Weiterbildung in Sozialpädagogik. An der Roßdorfschule Nürtingen leitete er das Landesprojekt „Hort an der Schule“. „Das war eine Vorstufe des Ganztagsbetriebs.“

Wieder in Kontakt zur Kirche kam Rainer Wagner durch seine Kinder, das war in Beuren. Er wurde dort Kirchengemeinderat und Wort-Gottes-Feier-Leiter, Mitbegründer der dortigen Sternsinger und machte bei der Erstkommunion-Vorbereitung mit. Sein Pfarrer, eine Franziskanerpater, sprach ihn an, ob er nicht Diakon werden wolle: „Das wäre doch was für dich.“

So begann er im Alter von etwa 35 Jahren mit der theologischen Ausbildung im Fernkurs, sie dauerte drei Jahre. Die diözesane Ausbildung dauerte danach vier Jahre, alles neben der Arbeit in der Roßdorfschule. Im Gemeindepraktikum kam Rainer Wagner das zweite Mal nach Kirchheim, zur Sankt-Ulrichs-Kirche, seinem jetzigen Dienstsitz. Eine seiner Aufgaben war damals die Förderung der Eine-Welt-Bewegung - er wurde zu einem der Geburtshelfer des Kirchheimer Weltladens.

Schon während seiner Ausbildung ging er als Pastoraler Mitarbeiter in die Seelsorgeeinheit Hohenneuffen, im Mai 2004 wurde Rainer Wagner zum Diakon geweiht. Es folgten insgesamt fast 14 Jahre in der Seelsorgeeinheit St. Martin in Leutkirch im Allgäu. „Nach so langer Zeit ist es Zeit für einen Wechsel.“

Die Theorie, dass darüber allein der Bischof entscheidet, begann in der Praxis mit einem guten Tipp aus dem Bischöflichen Ordinariat: In Kirchheim sei eine Stelle frei. „Die Ausrichtung der Gesamtkirchengemeinde, die sozial engagiert sein will, hat mir sehr zugesagt.“ In Neuffen wohnen, wo auch die älteste Tochter mit zwei Enkeln wohnt? Das war ebenfalls ein guter Ausblick. Der Diakon bewarb sich, Bischof Dr. Gebhard Fürst hat zum Wohle aller entschieden.

Oft in der Natur unterwegs

Jetzt ist Rainer Wagner für den Kinder- und Jugendhospizdienst im Landkreis zuständig, den die katholische Gesamtkirchengemeinde gemeinsam mit den Maltesern betreibt. Er kümmert sich um Senioreneinrichtungen, koordiniert die soziale Arbeit der Gesamtkirchengemeinde, um Orte des Zuhörens und um Gottesdienste, Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Auch der Weltladen, den die Katholiken mittragen, zählt wieder zu seinem Bereich.

Wer will da noch nach Hobbys fragen? „Wenn ich Zeit habe, bin ich gerne viel draußen zum Wandern und Bergwandern. Und ich möchte wieder in einem Chor mitsingen.“ Wenn er zum Lesen kommt, dann gerne etwas von Professor Klaus Kießling: „Die Pastoralpsychologie verfolge ich mit großem Interesse.“

Einen kleinen Wermutstropfen hat der Wechsel jedoch. Seine Frau Regina, die an der Grundschule in Leutkirch unterrichtet, kann erst zum nächsten Schuljahr wechseln. Der Versetzungsantrag ist gestellt, die neue Schule noch nicht bekannt. So bleibt beiden bis zu den Sommerferien nur eine Wochenendbeziehung.