Weilheim · Lenningen · Umland

Das Wetter genau im Blick

Familie Rau aus Notzingen hat eine Wetterstation im Garten

Im großen Garten der Familie Rau aus Notzingen ist ein kleines, quadratisches Erdfeld angelegt. In und um dieses Feld befinden sich verschiedene Messgeräte der hauseigenen Wetterstation, deren Daten an den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet werden. In der Familie ist Annette Rau die „Herrin“ über die Wetterdaten.

Annette Rau überprüft den Regenmesser der Wetterstation, die sich direkt hinter ihrem Bauernhaus befindet. Die Daten werden auto
Annette Rau überprüft den Regenmesser der Wetterstation, die sich direkt hinter ihrem Bauernhaus befindet. Die Daten werden automatisch übermittelt, geleert werden muss der Behälter aber von Hand. Foto: Katja Eisenhardt

Notzingen. Zur Rau‘schen Wetterstation gehören neben dem besagtem „Erdbodentemperaturmessfeld“ auch ein zwei Meter hohes Messgerät für Temperatur und Luftfeuchte, ein automatischer Regenmesser und ein Stromkasten für die Anlage. Annette Rau betreut die Station, deren Daten regelmäßig an den Deutschen Wetterdienst in Offenbach übertragen werden. „Die werden stündlich ans Rechenzentrum übertragen“, erklärt sie. Seit 2012 lauft der Großteil automatisch, davor bedeutete die Betreuung der Wetterstation noch einen weit größeren Aufwand: „Morgens, mittags und abends mussten die aktuellen Messdaten zu vorgegebenen Zeiten erfasst werden – das ganze Jahr über“, erklärt Rau. Seit der Umstellung steht von Mai bis September vor allem die Pflege der Geräte und des Erdfeldes im Vordergrund. „Von Oktober bis April muss ich dann unter anderem jeden Morgen zu einer bestimmten Zeit nach möglichem Schnee schauen, die Höhe messen und an den Wetterdienst durchgeben. Liegt über fünf Zentimeter, messe ich mit der Schneesonde.“ Diese Ergebnisse sind etwa für den Hochwasserschutz von Bedeutung. In diesen Monaten ist die Arbeit mit der Wetterstation folglich wieder zeitaufwendiger. Bei Regen muss zusätzlich das Behältnis des Regenmessers geleert werden.

Die Daten gibt Annette Rau – neben jenen, die mittlerweile automatisch eingespeist werden – dann in ihr „Terminal“ ein, die AMDA III-Station (Automatische Meteorologische Datenerfassungsanlage). Der Stromkasten übermittelt die Daten via Funk an das Terminal. Erfasst werden Lufttemperatur, Luftfeuchte und Niederschlagshöhe, an manchen Stationen auch noch die Sonnenscheindauer, die Erdbodentemperatur sowie die Windrichtung und -geschwindigkeit. „Für Letzteres haben wir hier allerdings eine doch zu dichte Bebauung, das funktioniert eher auf den höher gelegenen freien Flächen“, so Rau. Die Daten der AMDA III-Station werden als stündliche Kurzmeldungen an den Deutschen Wetterdienst weitergeleitet. Dafür gibt es eine ganze Reihe vorgegebener Zeichen: Ein schwarzer Punkt steht etwa für Regen, bei der Zustandsbeschreibung des Erdbodens bedeutet beispielsweise 0 trocken, 2 nass und 5 Glatteis. „Auch wenn ich es nicht mehr müsste, vieles trage ich für mich zur Übersicht nach wie vor von Hand in die Messhefte ein, zum Beispiel die Tiefst-, Mittel- und Höchsttemperatur am Tag oder die Angaben zum Schnee. Ab Oktober ist Letzteres dann auch wieder Pflicht“, erklärt Rau. Über die Jahre wurden so schon zahlreiche Hefte gefüllt. Über das Terminal lassen sich immer die Werte der vergangenen 14 Tage zurückverfolgen.

„Die Wetterstation gibt es seit 2003 auf dem Hof, ursprünglich hat sie mein Schwiegervater betreut und ich habe etwas ausgeholfen. Als wir den Hof 2008 übernommen haben, habe ich auch die Wetterstation weitergeführt. Unser Garten ist dafür gut geeignet, denn er ist recht groß und bietet eine ausreichend freie Fläche“, erzählt Annette Rau. Der Deutsche Wetterdienst hat genaue Vorgaben, wie eine solch geeignete Fläche aussehen sollte, um genaue Messergebnisse zu bekommen. So muss das Erdbodentemperaturmessfeld etwa eben und ohne Bewuchs sein, es darf sich darauf kein Regen- oder Schmelzwasser ansammeln und es sollte möglichst sicher vor Schneeverwehungen sein. Der Messplatz muss laut Wetterdienst zudem „mit Ausnahme der Sonnenaufgangs- und Untergangszeiten von der Sonne beschienen werden können, mindestens aber über den Mittag.“ Sprich, zu viele Sträucher, Bäume oder nahegelegene Wohngebäude würden genaue Messungen gefährden. Die Arbeit mit einer Wetterstation sei wirklich interessant, bestätigt Annette Rau: „Man lernt immer wieder etwas dazu und sei es im technischen Bereich.“