Weilheim · Lenningen · Umland
Das wünschen sich Jugendliche​​​​​​​

Beteiligung Einen Monat lang haben sich Mädchen und Jungen in Lenningen nach Plätzen umgesehen, an denen sie in ihrer Freizeit etwas vermissen. Jetzt ist der Gemeinderat am Zug. Von Anke Kirsammer

Ein attraktiverer Skaterplatz und sichere Fahrradständer an den Schulen – zwei Punkte, die sich Lenninger Kinder und Jugendliche dringend wünschen und die der Gemeinderat angehen will. Einen Monat lang hatten Zehn- bis 21-Jährige im Oktober als „Ortsteildetektive“ nach Plätzen gefahndet, die ihrer Ansicht nach besser ausgestattet gehören. Unter dem Slogan „Lenningen mit deinen Augen sehen“ hatte das Jugendhaus Café Olé die moderne Art der Jugendbeteiligung organisiert. 

Statt mit Zettel und Stift zogen die Jugendlichen mit ihren Smartphones los, um die verschiedenen Ortsteile unter die Lupe zu nehmen. Gezielt gingen sie auch dorthin, wo sie sich gerne aufhalten, es ihnen aber an Entscheidendem fehlt. Die Café-Olé-Leiterin Lisa Mezger und der pädagogische Mitarbeiter Felix Schlienz hatten die Mädchen und Jungs auf ihren Streifzügen teilweise begleitet. Auch wenn die Nutzung der App #Stadtsache offenbar nicht ganz einfach war: Zusammengetragen wurden in Form von Bildern, Videos, Texten oder Sprachnachrichten eine ganze Reihe von Ideen. Darunter viel Naheliegendes wie frei zugängliche Flächen zum Kicken und kostenloses WLAN an öffentlichen Plätzen. Einzelne Wünsche, wie beheizbare Buswartehäuschen oder ein Drei-Meter-Brett im Freibad werden dagegen Wünsche bleiben. Für das Drei-Meter-Brett im Lenninger Freibad etwa fehlt schlicht die vorgeschriebene Beckentiefe.

Zig Jugendliche waren als „Detektive“ durch die Orte gestromert. Sieben nutzten im Gemeinderat die Chance, das Ergebnis in Form eines Rankings vorzustellen. Ganz oben auf der Hitliste: der Skaterplatz. Dort wollen die Nutzerinnen und Nutzer nicht nur eine Halfpipe, sondern auch eine Bank mit einer Handyladestation. Außerdem poppte die Idee auf, in dem Bereich eine große Inliner- und Rollschuhbahn anzulegen.

 

Damals hieß es, auf einer Halfpipe kann fast keiner fahren.
Michael Schlecht
Bei einem Jugendforum 2013 flog der Wunsch nach einer Halfpipe von der Liste.    
 

Für überraschte Gesichter sorgte im Gemeinderat die Anregung, einen Bordstein gegenüber der Bäckerei Salcher in Unterlenningen barrierefrei zu gestalten. Die Räte hatten nicht damit gerechnet, dass die Jugendlichen auch derlei Vorschläge machen: „Den Bordstein abzusenken, hätte auch für Ältere Vorteile“, meinte Volker Hofmann dazu. „Auch sie tun sich dort teils schwer.“ Sollte der Umbau gemacht werden, würde Bürgermeister Michael Schlecht ihn deshalb nicht unter dem Ausgabenblock „Jugendbeteiligung“ eintüten. Anerkennend sagte er: „Der Vorschlag zeigt, man guckt über den Tellerrand hinaus.“

Konsens herrscht im Rat darüber, dass der Skaterplatz Priorität hat. Michael Schlecht veranschlagte eine Halfpipe jedoch mit rund 20 000 Euro, und er erinnerte daran, dass sie nach reiflichem Überlegen schon einmal von einer Wunschliste geflogen war. Beim ersten Jugendforum 2013 hatten die Skater selbst erkannt, dass sie nur von wenigen genutzt werden kann. Installiert wurde schließlich eine Funbox mit vielerlei Funktionen. „Damals hieß es ‚auf einer Halfpipe kann fast keiner fahren‘ “, sagte der Rathauschef rückblickend. Jetzt müsse überlegt werden, wovon die Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer etwas habe.

Bolzplätze nutzbar machen

Verfolgt werden soll auch das Anbieten von WLAN an öffentlichen Plätzen und das Optimieren von Fahrradständern. Dafür machten sich eine ganze Reihe von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten stark. Alice Kurz würde gerne prüfen lassen, ob es im nichtöffentlichen Raum eine Abstellmöglichkeit gibt. Auch Falk Kazmaier begrüßt, dass die Jugendlichen mit dem Fahrrad zur Schule kommen. Er regte an, an dem überdachten Platz an der Werkrealschule kleine Einheiten zu bilden, und er will prüfen, ob sich im Café Olé ein Boxsack aufhängen lässt. Angekommen ist im Ratsgremium auch der Wunsch, Bolzplätze besser nutzbar zu machen. Für den Bolzplatz in Hochwang sagte Kurt Hiller die Hilfe der örtlichen Interessengemeinschaft beim Erneuern der Tore zu, Beate Etzel brachte ins Spiel, den verwaisten Sportplatz in Gutenberg wiederzubeleben. Die Debatte darüber, wofür Geld bereitgestellt wird, übertrug das Ratsgremium dem Verwaltungs- und Finanzausschuss.

Das Jugendhaus-Team greift ebenfalls Vorschläge der Jugendlichen auf: Der Wunsch nach einer neuen Konsole im Café Olé ist bereits umgesetzt, geplant sind Aktionen wie asiatisch Kochen oder das Herstellen von Süßigkeiten. Außerdem hat der Kreisjugendring ein Busle für die mobile Jugendarbeit beschafft. Lisa Mezger freut sich schon auf dessen Einsatz: „Wenn er ausgestattet ist, klappern wir damit die Ortsteile ab.“

 

Die Wunschliste der Ortsteildetektive

Das Ranking der Lenninger Ortsteildetektive führt der Wunsch nach einem reizvolleren Skaterplatz an. Öffentliches WLAN an Bahnhof, Schule, Marktplatz und in der Grünanlage zwischen Hofbrücke und Schlössle rangiert auf Platz zwei. Den dritten Platz belegt ein Drei-Meter-Brett im Freibad. Weitere Anliegen sind Sport- und Bolzplätze ohne Einschränkungen, ein Boxautomat im Jugendhaus, öffentliche Toilettenhäuschen am Oberlenninger Marktplatz und ein barrierefreier Bordstein gegenüber der Bäckerei Salcher in Unterlenningen. Zudem hätten die Kinder und Jugendlichen gern beleuchtete und warme Buswartehäuschen sowie sichere Fahrradständer am Café Olé und an der Realschule. Auch besondere Geschäfte stehen auf der Wunschliste: so ein Süßigkeiten- und ein Asialaden. ank