Weilheim · Lenningen · Umland

Dem Drucker über die Schulter schauen

Schüler informieren sich bei GO Druck Media über Ausbildungsberufe im Druckgewerbe

Weil für viele Jugendliche die Lehrstellenwahl ansteht, ­informierten sie sich über die Möglichkeiten, die das Druck­gewerbe zu bieten hat.

Der Technische Leiter von GO Druck Media, Bruno Panni, zeigt den Schülern eine Druckmaschine.Fotos: Thomas Krytzner
Der Technische Leiter von GO Druck Media, Bruno Panni, zeigt den Schülern eine Druckmaschine.Fotos: Thomas Krytzner

Kirchheim. Viele Betriebe rund um die Teck beklagen, dass die Ausbildungsplätze kaum vergeben werden können. Zum einen fehlen schlicht die Auszubildenden, zum andern werden oft die Anforderungen der Lehrbetriebe nicht erfüllt. 16 Schüler, für die im kommenden Jahr der Schritt vom Schul- ins Ausbildungsleben ansteht, besuchten im Rahmen des Ferienprogramms des Landratsamtes das Druckhaus der GO Druck Media.

Verschiedene Lehrberufe, etwa der Mediengestalter oder der Drucker, stehen zur Auswahl. Bruno Panni, Technischer Leiter, stellte die Berufe vor und gab den Schülern einen interessanten Einblick in die Abläufe einer Druckerei. Besonders spannend fanden die Jugendlichen, wie eine Tageszeitung entsteht. „Da gehören Recherchieren, Schreiben und Fotografieren genauso dazu wie das Redigieren und die Gestaltung des Layouts, damit morgens eine druckfrische Zeitung auf dem Frühstückstisch liegt“, erklärte Panni. Viele Prozesse sind durch verschiedene Berufsarten geprägt. Da sind die Redakteure ebenso wichtig, wie die Producer und am Schluss der Drucker. „Jeder trägt seinen Teil dazu bei.“ Mit einem Film, der den Entstehungstag des Teckboten zeigt, erhielten die Schüler Einblick in die verschiedenen Berufssparten. Die vielfältigen Druckerzeugnisse konnten sie dann im Vorstellungsfilm der Druckerei kennenlernen.

Der Höhepunkt war der Betriebsrundgang. An der ersten Station, der Druckvorstufe, erklärte Alexander Joos, wie Texte und Bilder verarbeitet werden. Die Jugendlichen erkannten, dass für einen Artikel, eine Katalogseite oder einen Flyer eine Menge Arbeitsschritte nötig sind. Beeindruckt zeigten sich die Besucher auch von den riesigen Druckern und Plottern, die wegen der Lärm- und Geruchsbelästigung in einem separaten Raum abgestellt sind. Dann ging's eine Etage tiefer, und der Geräuschpegel nahm zu: Die Besichtigung der Druckmaschinen stand an. Die Schüler lernten die verschiedenen Druckarten kennen und erhielten zugleich noch Unterricht in Sachen Farben. CMYK ist kein Geheimcode, sondern steht für die vier Grundfarben des Drucks: Cyan (Blau), Magenta (Rot), Yellow (Gelb) und Key (Schwarz). Alle erdenklichen Farbnuancen lassen sich daraus erstellen. Diese Möglichkeiten werden im digitalen Druck auch angewendet. Bruno Panni erklärte an der Maschine, wie die Druckplatten eingelesen werden und wie der Drucker an der Maschine immer wieder die Qualität prüft. „Wenn nötig, korrigiert er während des Druckes die Farbzugaben.“ Danach führte er die Jugendlichen zur Zeitungsrotationsdruckmaschine, auf der an sechs Nächten in der Woche der Teckbote gedruckt wird.

„Am 20. Januar 1832 gab es die erste Ausgabe des Wochenblatts für Kirchheim, und 1856 entstand die Tageszeitung.“ Bruno Panni betonte, dass die große Druckmaschine immer in der Nacht läuft und es bisher kaum Ausfälle gab. Auf die Frage eines Schülers nach der Aktualität der Zeitung erklärte Panni: „Eine Zeit lang können wir mit dem Start des Zeitungsdruckes warten, aber kurz nach Mitternacht ist Deadline. Das heißt, ab dann muss der Druck laufen, damit die Austräger den Teckboten rechtzeitig ausliefern können.

Schüler die sich für einen Beruf im Druckgewerbe interessieren, erhalte im Internet unter www.go-kirchheim.de oder unter www.verband-druck-bw.de zahlreiche nützliche Informationen. Die Industrie- und Handelskammern der Region erteilen ebenfalls Auskünfte zu den verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten.

Bruno Panni
Bruno Panni

„Wir finden keine Drucker“

Bruno Panni
Bruno Panni

Der Lehrstellenmarkt hat sich verändert. Es gibt immer mehr Ausbildungsplätze und immer weniger Lehrlinge, die dafür ­infrage kommen.

Thomas Krytzner

Können Sie Ihre Ausbildungsplätze alle besetzen?

BRUNO PANNI: Nein, wenn wir die Stellen ausschreiben, melden sich für den Beruf des Druckers kaum Inte­ressierte.

 

Welcher Beruf ist im Druckergewerbe beliebt?

PANNI: Für die Ausbildung als Mediengestalter bewerben sich rund 60  junge Menschen, beim Drucker sind es sechs und für den Beruf des Buchbinders interessieren sich gerade Mal noch ein bis zwei Bewerber.

 

Haben Sie die Anforderungen an die Bewerber im Lauf der Zeit gelockert?

PANNI: Schon seit Längerem bieten wir guten Hauptschülern ebenso die Chance auf einen guten Ausbildungsplatz wie den Gymnasiasten. Wir müssen mit der Zeit gehen, um überhaupt noch Auszubildende zu bekommen.

 

Worauf führen Sie das mangelnde Interesse am Beruf des Druckers zurück?

PANNI: Handwerkliche Berufe sind immer weniger gefragt. Die gleiche Situation gab es schon in den 90er-Jahren, als Drucker häufig von anderen Betrieben abgeworben wurden. In die Richtung marschieren wir gerade wieder. Ich vermute, dass die Druckerlehre an Attraktivität verloren hat, weil viele Druckereien ihre Lehrlinge als billige Arbeitskraft benutzt haben.

 

Wie erreichen Sie künftige Schulabgänger?

PANNI: Zum einen durch die Betriebsbesichtigungen, die im Rahmen des Ferienprogramms durch das Landratsamt angeboten werden, aber auch im direkten Kontakt mit den Schulen.