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Dem Himmeldach näher denn je

Feier Die Arbeitsgemeinschaft Hospiz beendete mit einem Gottesdienst und einer Seiltänzerin die Veranstaltungsreihe zu ihrem 25-jährigen Bestehen. Von Monika Läufle

Zu Klänge der Marimba gespielt von Jasmin Kolberg, bewegt sich die Seiltänzerin Janina Drews rhythmisch zur Musik.  Foto: Monika
Zu Klängen der Marimba, gespielt von Jasmin Kolberg, bewegt sich die Seiltänzerin Janina Drews rhythmisch zur Musik (siehe Bild unten). Fotos: Monika Läufle
Ein Spagat in luftiger Höhe ist für Seiltänzerin Janina Drews kein Problem.  Foto: Monika Läufle

Ein Gottesdienst, bei dem einem der Atem stockt? Das erlebten die Besucher in der Martinskirche. Der Grund war Janina Drews. Die Artistin der „Kompanie Himmelstänzerin“ kletterte an einem 16 Meter langen weißen Tuch nach oben. Sie zeigte Spagate, wickelte ihren Oberkörper um das Tuch, ließ es mit den Händen los und fiel — um nach kurzem Fall wieder vom Tuch aufgefangen zu werden.

Musikalisch untermalt wurde sie von Jasmin Kolberg, die mit zwei Schlägeln in jeder Hand auf einer riesigen Marimba spielte. Zunächst ein zeitgenössisches Stück, dann eine Bach-Toccata. Der sanfte Klang des Instrumentes passte perfekt zu der Tuchartistik, die trotz aller Tricks meditativ wirkte. Viele der geturnten Figuren erinnerten an Engel. Daneben symbolisierte das weiße Tuch, das vom Boden bis zur Decke ragte, die Verbindung zwischen Himmel und Erde — ein kleiner Wink zur Hospizarbeit. Die Zuschauer waren gebannt von der Vorführung, die die Predigt umrahmte. Beim Klatschen wunderten sich die Besucher vielleicht auch ein bisschen, warum die Artistin nicht fror, obwohl sie barfuß war und lediglich ein weißes Trikot und Leggins trug, wo sie selbst in dicke Winterjacken eingepackt und mit wollenen Schals an diesem kalten Novembertag auf den Kirchenbänken saßen.

Um sicher zu gehen, dass für die Tänzerin keine Gefahr besteht und die Artistin nicht 16 Meter in die Tiefe fällt, war bei der ersten Begehung in der Kirche ein Statiker dabei.

Neben der Artistin und Musiker- in waren die Ehrenamtlichen die eigentlichen Hauptpersonen. Als sie im Gottesdienst gebeten wurden, aufzustehen, erhob sich in jeder Bankreihe mindestens eine Person. Zurzeit sind es 42, die Sterbende begleiten. Als kleines Dankeschön erhielt jeder von ihnen eine rote Rose und eine Postkarte, auf der ein Kompass abgedruckt war. Der Kompass soll, so der Geschäftsführer der AG Hospiz, Reinhard Eberst, an den Leitspruch der Hospizarbeit erinnern: „Der Sterbende führt und wir begleiten.“

Nach einem kurzem Rückblick auf 25 Jahre Hospizarbeit, trat Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ans Mikrofon: „Die Ehrenamtlichen haben mit ihrem Wirken ein so leises, aber so deutliches Zeichen für Herzlichkeit und Mitmenschlichkeit gesetzt.“ Susanne Kränzle ist Vorsitzende des Hospiz- und Palliativ-Verbandes Baden-Württemberg und leitet das stationäre Hospiz in Esslingen. Sie hofft, „dass jeder Sterbende das bekommt, was er braucht und wünscht. Denn bei der Arbeit mit Sterbenden gibt es keine zweite Chance.“ Deshalb sei ein gutes Netzwerk wichtig, um die Arbeit so gut wie möglich machen zu können. Auch Monique Kranz-Janssen vom Verein „buefet“ betonte, dass die Ehrenamtlichen „flexibel und einfühlsam sein müssen, da sich das Sterben nicht üben lasse“. Bei all den Dankesworten zeigte sich: Auch wenn das Tun der Ehrenamtlichen nicht so sichtbar ist wie etwa die der Vertikaltuch-Artistin: Es ist nicht weniger beeindruckend.