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Der Absturz kommt mit Ansage

Gemeindefinanzen Der Dettinger Kämmerer Jörg Neubauer brachte den Haushalt für dieses Jahr ein. Für 2024 sieht er Licht am Ende des Tunnels. Von Iris Häfner

Mal wieder alles anders wegen Corona. Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann verzichtete bewusst auf seine Haushaltsrede, sagte während der Sitzung des Gemeinderats nur ein paar einleitende Worte: „Wir sollten volkswirtschaftlich sinnvoll agieren und unseren Plan durchziehen.“ Das bedeute, sich antizyklisch zu verhalten. Boomt die Wirtschaft, soll sich die Kommune ein Finanzpolster zulegen, ist das Gegenteil der Fall wie zurzeit, heiße das Gebot der Stunde Umsätze generieren.

„Gemeindefinanzen in Pandemiezeiten bedeutet: Der Haushalt wurde mit heißer Nadel gestrickt“, sagte Kämmerer Jörg Neubauer. Auch er versprach, in gebotener Kürze das Zahlenwerk vorzustellen. Für Fragen hat er jederzeit ein offenes Ohr, um für Klarheit sorgen zu können.

Wie ein roter Faden zog sich die Delle für dieses und das kommende Jahr durch seine Präsentation. Die Finanzen rutschen in diesen zwei Jahren deutlich nach unten ins Minus, nachdem 2020 eines der besten Jahre in der Dettinger Geschichte war. Fast schon gebetsmühlenartig wurde der Vergleich zur Finanzkrise im Jahr 2009 heraufbeschworen, als wegen der Bankencrashs eine große Krise befürchtet worden war - und sich die Wirtschaft erstaunlich schnell erholt hat. Bis zum vergangenen Jahr konnten Rekordeinnahmen verzeichnet werden. Genau auf diesen Effekt setzt der Kämmerer. „Ich rechne mit einer starken Erholung und mit einem leichten Plus in den Folgejahren“, wagt Jörg Neubauer einen Ausblick. Ab 2024 geht er von einer Entspannung der finanziellen Lage aus.

Die kommenden Jahre will er behutsam investieren und neue Maßnahmen anstoßen. Dazu zählt der Naturkindergarten, der in Dettingen nun an den Start geht. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die deutlich gestiegenen Personalkosten für die Kinderbetreuung. Immer mehr Kinder werden über einen deutlich längeren Zeitraum von Erzieherinnen betreut als noch vor ein paar Jahren. Auch ein Klimaschutzmanager nimmt seine Arbeit in der Schlossberggemeinde auf.

Der Kämmerer ging auch auf den „Transferaufwand“ ein. Weil 2020 ein ausgesprochen gutes Jahr war, muss Dettingen zwei Jahre später „bluten“. Dies ist der übliche Zyklus von Geben und Nehmen. Die hohe Steuerkraftsumme fließt dann in die Umlagen für Landkreis, Region und Land ein. Unglücklicherweise fällt das in Dettingen mit einem ähnlichen Rhythmus beziehungsweise starken Schwankungen beim Gewerbesteueraufkommen zusammen - allerdings in umgekehrter Reihenfolge. So treffen hohe Umlageausgaben mit niedrigen Steuereinnahmen zusammen, was kompensiert werden muss. „Viele Firmen trotzen Corona“, zeigt sich der Kämmerer jedoch optimistisch. Die Einkommenssteuer hat sich zu seiner Freude deutlich nach oben entwickelt, die Ausgaben für laufende soziale Aufgaben - Stichwort Kinderbetreuung - aber auch. Doch trotz vieler defizitärer Aufgaben sieht er Licht am Ende des Tunnels nach dem ­„Totalabsturz“ 2022.

Belief sich die Summe ordentlicher Erträge vergangenes Jahr auf knapp 16,74 Millionen Euro, geht Jörg Neubauer 2021 von knapp 14,78 Millionen Euro aus. Dem stehen Aufwendungen von rund 14,42 Millionen Euro 2020 und rund 16,77 Millionen Euro in diesem Jahr gegenüber. Das führt zu einem Gesamtergebnis mit einem Minus in Höhe von knapp zwei Millionen Euro in diesem Jahr - 2020 war es ein Plus von knapp 2,3 Millionen Euro.

Die Ergebnisrücklagen betrugen am 1. Januar knapp sechs Millionen Euro. Bis Ende 2022 geht der Kämmerer aber von Entnahmen in Höhe von rund 4,4 Millionen Euro aus. Er hofft jedoch, Ende 2024 wieder auf einen Betrag von knapp 2,7 Millionen Euro zu kommen. Gab es 2020 einen Zahlungsmittelüberschuss des Ergebnishaushalts von rund 2,77 Millionen Euro, stürzt er in ein Minus von 960 000 Euro, also einen Zahlungsmittelbedarf. Der steigert sich 2022 noch auf ein Defizit von knapp 1,56 Millionen Euro.

Viel Spielraum für Investitionen gibt es 2021 deshalb nicht. Der Bauhof bekommt beispielsweise 140 000 zur Betonsanierung des Salzlagers, für die Siedlungsentwicklung Guckenrain-Ost und Untere Wiesen stehen 410 000 Euro bereit, für Straßen- und Wegeunterhaltung 140 000 Euro.