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Der Begleiter hilft im Alltag

Selbstständigkeit Beim Kirchheimer Verein Buefet kann man von Ehrenamtlichen begleitete Fahrten buchen. So kommen Ältere oder Menschen mit einer Behinderung etwa zum Einkaufen oder zum Arzt. Von Katja Eisenhardt

Richard Gubo hat das knallrote Stadtmobil direkt vor der Eingangstür des Kirchheimer Mehrfamilienhauses geparkt, in dem Elisabeth Müller lebt. Die rüstige 94-Jährige hat samt Einkaufszettel schon auf ihn gewartet, denn gemeinsam werden die beiden zum Einkaufen in den nächstgelegenen Supermarkt fahren.

Richard Gubo gehört zu den ehrenamtlichen Fahrern des seit 2013 bestehenden Begleitmobil-Angebots des gemeinnützigen Vereins Buefet. Gemeinsam mit einem Freund hat der 76-Jährige damals das Angebot für Kirchheimer Bürger angestoßen. Seither stehen die ehrenamtlichen Begleiter Vereinsmitgliedern bei Bedarf für Einkaufsfahrten, Fahrten zum Arzt, für Behördengänge oder sonstige kleine und große Besorgungen hilfreich zur Seite. Auch Krankenhausterminfahrten nach Stuttgart, Göppingen oder Ulm gab es bereits.

Genutzt werden dafür derzeit in Kooperation mit der Stadt Kirchheim vier der roten Stadtmobile, drei Werktage vorher muss man seinen Bedarf für eine Fahrt bei Buefet anmelden. Elisabeth Müller nutzt das Angebot, seit es besteht, und findet es sehr nützlich: „Ich bin über meinen Sohn auf das Angebot aufmerksam geworden und Mitglied geworden. Das war vor neun Jahren“, erzählt die Seniorin.

 

So eine Möglichkeit muss man nutzen.
Elisabeth Müller
über das Begleitmobil-Angebot
 

Gerade die begleiteten Fahrten seien für sie sehr hilfreich, denn „ich bin zwar trotz Rollator noch recht gut zu Fuß, aber zum Laufen ist es in den Supermarkt zu weit, mit den Öffentlichen geht es alleine nicht mehr und ich könnte den ganzen Einkauf auch nicht transportieren“, erzählt die 94-Jährige, die allein zu Hause lebt.

Dass sie durch den begleiteten Fahrdienst selbst zum Einkaufen, zum Arzt, in die Apotheke oder was sonst so ansteht und zugleich aus dem Haus kommt, sei ein großes Glück in Sachen Selbstständigkeit. „Meine Kinder wohnen nicht weit entfernt und helfen mir ebenfalls. Aber so muss ich sie nicht ständig einspannen, sondern kann diese Dinge mit Unterstützung der Begleitmobil-Fahrer noch selbst erledigen. Das ist doch prima, so eine Möglichkeit muss man nutzen“, findet Elisabeth Müller. Sie kaufe immer „ein bissle auf Vorrat ein“, dann reiche es länger als eine Woche.

Im Supermarkt angekommen, organisiert Richard Gubo noch rasch einen Einkaufswagen, dann kann es auch schon losgehen. Langsam gehen die beiden durch die Regalreihen und suchen gemeinsam die Dinge, die sich Elisabeth Müller für die heutige Einkaufstour notiert hat: „Heute ist es nicht allzu viel, meine Tochter hat mir erst frisches Gemüse aus dem eigenen Garten vorbeigebracht.“ Auf dem Einkaufszettel stehen heute Kaffee, Marmelade, Suppen, Brot und ein paar Süßigkeiten: „Ich brauche was zum Verschenken im Haus.“ Richard Gubo hilft Elisabeth Müller beim Suchen und holt das Gewünschte unten oder oben aus den Regalen, wo sie selbst nicht gut hinkommt. Die beiden sind ein eingespieltes Team, das den Einkauf in aller Ruhe und im für Elisabeth Müller möglichen Tempo absolviert. Da bleibt auch genug Zeit, sich abseits des Einkaufszettels ein bisschen umzuschauen, was vielleicht noch in den Einkaufswagen wandern könnte. An den Kassen angekommen, legt Richard Gubo schon mal alles aufs Band, während sich die 94-Jährige am Backwarenregal gegenüber noch schnell ein Brot aussucht.

Auf dem Heimweg wird ein kurzer Stopp in der Apotheke eingelegt, in der Richard Gubo Elisabeth Müllers Rezepte einlöst und ihr die Medikamente bringt. Zu Hause angekommen bietet er an, ihr die Einkäufe rasch in die Wohnung zu tragen. „Das schaffe ich heute allein mit dem Aufzug, heute ist es ja kein großer Einkauf“, erklärt die 94-Jährige fröhlich und verabschiedet sich „bis zum nächsten Mal“.

Ehrenamtliche Fahrer gesucht

Die Nachfrage nach den Begleitfahrten sei hoch, da gebe es aktuell sogar eine Warteliste. „Wir bräuchten wieder mehr Fahrer. Während der Pausen in den Corona-Lockdowns sind es etwas weniger geworden, derzeit sind es nur vier. Je mehr Fahrer es sind, desto besser kann man die Fahrten je nach zeitlicher Kapazität der Ehrenamtlichen aufteilen“, berichtet Buefet-Ansprechpartner Tors­ten Schnittker. Anfangs seien es im Schnitt bis zu 300 Fahrten pro Jahr gewesen. „Man sieht definitiv die Notwendigkeit und bekommt auch viel von den Leuten zurück, die das Begleitmobil-Angebot nutzen“, sagt Richard Gubo, der auch ansonsten ehrenamtlich sehr aktiv ist.

Das Begleitmobil von Buefet

Angebot: Das Begleitmobilangebot richtet sich an Mitglieder von Buefet oder Betreutes Wohnen zu Hause. Für 40 Euro im Jahr kann man das breite Angebotsspektrum des Vereins nutzen. Für die Begleitmobilfahrten wird eine Spende erbeten, fünf Euro pro Fahrt reichen, um die Kosten für die Fahrzeugnutzung zu decken.

Kontakt: Buefet-Ansprechpartner für das Begleitmobil ist Torsten Schnittker, Tel.: 0 70 21/5 02-3 34, E-Mail: t.schnittker@buefet.de, www.buefet.de

Begleitmobil: Es sind keine reinen Fahrdienste, eine Notwendigkeit der Begleitung bei den Erledigungen ist Voraussetzung. Die Nutzer des Begleitmobils sollten so weit mobil sein, dass sie selbstständig ins Auto ein- und aussteigen können.

Fahrer: Für die ehrenamtlichen Fahrer gibt es keine spezielle Schulung, am Anfang hospitiert man bei einer Begleitfahrt und bekommt den Ablauf – auch was die Nutzung der Stadtmobilfahrzeuge angeht – erklärt. eis