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„Der bisherige Umgang mit Cannabis ist gescheitert“Nachgefragt

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel fordert mehr Aufklärung statt Verbot

Die Grünen wollen mit dem Cannabiskontrollgesetz die Droge in Fachgeschäften zum Verkauf freigeben. Damit sollen Jugendliche geschützt und Erwachsene ihrer Freiheit überlassen werden. Denn Matthias Gastel ist sich sicher: Verbote haben noch niemanden vom Konsum abgehalten.

Grünen-Bundestagskandidat Matthias Gastel im Naturschutzzentrum Schopflocher AlbUmfrage Bundestagswahlkampf und UrlaubFoto erneu
Grünen-Bundestagskandidat Matthias Gastel im Naturschutzzentrum Schopflocher AlbUmfrage Bundestagswahlkampf und UrlaubFoto erneut verwendet 18.9.13erneut verwendet 20141231

Was genau erhoffen Sie sich vom Cannabiskontrollgesetz?

GASTEL: Ziel des Gesetzes ist zum einen die Entkriminalisierung von Cannabiskonsumenten und das Herausholen der Substanz aus den Händen der organisierten Kriminalität. Gleichzeitig soll ein reguliertes und überwachtes System für Anbau, Handel und Abgabe geschaffen werden, bei dem – im Gegensatz zu heute – Verbraucher- und Jugendschutz sowie Suchtprävention greifen. Das Gesetz schützt damit endlich die, die Schutz brauchen: nämlich Kinder und Jugendliche. Es gibt denen Freiheit, die mündig Verantwortung für sich übernehmen können müssen: den Erwachsenen.

Vermittelt man mit einer Legalisierung nicht den Eindruck, dass der Konsum der Droge harmlos ist?

GASTEL: Cannabis ist nicht harmlos. Es handelt sich um einen Stoff, der bei sehr häufigem und übermäßigem Gebrauch zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Die gesundheitlichen Risiken des Cannabisgebrauchs sind abhängig davon, in welchem Alter, auf welche Weise und in welcher Frequenz konsumiert wird. Es gibt Anzeichen dafür, dass häufiger Konsum von Cannabis zu einer psychischen Abhängigkeit führen kann. Daher wollen wir keine Legalisierung, sondern die Entkriminalisierung von Konsumenten und ein besser kontrollierbares Verkaufssystem als das heutige.

Denken Sie, dass die bisherige Drogenpolitik allgemein gescheitert ist?

Der bisherige strafrechtliche Umgang mit Cannabis ist verlogen und gescheitert. Es ist ein riesiger, unbeherrschbarer Schwarzmarkt entstanden. Er hat insbesondere sehr junge Menschen nicht vom Cannabiskonsum abgehalten, sondern sie vielmehr in die Arme zwielichtiger Händler getrieben. Einige dieser Händler wollen gerne auch noch härtere Drogen absetzen.

Was muss man in Zukunft besser machen?

GASTEL: Was wir brauchen, ist mehr Aufklärung in Zusammenhang mit Suchtmitteln und gegenüber den häufig verharmlosten Drogen Tabak und Alkohol. Daran sterben jährlich alleine in Deutschland 100 000 beziehungsweise 70 000 Menschen. Und für diese Drogen darf sogar noch geworben werden! Wir müssen uns in Sachen Drogen ehrlich machen: Prohibition hat hier und in keinem Land jemals Menschen vom Konsum abgehalten. Wir brauchen Aufklärung, Werbeverbote, den Ausbau der Suchtberatung, die konsequente Durchsetzung des Jugendschutzes und Vorbilder, die dafür stehen, dass Drogen alles andere als cool sind.

Letztes Jahr hat Cem Özdemir der Debatte mit einem kleinen „politischen Statement“ bei seiner Ice-Bucket-Challenge etwas auf die Sprünge geholfen – Wie finden Sie solche Aktionen?

GASTEL: Cem hat damit erfolgreich auf den Unsinn aufmerksam gemacht, der bereits beim Anbau einiger weniger Hanfpflanzen einsetzt: Polizei und Justiz vergeuden Ressourcen, die sie besser für die Verfolgung der organisierten Drogenkriminalität einsetzen sollten.