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„Der Bürger sitzt um 20 Uhr auf dem Sofa“

Pandemie Die beiden Februar-Sitzungen des Dettinger Gemeinderats finden wegen Corona virtuell statt.

Im Dettinger Rathaus finden derzeit keine Gemeinderats-Sitzungen statt. Foto: tb
Im Dettinger Rathaus finden derzeit keine Gemeinderats-Sitzungen statt. Foto: tb

Dettingen. „Ich bin der Auslöser“, erklärte Stefanie Stern, nachdem die Diskussion über eine mögliche geänderte Sitzungsform schon geraume Zeit lief. Privat müsse sich jeder einschränken und die Kontakte mehr oder weniger auf Null herunterfahren. „Mir fällt es deshalb schwer, in einem Raum zusammenzusitzen“, sagte Stefanie Stern. Sie hatte auch initiiert, dass ihre Ratskollegen mit FFP2-Masken im Rund der Schlossberghalle saßen.

Bürgermeister Rainer Haußmann war wichtig, dass die Entscheidung im Gemeinderat über die künftige Sitzungsform einvernehmlich ist. Er stellte klar, dass jeder Zugang zu den öffentlichen Beratungen hat, auch wenn die Räte am heimischen Schreibtisch sitzen. Für interessierte Zuhörer, die keinen Internetzugang haben, gibt es eine Übertragung - ob im Rathaus oder in der Schlossberghalle, wird noch geklärt.

Keine Probleme mit der digitalen Sitzung haben Stefan Russ und Andreas Hummel. Mittlerweile sind Online-Konferenzen für viele zum Alltag geworden. „Das funktioniert gut“, ist die Erfahrung von Stefan Russ. Mit Code und Passwort sei auch die Sicherheit gewahrt. Andreas Hummel schlug vor, die beiden Sitzungen im Februar online abzuhalten. „Jeder Normalbürger sitzt um 20 Uhr zu Hause auf dem Sofa und wir tagen hier in der Halle. Wir sollten Vorbild sein und mit gutem Beispiel vorangehen“, sagte er.

Bürgerfragestunde entfällt

„Die Vorbild-Frage stellt sich nicht. Wir können eine Präsenzsitzung immer begründen“, stellte Rainer Haußmann klar und Hauptamtsleiterin Amelie Betz ergänzte: „Alles entspricht der Verordnung, wir machen nichts Illegales.“ Das gilt auch für digitale Sitzungen. Lediglich Personalangelegenheiten können online nicht geregelt werden. „Wir müssen zeitgleich öffentlich übertragen und den Bürgern einen Raum bieten. Wir dürfen niemanden ausschließen, wenn er die Technik nicht hat“, führte sie aus.

Eine Bürgerfragestunde ist jedoch in der Online-Version nicht so ohne Weiteres möglich. Rainer Haußmann schlug deshalb vor, im Februar keine anzubieten. „Aber jeder kann sich mit seinen Anliegen an uns im Rathaus wenden. Man kann vorbeikommen oder eine Mail schicken“, sagte er.

Weil in der kommenden Sitzung die Haushaltsberatung stattfindet, hatten einige Räte detaillierte Fragen zum Vorgehen und zu den technischen Voraussetzungen. Die wurden mithilfe eines Technikers geklärt. Der Schultes machte noch mal klar, dass er niemanden überreden will. „Ich nehme aber wahr, dass es nicht wenige gibt, die für die Februar-Sitzungen die technischen Hilfsmittel nutzen und die neue Form probieren wollen“, sagte der Schultes - dazu gab es keinen Widerspruch. Iris Häfner