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Der Dogwalker – ein Mann für alle Felle

Wenn Herrchen und Frauchen in Zeitnot geraten, ist Dogwalker Erik Hammer mit seiner Hündin Makeba zur Stelle

Dogwalker Hund Spazierservice
Dogwalker Hund Spazierservice

Dettingen. Fenja, Makeba, Charly, Dave und Amy sind schon startklar. Doch sie müssen sich noch ein wenig gedulden. Ihr Dogwalker Erik Hammer muss noch ein paar Dinge vorbereiten, bevor es losgehen kann, wie zum Beispiel die Leinen zurechtlegen. Doch das sind keine üblichen Hundeleinen, sondern Schleppleinen, die bis zu 15 Meter lang sind. „Die Hunde sollen ja schließlich ihre Freiheiten haben, wenn sie schon an der Leine laufen müssen“, sagt Erik Hammer. Eigentlich dürfen die Vierbeiner frei herumlaufen, aber Charly ist erst seit einer Woche dabei und somit der Neuling in der Truppe. „Ich muss erst einmal schauen, wie Charly so tickt und ihm ein paar Signale beibringen.“ Heute ist der Lindorfer Wald das Ziel. Hier können sich die Vierbeiner frei bewegen und nach Lust und Laune austoben.

Erik Hammer hegte schon immer eine Leidenschaft für Hunde, deswegen entschied sich der ehemalige Beamte, sein Hobby zum Beruf zu machen. Nach einer Ausbildung als Verhaltenstrainer für Mensch und Hund und einer Ausbildung zum Dogwalker ist er nun selbstständig. „Um ehrlich zu sein, ist das heute mein erster Tag als selbstständiger Dogwalker.“ Plötzlich dreht Erik Hammer sich um. Einer seiner Vierbeiner fehlt doch. Mischling Dave tapst gemütlich hinter der Truppe her. „Ich lasse den Hunden ihre Zeit zum Schnüffeln. Sie sollen Gerüchen nachgehen oder einfach die Gegend erforschen“, sagt er und wartet auf den kleinen Mischling Dave.

Wichtig ist Erik, dass er mit den Hunden kommuniziert und sie nicht zu etwas zwingt. „Ich schreie die Hunde nicht an und arbeite dafür mit Markersignalen und Belohnungen. So entsteht ein gutes Verhältnis zwischen mir und den Hunden, aber auch zwischen den Hunden untereinander.“ Jedoch nimmt der Dogwalker aus Dettingen nicht jeden Hund in sein Team auf, denn aggressive Hunde oder jene, die nicht abrufbar sind, bedeuten für Erik und die Vierbeiner nur zusätzlichen Stress. „Für Hunde mit besonderen Ticks oder Problemen biete ich auch einen Einzel-Gassiservice an“, erzählt er.

Kaum ist ein großes Feld in Sicht, springen Makeba und Charly los und beginnen, sich im Gras zu wälzen. Hier wird das Hundeleben in vollen Zügen genossen. Doch kaum tönt die Pfeife, versammeln sich die fünf Vierbeiner prompt um Erik Hammer. Jetzt wird der Rückruf geübt, denn was gibt es Schlimmeres, als einen Hund, der nicht auf seinen Namen reagiert? Leckerlis dienen hier nicht als Bestechung, sondern als Belohnung, und davon haben sich die fünf auf jeden Fall einige verdient. Auf Rückruf sprinten sie sofort wieder zu der Futterquelle – alias Erik Hammer. „Die Hunde kommen immer wieder zurück. Noch kein einziger ist mir abgehauen“, sagt er – ein gutes Zeichen dafür, dass anscheinend auch die Hunde ihren Spaß an den täglichen Gassi-Runden haben.

Erik Hammer ist für viele die Rettung in der Not. „Es ist oft so, dass die Besitzer den ganzen Tag arbeiten und mit ihren Hunden nicht Gassi gehen können.“ Hier kommt der Dogwalker ins Spiel. Oft hat er die Hausschlüssel von Herrchen und Frauchen, holt die Hunde ab und bringt sie auch wieder nach Hause. Die Resonanz ist durchweg positiv: „Die Besitzer teilen mir oft mit, dass ihre Hunde viel entspannter geworden sind beim Gassigehen – vor allem, wenn sie fremden Hunden begegnen.“ Auch kleine ältere Hunde sind in Erik Hammers Gruppe willkommen. Wird einem kleinen Hundesenior das Gehen zu anstrengend, trägt der Dogwalker den Vierbeiner in einem speziellen Hunderucksack auf dem Rücken.

Das Pfeifen ertönt erneut, es ist Zeit für ein Suchspiel auf der Wiese. Erik schmeißt die Leckerli ins hohe Gras und schwups – die Schnauzen verschwindet im hohen Grün, und los geht die Suche. Auch Erik nutzt die Gelegenheit, um ein paar Fotos zu machen – Herrchen und Frauchen sollen ja schließlich sehen, was ihre Vierbeiner so treiben. „Die Fotos schicke ich dann an die Besitzer oder lade sie auf meinem Blog oder Facebook hoch“, sagt er. Während die Herrchen und Frauchen meist im Büro sitzen, erkunden ihre Hunde die Gegend: „Je nachdem, wie viel Zeit ich habe und wo ich gerade den letzten Hund abhole, entscheide ich, wo ich heute Gassi gehe.“ Die Reise führt dann mal in den Lindorfer Wald, aufs Dettinger Käppele oder sogar auf die Schwäbische Alb.

Auch auf die Gesundheit der Vierbeiner wird bei jedem Gassigang geachtet. Da wird ein Baum schnell für orthopädische Zwecke genutzt. Erik Hammer tippt mit der Hand auf den Baum, und schon streckt sich Charly entlang des Stammes. „Ich achte bei jedem Spaziergang und bei jedem Tier auf sein Verhalten, ob er lahmt oder sich komisch benimmt“, sagt er. „Das gebe ich dann sofort an den Besitzer weiter.“ In Zukunft wird der Dogwalker auch mehr mit den Hundehaltern selbst arbeiten: „Vormittags biete ich zusätzlich Training für Mensch und Hund an.“

Es ist Zeit, sich auf den Weg zurück zum Hunde-Mobil zu machen. Das findet auch Dave, der schon mal Richtung Auto läuft, während Erik Hammer noch mit den anderen spielt. Am Parkplatz angekommen, werden die Leinen abgenommen, und mehr oder weniger freiwillig geht es dann zurück in die Boxen im Kofferraum. „Jetzt gibt es noch eine kleine Erfrischung, und dann bringe ich sie alle wieder nach Hause“, sagt der Dogwalker und gibt einem nach dem anderen aus einem Reisenapf etwas zu trinken.

Text: Melissa Seitz

Fotos: Carsten Riedl

Dogwalker Hund Spazierservice
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