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Der Feuerwehrnachwuchs ist Feuer und Flamme für die Wettkämpfe

Kräftemessen Beim 30. Kreispokal der Jugendfeuerwehren in Dettingen standen vor allem der Teamgeist und die Schnelligkeit im Mittelpunkt. Von Thomas Krytzner

Über 1200 Kinder und Jugendliche, davon 201 Mädchen, verbringen ihre Freizeit größtenteils bei den Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Esslingen. In den 54 Jugendabteilungen werden sie auf die spätere Einsatzabteilung vorbereitet. Ein Teil, nämlich 200 von ihnen, nahmen am 30.  Kreisjugendfeuerwehrtag in Dettingen teil. Den Parcours zum Jubiläum hatte Andreas Volk, Fachgebietsleiter Wettbewerbe der KJF (Kreisjugendfeuerwehr) entworfen und gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Dettingen am frühen Samstagmorgen in der Nähe der Schlossberghalle aufgebaut.

Voller Spannung und leicht aufgeregt warteten die Nachwuchsfeuerwehrleute hibbelig auf den Start der Wettkämpfe, doch sie brauchten noch ein wenig Geduld. Den Auftakt zum Kreispokalwettbewerb gestaltete nämlich der Kreisjugendspielmannszug mit fetzigen Melodien. Es folgten eine Premiere und eine Dernière: Einerseits stellte sich der frischgebackene neue Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Esslingen-Nürtingen, Florian Schepp, vor, und für den langjährigen Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich war es die letzte derartige Veranstaltung. Im Juli geht er in den Ruhestand.

Florian Schepp, der gleichzeitig Bürgermeister in Holzmaden ist, verriet, dass er zwar ein Neuling bei der Feuerwehr, aber in der Blaulichtfamilie sehr wohl beheimatet ist: „Vor meiner Wahl zum Bürgermeister war ich 25 Jahre lang Polizist.“ Dem Feuerwehrnachwuchs zugewandt, bekräftigte Florian Schepp: „Solche Veranstaltungen wie der Kreisjugendfeuerwehrtag sind wichtig.“ Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich zeigte sich von der Teilnehmerzahl begeistert: „Es ist ein schönes Bild, nach zwei langen Jahren der Pandemie wieder alle in Uniform zu sehen.“ Er hob auch das Engagement der Dettinger Feuerwehrangehörigen für die Vorbereitung des Tages für die Kinder und Jugendlichen hervor.

 

Es ist ein schönes Bild, nach zwei langen Jahren der Pandemie wieder alle in Uniform zu sehen.
Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich

 

Mit dem Blick auf den strahlenden Sonnenschein kam in der Folge von KJF-Wartin, Daniela Lohrmann, die ersehnte Uniformerleichterung: „Jacken aus!“, schallte es über das Gelände. Dann gings endlich los: Die ersten drei von insgesamt 46 Gruppen, davon 31 in der Altersgruppe 10 bis 14 Jahre und 15 Teams im Alter von 15 bis 18 Jahren, durften an den Start. Die einzelnen zu absolvierenden Stationen forderten die Kinder und Jugendlichen in vielen Bereichen. Die Älteren durften unter anderem beim Schätzspiel ein Stück Holz passgenau absägen oder unter Zeitdruck aus zwei C-Schläuchen eine vorgegebene Figur legen. Von der Überprüfung der Knotenkenntnisse ging es weiter zur Gerätekunde. Zielsicherheit konnten die jugendlichen Feuerwehrangehörigen beweisen, als es galt, einen Leinenbeutel in einen Reifen zu werfen.

Bei der Station „Krankentransport“ war – wie bei den meisten Aufgaben – Teamgeist gefordert, ebenso das erlerntes Wissen aus den Übungen der Jugendfeuerwehren anzuwenden. Mittels Rettungsgriff sollte ein Teammitglied von seinen Kameraden auf die Krankentrage gelegt und festgeschnallt durch einen Hindernislauf getragen werden. Den Abschluss für 15 bis 18-Jährigen bildeten der Leiterlauf und ein Zielwurf mit Ballons, die mit Wasser gefüllt werden mussten.

Die jüngeren Feuerwehrler hatten keineswegs weniger schwere Aufgaben zu meistern. Beim gefürchteten und doch beliebten Wasser balancieren war gute Koordination innerhalb des Teams der Schlüssel zum Erfolg. Lebensrettendes Wissen war an der „Notruf“-Station gefordert. Mittels bereitliegender Karten galt es, die richtigen fünf W-Fragen zu beantworten und die wichtigsten Notrufnummern zuzuordnen. Nachdem beim Memoryspiel das Erinnerungsvermögen der 10- bis 14-Jährigen getestet wurde, standen die angehenden Floriansjünger buchstäblich auf dem Schlauch. Sie bestiegen nämlich einen gekuppelten C-Schlauch und mussten mit diesem eine vorgegebene Strecke durchlaufen. Die Krux dabei: Die Wettkämpfer mussten auf dem Schlauch stehen, die Füße durften den Boden nicht berühren, und die Schiedsrichter nahmen es beim gesamten Kreispokal sehr genau. Umso spannender war dann für alle die Bekanntgabe der erreichten Punktzahl – und wer den Kreispokal gewonnen hat: Bei den Jüngeren siegte Team  2 der Jugendfeuerwehr Beuren mit 3166 Punkten und verwies Dettingen (3132 Punkte) und Team  1 aus Oberboihingen (3114 Punkte) auf die weiteren Plätze. Bei den 15- bis 18-Jährigen holte sich die Jugendfeuerwehr Jesingen mit 2814 Punkten den deutlichen Sieg und damit den Wanderpokal. Silber holte sich die Jugendfeuerwehr aus Hochdorf mit 2699 Punkten knapp vor Großbettlingen mit 2682 Punkten.

 

 

Interview

Daniela Lohrmann ist Feuerwehrfrau mit Leib und Seele. Ihr Herz schlägt schon seit Jahren für den Nachwuchs. Auch wenn die Jüngsten unter den Feuerwehrleuten noch nicht zu Einsätzen müssen, zeigt sie schon Kindern und Jugendlichen, welche Handgriffe sitzen und welche Technik beherrscht werden muss: beispielsweise Schlauch ausrollen. Was in einem Feuerwehrauto alles drin ist, bringt sie ihnen ebenso nahe wie das Wissen, wie das Wasser aus einem Hydranten kommt, und dass Feuerwehr ein Teamsport ist. Sie erzählt von ihren Aufgaben und ihrer Tätigkeit.

Frau Lohrmann, was ist die Aufgabe einer Kreisjugendfeuerwehrwartin?

Daniela Lohrmann: Die Kreisjugendfeuerwehr ist der Dachverband aller Jugendabteilungen der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis. Dabei gibt es einen Ausschuss, dessen Vorsitzende ich bin. Gleichzeitig bilde ich das Bindeglied zwischen dem Landesfeuerwehrverband und dem Kreis. Ich bin zusätzlich die Ansprechpartnerin für viele Themen der Jugendwehren im Landkreis.

Was erfüllt Sie bei der Arbeit mit dem Feuerwehrnachwuchs?

Lohrmann: Die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen, die man in ihren Augen sieht. Oft kriegt man von den jungen Menschen mehr zurück als von den erwachsenen Feuerwehrangehörigen. Und diese Freude hält seit Jahren an. Seit 17 Jahren bin ich Mitglied der Kreisjugendfeuerwehr. Vor 13  Jahren wählten mich die Stimmberechtigten zur stellvertretenden Wartin und 2018 übernahm ich das Ehrenamt vom langjährigen Kreisjugendfeuerwehrwart Uwe Steck. Außerdem leite ich sehr gerne die Jugendfeuerwehr in Neckartenzlingen.

Wie beurteilen Sie den Feuerwehrnachwuchs im Kreis?

Die Situation stimmt mich sehr zuversichtlich. Denn: Jede Stadt und Gemeinde im Kreis Esslingen betreibt eine Jugendfeuerwehr. Die Stabilität bei den Mitgliedszahlen während der Corona-Krise zeigt, dass die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis ein attraktives Programm für die Kinder und Jugendlichen anbieten – es gab in dieser Zeit kaum Austritte. Als während der Pandemie keine Übungen in den Feuerwehrmagazinen stattfinden konnten, reagierten die Ausbildner rasch und hielten den Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen digital aufrecht. Der Feuerwehrnachwuchs ist wichtig für den Erhalt der Wehren. Ohne Jugend gibt es auch keine
Einsatzabteilung. kry