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Der Fluch der Technik

Der Kollege ist ein Freund der Technik, schon von Berufs wegen. Kein Wunder, dass er moderne Technik auch privat schätzt und andere damit (zwangs-)beglückt, etwa seine Mama. Zwar rüstig, aber nicht mehr die Jüngste, lebt die Dame allein in einem Ort im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung. Hilfe braucht sie nicht. Doch - wer weiß. Der Kollege hat die Möglichkeiten ihres neuen Handys genutzt und drei Notrufnummern einprogrammiert. Mit einem einzigen Tastendruck kann so eine Telefonkette in Gang gesetzt werden. Nur für den Notfall.

Jüngst nach der Morgenkonferenz ist der gefürchtete Notfall eingetroffen: Mutter ging nicht ans Telefon! Und dabei hatte sie doch kurz zuvor angerufen. . . Kaum hat der besorgte Kollege aufgelegt, ist die Tochter an der Strippe, Nummer zwei in der Notfallreihenfolge: Oma geht nicht ans Telefon, dabei hat sie doch grad angerufen. . . Wenige Minuten später dasselbe Spiel mit dem Schwiegersohn in spe, Nummer drei der Notfallkette. . .

Die Familie befindet sich in heller Aufregung. Die Enkelin holt auf der Stelle die Wohnungsschlüssel ab und fährt zu Oma: niemand da. Eine private Suchaktion läuft an. Auf Omas bevorzugter Spazierstrecke meinen Bauarbeiter, eine Frau gesehen zu haben, auf die die Beschreibung halbwegs zutrifft. Omas Freundin im Seniorenheim ist manchmal leicht vergesslich, liefert aber letztlich das entscheidende Mosaiksteinchen: Wollte Oma nicht mit ihren „Turnmädels“ in den Landtag?

Genau! Und dort hat sich‘s die fidele Seniorinnenrunde bequem gemacht. Eine davon ließ sich versehentlich auf Omas Handtasche nieder, in deren Tiefen das Handy schlummerte - umgehend lief die Notrufkette an. Die Technikbombe hatte prompt gezündet.