Punkt Glockenschlag 22 Uhr stand das Ergebnis fest: 61,51 Prozent der Dettinger Wählerinnen und Wähler haben sich für den Erhalt des Hungerbergs in seiner jetzigen Form entschieden, 38,49 Prozent hätten gerne ein Industriegebiet neben der Autobahn gehabt. Das Wahlalter lag in diesem Fall bei 16 Jahren.
Statement von Bürgermeister Rainer Haußmann zum Ergebnis des Bürgerentscheid "Hungerberg". Quelle: Carsten Riedl
Mit jeder Minute stieg die Spannung unter den Mitgliedern der Bürgerinitiative, aber auch unter denen, die mit Nein und damit für den Vorhaltestandort gestimmt haben. Somit ging die Prognose von Bürgermeister Rainer Haußmann auf, dass gegen 22 Uhr die Auszählung Hungerberg beendet ist. Die Bundestagswahl hatte Priorität. Ein Bezirk musste sich auf die Suche nach einer Stimme machen, weshalb Warten angesagt war. Erst als alle Stimmen ausgezählt waren, ging es mit dem Bürgerentscheid weiter.
Statement von Michael Hahn (Bürgerinitiative) zum Ergebnis des Bürgerentscheid "Hungerberg". Quelle: Carsten Riedl
Die gelben Kuverts wurden geöffnet, dann nach Ja- und NeinStimmen sortiert. Je später es am Abend war, desto mehr Menschen strebten dem Rathaus zu. Plötzlich war vom Foyer Jubel zu hören. Doch schnell war klar, dass lediglich der erste Wahlbezirk ausgezählt war. Der Trend dieser „ersten Hochrechnung“ setzte sich allerdings fort. Mit einer klaren Mehrheit lag die Bürgerinitiative vorn.
Der „harte Kern“ der Mitglieder hatte sich schon zuvor in der Bücherei, schräg gegenüber des Rathauses getroffen. Maria Häfele hatte eine Konzession für ihr Café Luftschloss für diesen Abend erhalten. Gespannt verfolgten sie dann die letzten Minuten im Foyer die Zahlen und fieberten dem Ergebnis entgegen. Schließlich waren die Jubelrufe und Klatschen zu hören, als Entscheidung gefallen war: Auf dem Hungerberg bestellen die Landwirte weiterhin ihre Felder.
Kommentar: Gemeinsam in die Zukunft
Iris Häfner zum Ergebnis des Bürgerentscheids
Jetzt ist die Katze also aus dem Sack. Seit Wochen werden die Argumente für oder gegen die Realisierung des geplanten Industrie-Vorhaltestandorts Hungerberg in Dettingen heiß diskutiert. Die Leserbriefspalten waren voll, in Dettingen wurde teils mit harten Bandagen gekämpft. Auch unfaires Verhalten und Einflussnahme waren zu beobachten. Mancher und Manche ist über das Ziel hinausgeschossen, hat sich im Ton und in der Wortwahl vergriffen. Plakate von Befürwortern und Gegnern wurden gleichermaßen zerstört – was schlichtweg durch die Bank schlechter Stil ist. Zu allem kann in einer Demokratie Jede und Jeder seine Meinung äußern. Die ist zu respektieren. Punkt. Auch wenn die einem so gar nicht in den Kram, ins Kalkül oder die Strategie passt. Am Ende steht entweder der Kompromiss – oder eben das Anerkennen von Mehrheitsverhältnissen. Die fielen eindeutig aus. In Sack und Asche müssen die „Verlierer“ wahrlich nicht durch Dettingen gehen. Und Häme verbietet sich bei den „Siegern“ von selbst. Nun gilt es, den Fokus in die Zukunft zu richten. Die geht alle Dettinger und Dettingerinnen etwas an, an ihr müssen alle interessiert sein. Es gibt genügend anzupacken. Das lässt sich weit einfacher in einem Miteinander ohne Vorbehalte zum Wohle aller am besten bewerkstelligen. Die Vernunft aller ist gefragt.