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Der Klimaschutz-Konvoi startet mit Dettingen als Lokomotive

Energiewende Die interkommunale Wärmeplanung beginnt im Kreis Esslingen mit Dettingen, Owen und Bissingen. Den Bürgern sollen fundiert Tipps gegeben werden, welche Heizung sie einbauen können. Von Iris Häfner

Das ist ein deutliches Signal in Richtung Bissingen und Owen“, freute sich Dettingens Bürgermeis­ter Rainer Haußmann. Er zeigte sich zufrieden über die Abstimmung. Einstimmig hatte der Dettinger Gemeinderat grünes Licht für die interkommunale Wärmeplanung gegeben. Die Gemeinden Dettingen und Bissingen und die Stadt Owen wollen einen Konvoi bilden für die gemeinsame Wärmeplanung. Dettingen übernimmt stellvertretend die Projektleitung.

Durch die Zusammenarbeit erhalten die drei Kommunen einen Zuschuss in Höhe von 80 Prozent. „Diese Förderung des Konvois macht es notwendig, dass eine Kommune stellvertretend für die anderen Gemeinden den Förderantrag stellt und die Ausschreibung durchführt. Dettingen würde die Projektleitung übernehmen“, erläuterte Michael Christ, Klimaschutz- und Energiemanager in Dettingen sowie Projektleiter der Wärmeplanung.

 

Die Schornsteinfeger haben viele Informationen über die Gebäude, die sie betreuen.
Miachel Christ 
auf die Frage, wie man zu den Daten für die Analyse kommt

 

Für alle großen Kreisstädte wie Kirchheim wird ab 2023 die kommunale Wärmeplanung in Baden-Württemberg eine Pflichtaufgabe sein, kleine Kommunen sind davon (noch) nicht betroffen. „Wir in Dettingen denken über unsere Grenzen hinaus und wollen uns breiter aufstellen. Vier benachbarte Kommunen haben wir angeschrieben, zwei haben ihr Interesse bekundet“, sagte Rainer Haußmann. Dadurch könnten sich „interessante Synergien“ ergeben. Klimaschutz ende nicht an den Gemeindegrenzen. Durch die Gemeinden fließe das gleiche Grundwasser, alle drei nutzen die Abwasserleitung gemeinsam Richtung Gruppenklärwerk Wendlingen und besitzen Wald. Diese Potenziale gelte es gemeinsam zu nutzen, etwa wenn es um die Energiequelle Holz geht – Dettingen hat schon lange eine Holzhackschnitzel-Heizanlage. Durch die Zusammenarbeit soll verhindert werden, dass die Kommunen sich gegenseitig blockieren. 

Mit der Wärmeplanung wollen die drei Kommunen als erster Konvoi im Landkreis Esslingen die Wärmewende gemeinsam vor Ort voranbringen. „Wir können beispielgebend sein und brauchen dazu ein Konzept. Dabei geht es nicht darum, den Bürgern vorzuschreiben, was sie tun und welche Heizung sie einbauen müssen. Wir können aber aufzeigen, was im Quartier möglich ist“, sagte der Schultes und Michael Christ erklärte: „Die Planung soll Alternativen aufzeigen und schaffen, damit die Bürger das Beste für sich und das Klima auswählen können.“

Die meisten Menschen würden bei der Diskussion über die Energiewende an Strom denken. „Die Wärme müssen wir mitdenken und mitplanen“, so der Energiemanager. Die Versorgung müsse sichergestellt sein, gleichzeitig Klima und Umwelt geschont werden. Zudem müsse die Wende auch wirtschaftlich sein. „Dies erreicht man durch Wärmeplanung“, ist er überzeugt. Dabei gehe es um Fragen, wo Einzelheizungen und wo Wärmenetze sinnvoll sind.

An erster Stelle steht die Bestandsanalyse: Wie hoch oder niedrig der Gebäudestandard ist, Stichwort ungedämmter Altbau. „Dann folgt die Potenzialanalyse – welche Wärmequellen stehen in Dettingen zur Verfügung? Strom sollte möglichst hier erzeugt werden“, so Michael Christ. Da ein Fahrplan nötig sei, müsse ein Zielszenario aufgesetzt werden, um daraus die Umsetzung ableiten zu können. Ein Ingenieurbüro soll für die Abarbeitung der Schritte engagiert werden. „Die Wärmewende fängt 2024 erst richtig an“, ist der Klimamanager überzeugt. 

Roland Braun von den Grünen findet das Projekt sehr gut. „Die gemeinsame, größere Einheit mach Sinn“, erklärte er. Etwas anders sahen es dagegen Petra Ernst und ihre CDU/FWV-Fraktion. „Uns ist der Sinn dahinter noch nicht klar. Ist es nicht sinnvoller, abzuwarten, was bei den Städten rauskommt? Man muss das Rad nicht neu erfinden“, sagte sie. Dem widersprach Michael Christ: „Die Leute wollen was tun, sind aber unsicher. Wir wollen eine Handreichung geben und 2026 wird es dann keine Förderung zumindest in dieser Höhe geben.“ Mit der Wärmeplanung möchte er den Bürgern helfen, die Heizung zu finden, die für sie am sichersten ist – nicht zuletzt im Blick auf die derzeit in die Höhe schnellenden Gas-, Öl- und Strompreise. Da könnte das Dach zur Energiequelle werden mit Photovoltaik oder Warmwasseranlage.