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Der Krisenmanager aus Schlierbach

Corona Markus Kielkopf lotst neun Klinikstandorte in und um Ludwigsburg durch die Krise.

Markus Kielkopf. Foto: pr
Markus Kielkopf. Foto: pr

Schorndorf. Wie bereitet man neun Krankenhäuser auf den Krisenbetrieb vor? Einen Teil der Antwort kennt ein 44-Jähriger aus Schlierbach, für den seit Beginn der Coronakrise Mitte März Arbeitstage mit bis zu 15 Stunden zur Regel gehören: Markus Kielkopf leitet das Patientenmanagement der RKH-Kliniken mit der Unternehmenszentrale in Ludwigsburg, die an ihren Klinikstandorten in Ludwigsburg, Mühlacker, Bruchsal, Bietigheim, Vaihingen, Marbach, Mühlacker, Neuenbürg, Markgröningen und Bretten jährlich über 100 000 stationäre und rund 250 000 ambulante Patienten versorgt.

Die Aufgabe des zweifachen Familienvaters, der sich in Schlierbach jahrelang einen Namen in der kirchlichen Jugendarbeit und im Jugendforum gemacht hat: Kernprozesse sichern. „Unsere größte Sorge gilt den Patienten und der Liquidität“, betont Kielkopf, „denn wenn die stationäre Abrechnung wegfällt, haben wir ein Problem.“ Soll heißen: Ohne seine Arbeit und die seiner rund 130 Mitarbeiter wäre das finanzielle Überleben der RKH-Kliniken in Zeiten der Krise stark gefährdet.

Dienstpläne anpassen, Schichten umorganisieren, Abläufe straffen: Covid-19 hat den organisatorischen Alltag binnen weniger Tage komplett auf den Kopf gestellt. „Zwischen Mitternacht und drei Uhr früh ins Bett und um sieben wieder raus“, schildert Markus Kielkopf den vorläufigen Höhepunkt der stressigen Tage vor rund zwei Wochen, als es galt, die Klinikstandorte auf Corona-Betrieb umzurüsten.

Dies geschah im Fall des Patientenmanagers komplett von zu Hause aus: Seit 16. März fungiert Markus Kielkopf mit Handy, Telefon und Laptop komplett als Krisenmanager aus dem Home-Office, was auch das Familienleben vor große Herausforderungen stellt. Weil seine Frau als angestellte Architektin die eigenen vier Wände ebenfalls als Büro nutzt, die beiden Kleinkinder aktuell allerdings zu Hause sind, müssen Betreuung und Job irgendwie unter einen Hut gebracht werden. „Wir arbeiten viel abends und nachts“, sagt Markus Kielkopf, der einem drohenden Lagerkoller an der Heimatfront gemeinsam mit seiner Frau kreativ entgegenwirkt: „Wir suchen jetzt seit ein paar Tagen halt schon den Osterhasen.“ Wenn nicht im eigenen Garten in Schorndorf, wo die Familie seit drei Jahren lebt, dann auf der Apfelwiese zwischen Schlierbach und Roßwälden. „Da gehe ich samstags immer mit den Kids zum Spielen hin, damit meine Frau in Ruhe putzen kann“, verrät er augenzwinkernd.

Wann in den Klinikalltag wieder Ruhe einkehren wird, vermag der Diplom-Betriebswirt nicht zu sagen. „Bis Juni wird uns das Thema in den Kliniken mindes­tens noch beschäftigen“, glaubt Markus Kielkopf, der das deutsche Gesundheitssystem gut genug gerüstet sieht, um die Krise zu überstehen, wenngleich die finanziellen Folgen noch nicht abzusehen seien. „Krankenhäuser können es sich aus wirtschaftlicher Sicht eigentlich nicht leisten, auf Pandemiebetrieb zu schalten“, sagt er, „aber wir tun es, weil es unser Versorgungsauftrag ist.“

In diesem Zusammenhang wünscht sich Kielkopf ein Umdenken bei den Menschen: „Ich hoffe, dass die Bevölkerung und die Politik die Systemrelevanz der Krankenhäuser nach Corona nicht vergessen.“ Peter Eidemüller