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Der Natur auf der Spur

Naturschutzbund Das „Hauptquartier“ des Nabu-Kreisverbands Esslingen auf dem Schafhof nähert sich der Vollendung. Im Veranstaltungsraum finden unter anderem Lesungen und Vorträge statt. Von Andrea Barner

Grüne Gedichte und Musik in der NABU-Scheune mit dem Kirchheimer Dichter Hans-Hilmar Seel und dem Trio Triskell.Fotos: Günter Ka
Grüne Gedichte und Musik in der NABU-Scheune mit dem Kirchheimer Dichter Hans-Hilmar Seel und dem Trio Triskell.Fotos: Günter Kahlert

Eine Scheune mit Kuhstall und Traktor-Garage - „da machen wir was Schönes draus!“ Jenny Helber, Geschäftsführerin des Nabu Esslingen, hat eine ideale Lösung für die Raumprobleme des Kreisverbands gefunden. Längst war es im Umweltzentrum Neckar-Fils in Plochingen zu eng geworden. Der Nabu braucht viel Platz, unter anderem für landwirtschaftliche Geräte und einen großen Fahrzeuganhänger. „Wir waren dauernd nur damit beschäftigt, unsere Sachen von einem Zimmer zum nächsten zu räumen“, erinnert sich Jenny Helber. Neue Räume müssen her. Die Suche gestaltet sich schwierig. Anfang 2015 kommt das passende Angebot.

Die alte Scheune steht auf dem Kirchheimer Schafhof direkt neben der „Brenne“ und liegt am Rande des Wohngebiets. In unmittelbarer Nähe: Streuobstwiesen, Felder und Wald. Der Sonnensee als Naturbiotop ist nur einen Kilometer entfernt. Ein idealer Standort, zumal auch genügend Lagerflächen vorhanden sind. Nach erfolgreichem Abschluss des Mietvertrags rückt Jenny Helber mit Farbkübeln und vielen Ideen an.

Kühe stehen schon lange nicht mehr im Stall. Die damaligen Pächter der „Brenne“ haben darin einen Art-Deco-Shop eingerichtet, dann aber wieder aufgegeben. Da der Nabu nur wenige Einnahmen und somit kein Geld für einen Architekten hat, nimmt Jenny Helber die Planung selbst in die Hand. Sie verlegt Fußböden und Fliesen, streicht die Wände, baut Toiletten ein und eine Küche. Eine junge Frau, die beim Nabu gerade ihr freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, hilft ihr dabei. Viele Baumaterialien und Ausstattungsgegenstände stammen aus dem Verschenkmarkt des Abfallwirtschaftsbetriebes oder aus dem Sperrmüll. Nur das Nötigste wird neu im Laden gekauft. „Handwerker haben wir nur beauftragt, wenn es so vorgeschrieben war, zum Beispiel bei der Elektrik“, ansonsten hat das Nabu-Zwei-Frauen-Team das Meiste in Eigenregie erledigt. Immer wieder helfen auch mal Ehrenamtliche mit, die Hauptarbeit liegt aber bei den beiden. „Manchmal geht’s schneller, wenn man’s alleine macht“, beschreibt Jenny Helber die arbeitsreiche Situation, in der oftmals keine Zeit für große Erklärungen war. Drei Jahre später erwartet den Besucher ein gemütlicher Veranstaltungsraum mit geweißelten Wänden und Decken. Hier finden Seminare und Sitzungen des Verbands statt. Ab und zu gibt es auch öffentliche Vorträge und Lesungen.

Bei der jüngsten war der Kirchheimer Maler und Dichter Hans-Hilmar Seel zu Gast mit seiner launigen, kritischen Lyrik. „Grüne Gedichte“ - dahinter steckt nach den Worten des Künstlers „ein Eiertanz zwischen schönen Naturgedichten und anderen, die Denkanstöße geben“. In seinem Lieblingsgedicht erzählt er vom eitlen Hahn, der mit ein paar willigen Hennen rund um den Misthaufen ein sorgloses Lotterleben führt. Und dann erscheint auf einmal ein mageres Hühnchen aus der Legebatterie und berichtet aus dem „Hühnerknast“. Hans-Hilmar Seel philosophiert über die Zeit, die wir uns heute für vieles nicht mehr nehmen, über Plastikmüll, Ressourcenverschwendung und Insektensterben. Immer in romantischen Versen, unterhaltsam und mit Augenzwinkern. Dazu „Grüne Musik“ mit dem Trio Triskell, das traditionelle irische Musik spielt.

Zurück zur Scheune: Schon wenige Monate nach Beginn der Renovierung feiert der Nabu im Juli 2015 Eröffnung, aber der Umbau ist bis heute noch nicht fertig. Die wesentlichen Dinge wie Fußböden, Heizungen und Sanitär sind vorhanden, die Küche ist gut ausgestattet, und das Büro funktioniert. „Wir sind eigentlich schon sehr weit“ - Jenny Helber wirkt zufrieden. An den Wänden im Veranstaltungsraum hängen Gemälde mit Naturmotiven, die Hans-Hilmar Seel als Dauerleihgabe aufgehängt hat. Die Fassade vorne will noch gestrichen, werden, ein Kasten für die Prospekte soll angeschafft werden und vielleicht noch ein großer Briefkasten. „Das machen wir jetzt irgendwann“, doch häufig fehlt es der Geschäftsführerin an Zeit. Sie schmeißt den Laden mit einer Halbtagsstelle. Man kann davon ausgehen, dass die Diplom-Geologin noch viel Herzblut und Engagement in ihre vielfältigen Aufgaben steckt.