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Der Nichtleser

Stadtbücherei-Serie: Tharshan Maheswara schaut eigentlich lieber Filme

Büffeln zwischen Bücherreihen: Student Tharshan Maheswara teilt sein vielfältiges Wissen am liebsten in der Kirchheimer Stadtbüc
Büffeln zwischen Bücherreihen: Student Tharshan Maheswara teilt sein vielfältiges Wissen am liebsten in der Kirchheimer Stadtbücherei.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Obwohl Tharshan Maheswara nie die Nase in einen Roman steckt, findet man ihn zwei- oder dreimal die Woche in der Kirchheimer Stadtbücherei: eine Quote, bei der die wenigsten Leseratten

mithalten können. Sein Büchereiausweis verstaubt in der Schublade. Dass er das letzte Mal ein Buch ausgeliehen habe, sei auch schon ein Weilchen her. Was treibt den 22-Jährigen also allwöchentlich in die Bücherei?

Tharshan Maheswara studiert im sechsten Semester Luft- und Raumfahrtechnik an der Uni Stuttgart in Vaihingen. Das Universum habe ihn schon immer fasziniert, sagt er. Schon bevor er 2012 am Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium Abitur machte, entschloss er sich für Astronomie als Wahlpflichtfach.

Weshalb man freiwillig einen Roman liest, wenn man auch einfach den Film dazu anschauen kann, habe er noch nie verstanden. „Vielleicht habe ich noch nicht das richtige Buch gefunden“, lenkt er ein. Nützliche Sachbücher findet man ab und zu auf seinem Nachttisch: Lektüre über Quantenphysik, Supernovae, dunkle Materie und Raumfahrttechnik. Seinen klugen Kopf benutzt der Student dennoch nicht nur, um nach den Sternen zu greifen.

Der junge Kirchheimer gibt Nachhilfe in Mathe, Naturwissenschaften und Sprachen. Und dafür wählt er am liebsten die Bücherei. Denn trotz Lese-Skepsis lerne es sich zwischen all den Büchern schlichtweg am besten: „Hier herrscht eine Atmosphäre, in der man einfach mehr macht“, sagt der fleißige Student. Man sei nicht so abgelenkt. Außerdem gibt es in einer Bücherei einen entscheidenden Vorteil: Die Lernmaterialien sind schon vor Ort – von Lektüreschlüsseln bis zu Abiturwissen und Wörterbüchern ist die Kirchheimer Stadtbücherei bestens ausgerüstet. Schüler und Schülerinnen sind eine ihrer großen Zielgruppen – das weiß Maheswara noch aus seinen eigenen Schulzeiten. Da musste selbst er gezwungenermaßen mal einen Literatur-Klassiker in die Hand nehmen. In den Holzregalen vermisst er zwar seine Fachliteratur, sieht aber ein, dass nicht überall eine Unibibliothek wie in Stuttgart stehen kann. So kommt es, dass er in seinen Pausen trotzdem zwischen den Regalen hindurchwandert, hin und wieder in den Büchern stöbert und sich über das ruhige Gebäude am Krautmarkt freut, das schon oft Zeuge davon wurde, wie der eine oder andere Schüler seine Angst vor der Mathematik verlor – oder zumindest reduzierte.