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Der Platzhirsch ist allein im Revier

Wahl Rainer Haußmann bewirbt sich für eine vierte Amtsperiode als Bürgermeister in Dettingen. Als einziger Kandidat sprach er über geleistete und künftige Arbeit. Von Iris Häfner

Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann
Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann. Archivfoto: Jean-Luc Jacques

Es war ein Heimspiel für Rainer Haußmann, der sich für eine vierte Amtszeit als Bürgermeister in Dettingen bewirbt. In der Schlossberghalle stellte er als einziger Redner des Abends den Bürgern seine Ziele für die kommenden acht Jahre vor, denn er hat keinen Gegenkandidaten.

„In den vergangenen 24 Jahren haben wir gemeinsam für Dettingen erstaunlich viele Möglichkeiten genutzt. Wir haben gelernt, wie man notwendige Veränderungen frühzeitig erkennt, und im konstruktiven Dialog die passende Antwort findet“, sagte er gleich zu Beginn seiner Rede. Bei dem, was beraten und umgesetzt werde, gehe es immer nur um eines: um das Optimum für Dettingen - und eben nicht das Maximum.

Bezüglich Wohnraum, Gewerbebetriebe und Flächenverbrauch stellte sich für ihn die zentrale Frage, ob Dettingen die globalen Klimaziele erreichen und trotzdem Wohnraum schaffen sowie eine wettbewerbsfähige Wirtschaft erhalten kann. „Wir haben das bereits unter Beweis gestellt und kluge Rezepte für die Zukunft entwickelt“, ist Rainer Haußmann überzeugt. Als Beispiel nannte er den Energieverbrauch, der in den vergangenen acht Jahren um 30 Prozent gesunken ist, bei der Straßenbeleuchtung sogar um 70 Prozent. Dettingen macht bei der Aktion „1000 Bäume für 1000 Kommunen“ im März mit. „Nebenher setzen wir mal eben 14 Hektar vernachlässigte Streuobstwiesen wieder instand zugunsten von Ökologie und der Kulturlandschaft“, so der Schultes. Nur zehn Prozent der Kommunen in Baden-Württemberg verfügen über ein umfassendes Klimaschutzkonzept. „Dettingen ist seit 20 Jahren mit im Boot“, fügte er an.

Im Zuge der Innenentwicklung wurde Wohnraum für 500 Menschen geschaffen. Das Investitionsprogramm umfasst rund 50 Millionen Euro innerhalb von 13 Jahren. Dettingen wachse jährlich um rund 30 Personen, also 0,6 Prozent. Dem stehen 90 Dettinger Bewerbungen um Wohnraum gegenüber. Rainer Haußmann will dies flächenschonend, klimaverträglich und energieneutral umsetzen. Die Gemeinde bietet 2400 Arbeitsplätze, was dem vierten Platz im Landkreis entspricht. Demnächst werden es 200 mehr sein. Hotel und Bank sowie Pflegeheim sind im Bau oder stehen kurz davor. „Ist es nicht nachhaltig, aus Pendlern Einwohner zu machen?“, fragte er in die Runde und lieferte die Antwort gleich nach. Gemischte Quartiere zum Wohnen und Arbeiten, am besten dazu Kita und Schule direkt vor der Haustür würden Lebensqualität durch Nähe und obendrein Klimaschutz bedeuten. „Dies alles ist möglich im neuen Stadtquartier ,Untere Wiesen‘. Eine bestechende Idee, die wir seit mehr als 20 Jahren verfolgen. Sie ist so überzeugend und nachhaltig, dass Dettingen damit für die Internationale Bauausstellung 2027, einem Leuchtturmprojekt für die Metropolregion Stuttgart, aufgenommen wurde“, sagte er stolz.

Die größte Stärke Dettingens ist gleichzeitig die größte Schwäche: die verkehrsgünstige Lage. „Realistisch betrachtet, werden wir kurzfristig nicht viel ändern können“, gab er zu. Die chronisch überlastete B 465 produziert Schleichverkehr durch den Ort. Seit fast 20 Jahren wird das regelmäßig reklamiert, jetzt wolle sich das Regierungspräsidium darum kümmern.

Das große bürgerschaftliche Engagement weiß der Schultes zu schätzen. Dieses Engagement ziehe sich durch sämtliche Bereiche Dettingens. „Seit Jahren fahren wir ein strammes Arbeitsprogramm, und es wird in Zukunft nicht weniger werden“, ist er sich sicher. Er lobte sein „her- ausragendes Team“ im Rathaus und allen Außenstellen, das Qualität in höchstem Tempo liefere, sowohl in strategischer als auch operativer Hinsicht. „Glauben Sie mir, das ist wahrlich ein Alleinstellungsmerkmal. Sie kennen mich - anders könnte ich nicht arbeiten - ich würde es aber auch nicht wollen. Ich schätze diesen Umstand in höchstem Maße“, sagte Rainer Haußmann.

 

Info Drei Wortmeldungen gab es nach der Rede. Die Wohnraumentwicklung und die hohen Preise für Wohnen waren Thema. Hier setzt Rainer Haußmann auf verdichtete Bebauung und eine Mischkalkulation, wonach die Premiumgrundstücke das „Starterhaus“ ein Stück weit mitfinanzieren. Der zusätzliche Verkehr, der bei einem möglichen Friedwald entsteht, trieb eine Zuhörerin um. Hier verwies der Schultes selbstironisch auf die sozialen Medien: Sein Statement, zur Wiederwahl anzutreten, erhielt sechs Likes, als über den Friedwald berichtet wurde, gab es 140. „Da weiß man, wo die Gewichtung liegt.“ Die „fast lebensgefährliche“ Überquerung der Querspange als Familienvater mit zwei Kindern, brachte ein Zuhörer zur Sprache. Die Antwort: Die Idee eines Kreisverkehrs lasse sich nicht realisieren. „Ich kann keine Lösung anbieten.“

Der Schultes ist „amtszeittechnisch“ auf Rekordjagd

Rainer Haußmann bei seiner Rede.
Rainer Haußmann bei seiner Rede.

Recht launig führte Andreas Hummel in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses durch den Abend. Durchaus passend für die heiße Phase der Fasnet. „Wenn‘s hier gut läuft, sind Sie rechtzeitig zu den Büttenreden der Düsseldorfer Prunksitzung wieder auf dem Sofa“, versprach er - und behielt Recht. Stolz war der erste Stellvertreter von Bürgermeister Rainer Haußmann darauf, dass die Dettinger so zahlreich in die Schlossberghalle gekommen waren, obwohl es eine One-Man-Show war. „Auf Dettingen ist einfach Verlass!“, freute er sich.

Wie die Idealbesetzung des Bürgermeisters aussieht, ist für Andreas Hummel klar: bürgernah soll er sein, ohne sich anzubiedern; kompetent den Verwaltungsapparat leiten, ohne autoritär zu wirken; Ideen für die Gemeindeentwicklung liefern, ohne besserwisserisch zu erscheinen; ein offenes Ohr für die Sorgen von Einzelnen haben, dabei aber das Allgemeinwohl immer im Auge behalten; politisch denken, aber über den Parteien stehen. „Gewünscht ist also eine Kreuzung aus volkstümlichem Bierzeltkönig und kreativem Verwaltungsmanager mit betriebswirtschaftlichem und juristischem Sachverstand“, fasste er zusammen.

„Herr Haußmann bewirbt sich quasi um die Amtszeit 4.0 und wird damit im Falle seiner Wiederwahl der Dettinger Bürgermeister mit der längsten Amtszeit seit fast 100 Jahren sein“, zeigte Andreas Hummel die Dimensionen auf. Bei einer eventuellen Amtszeit 5.0, die rein rechtlich möglich wäre, hätte er all seine Vorgänger „amtszeittechnisch“ weit ins Abseits gestellt.

Die Wahlbeteiligung vor acht Jahren lag bei 41,85 Prozent - auch damals fand die Wahl ohne Gegenkandidat statt. „Wenn man in die weite Welt schaut, kann man feststellen, dass es noch immer ein besonderes Privileg ist, wählen zu dürfen. Deshalb bitte ich Sie, Ihr Wahlrecht auszuüben, auch wenn nur ein Name auf dem Stimmzettel vorgedruckt ist“, bat Andreas Hummel die zahlreichen Zuhörer und fügte an, sie sollten Vorbild sein und andere Dettinger Bürger ebenfalls zum Urnengang animieren. ih