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Der Schnitzer und seine Botschaft

Natur Auf dem Käppele hat Ralf Ziegler zur Freude vieler Menschen einen Baumkompass erschaffen. Das Holzherz ist aus dem abgesägten Baumstamm an Ort und Stelle entstanden und zusammengefügt worden.

Ralf Ziegler hat das Baumherz auf dem Käppele erschaffen. Foto: pr

Da steht ein Herz im Wald – verwundert reibt sich manch Spaziergänger und manche Spaziergängerin auf dem beliebten Käppele bei Dettingen die Augen über die „herzige Botschaft“ und fragt sich, was es mit diesem Naturkunstwerk auf sich hat. Ralf Ziegler hat es erschaffen. „Ich liebe den Wald und fühle mich da zu Hause. Ob diese Liebe mit der Tatsache zu tun hat, als Enkel eines Försters geboren zu sein, kann ich nicht sagen“, erzählt er. Er liebt auch die Menschen, was mit seinem christlichen Glauben zusammenhängt. 

 

Im Wald begegnet man ja nicht nur Bäumen, sondern auch Menschen.
Ralf Ziegler über die „Initialzündung“ für seine Holz-Skulptur
 

„Im Wald ist mir ein Baumstamm aufgefallen, der abgeschnitten wenige Meter von dem Platz lag, wo er einst seine Zweige dem Himmel emporreckte. Da kam mir die Idee, aus diesem Stück etwas zu machen, was die Waldbesucher erfreut, und wieder an der Stelle aufzurichten, wo der Stamm einst wuchs“, sagt er. Der Förster gab sein Okay für diesen Plan, und die Idee zum Baumherz reifte in Ralf Ziegler. „Im Wald begegnet man ja nicht nur Bäumen, sondern auch Menschen. Inspiriert durch eine solche Begegnung reifte der Wunsch in mir, den Menschen nicht nur eine Skulptur zu schenken, sondern damit auch eine Botschaft zu verknüpfen.“ Der Hobbykünstler stellte sich die Frage, was seine Mitmenschen derzeit wohl am meisten beschäftigen könnte. „Wir alle kommen ja aus einer besonderen Zeit und sehen uns mit der Frage konfrontiert, wie es weitergehen soll. Quo vadis? So kam es, dass aus dem Baumherz ein Kompass entstand. Dieses Gerät dient der Menschheit schon sehr lange bei der Standortbestimmung, Orientierung und Neuausrichtung“, sagt er. 

Beim Schnitzen erzähle ihm das Holz eine Geschichte. „Betrachtet man das Herz genauer, ist zu erkennen, dass die Jahresringe vom Zentrum des Herzens nach außen gewachsen sind. Wir Menschen sind auch in Liebe gedacht und haben im Laufe unseres Lebens immer mehr Liebe dazubekommen“, ist er überzeugt. Im Holzherz sei aber auch ein Loch zu erkennen. Dort hatte der Stamm eine faule Stelle. „Auch bei uns Menschen kommen im Laufe der Jahre Verletzungen in Bezug auf unser Herz hinzu. Nun wird das Loch wieder von Insekten oder Vögeln genutzt, um Schutz oder Nahrung zu finden“, sagt er und fügt hinzu: „Übertragen bedeutet das für mich, dass wir aus den uns zugefügten Verletzungen auch lernen können, ja sogar lernen müssen. Ein Herz, das man zum Schutz vor Verletzungen einsperrt, ist ein totes Herz.“ Bewusst hat er die richtungsweisende Kompassnadel weggelassen. Jeder müsse schließlich selbst seine eigene Richtung finden. „Jeden und jede treibt das Herz und die Liebe in eine andere Richtung. Wir sind freie Geister auf diesem Planeten“, sagt Ralf Ziegler. 

Sowohl beim Schnitzen im Wald als auch später beim fertigen Herz kam es immer wieder zu interessanten Gesprächen mit Jung und Alt, die er nicht missen will und als großes Glück empfindet. „Als Schnitzer sehe ich mich in der Rolle eines Sämanns, der Samen im Frühjahr aussät und nicht immer mitbekommt, wie reich die Ernte im Herbst war“, definiert er seine Rolle, die er gerade mit seinem Herzkompass im öffentlichen Raum auf dem Käppele einnimmt. ih