Weilheim · Lenningen · Umland

„Der schönste Beruf der Welt“

Landesmesnertag: Zwei Mesner erzählen von den Herausforderungen ihrer Tätigkeit

Über 400 Mesner und Hausmeister haben sich in der Kirchheimer Stadthalle zum 66. Landesmesnertag getroffen. Eingeladen hatte der evangelische Mesnerbund Württemberg, der etwa 1 350 Mitglieder hat. Sie alle haben viel zu erzählen – von Hochzeiten und anderen Herausforderungen.

„Wir hüten das Haus Gottes“, sagen Eva Lauk und Rainer Jeger.Foto: Peter Dietrich
„Wir hüten das Haus Gottes“, sagen Eva Lauk und Rainer Jeger.Foto: Peter Dietrich

Kirchheim. Nach einem Gottesdienst in der Martinskirche, der Mitgliederversammlung und dem Mittagessen eilten 30 Interessierte zur spirituellen Führung mit Pfarrer Jochen Maier. Parallel war Zeit, zwei Mesner zu befragen: Eva Lauk aus Dettingen und Rainer Jeger von der Stadtkirche in Stuttgart-Bad Cannstatt bleiben ihrer Aufgabe seit 16 und 37 Jahren treu. Sie mit sechs Wochenstunden, er mit einer der seltenen Vollzeitstellen.

„Wir hüten das Haus Gottes“, beschreibt Lauk die Aufgabe. „Mesner- und Hausmeisterdienst gehören zusammen. Man könnte uns auch ‚Facility Manager‘ nennen.“ Kaum zu glauben, was so ein Mesner alles wissen muss: Im jeweils einwöchigen Grund- und Aufbaukurs geht es um den Aufbau des Gesangbuchs, um liturgische Farben und den Blumenschmuck. In Fortbildungen geht es um den Umgang mit Kerzen und Putzmitteln. „Wenn wir es richtig machen, ist es sauberer als im Krankenhaus“, scherzt Jeger. Der fünftägige Bildungsurlaub pro Jahr, im Land erst vor kurzem Gesetz, ist bei den Mesnern schon lange Standard.

Es gibt Nachwuchssorgen. „Wir arbeiten sonntags, wenn andere ausschlafen“, sagt Lauk. „Aber das ist eine Einstellungssache. Man kann das gut mit der Familie in Einklang bringen.“ Manchmal wird morgens um sechs Uhr Salz gestreut, abends ist ein Konzert. Oft gibt es Bereitschaftsdienst. Der Frauenanteil liegt bei 84 Prozent. Anders als früher. „In den 1950ern war das ein Männergeschäft“, sagt Lauk. Vor allem mit einer 75-Prozent-Stelle und in der Stadt sei es ein Problem, vom geringen Verdienst zu leben, sagt Jeger. Samstags- und Sonntagszuschläge gibt es in Freizeit. „Der Mesner hat jeden sechsten Sonntag frei“, sagt Lauk, „der Pfarrer jeden vierten.“

„Wenn Harmonie herrscht, ist es der schönste Beruf der Welt“, sagen beide unisono. Sie mögen die große Selbstständigkeit. Zur Betreuung der Einzelkämpfer gibt es in jedem Kirchenbezirk einen Obmann oder eine Obfrau und einen Bezirksmesnerpfarrer. „Mancher Kirchengemeinderat weiß nicht, was der Mesner zu tun hat“, sagt Lauk. Nicht leiden kann ein Mesner, wenn er nicht Bescheid weiß.

Bei einer Hochzeit wird der Mesner schnell zum Eventberater. Schon öfter hat Jeger ein „Ach so“ gehört, denn er hatte weiter gedacht als das Brautpaar. Im Extremfall kamen noch der Sektempfang und die Mutter mit dem Überraschungschor dazu, der heimlich in der Kirche üben musste. Jegers Hochzeitsmaximum lag bei sieben Stunden Arbeit.

Die Vorschriften nehmen immer mehr zu, sagt Jeger. So wartet der Mesner bei mancher Kleinreparatur auf den Handwerker – er könnte ja selbst, darf aber nicht. Auch das Energiesparen ist ein großes Thema. Am liebsten hätte Jeger die täglichen Termine alle im gleichen beheizten Raum, schön nacheinander. Und Lauk forscht schon mal verärgert nach, wer wohl die Tür aufgelassen und nachts das Treppenhaus geheizt hat. „In Zukunft kann ich die Heizung vielleicht von zu Hause aus programmieren.“ Machen Konfirmanden eigentlich noch ihre Späße? Klar, sagt Jeger, da finde sich mancher benutzte Teller mitten in den sauberen.

Was beide sehr schätzen: Sie haben ihr Ohr bei den Leuten. „Wissen Sie, das sag ich dem Pfarrer nicht, aber Ihnen“, hören sie und kennen ihre Verschwiegenheitspflicht. Früher hatte Jeger noch zwei bezahlte Wochenstunden für Gespräche; doch diese wurden gestrichen. Plakate hat er auch schon mal nachts aufgehängt, sonst wäre er zu vielen Leuten begegnet. Doch beide reden gerne mit Menschen. „Da kommt auch etwas zurück.“

Ein Leben lang Mesner? Ja, das gibt es noch. Deshalb wurden beim Landesmesnertag auch Jubilare geehrt. Doch es ist nicht mehr die Mehrheit. Für manche Jüngeren ist der Mesner, etwa parallel zur Familie, zur beruflichen Zwischenstation geworden.