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Der Sinn des Lebens und die Suche danach

Autobiografie Wilfried Kälberer aus Notzingen hat ein reich bebildertes Werk über sein ereignisreiches Leben mit Höhen und Tiefen geschrieben. Von Iris Häfner

Wilfried Kälberer in seinem Garten.  Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques
Wilfried Kälberer in seinem Garten. Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Vieles hat er erlebt, Höhen und Tiefen, glückliche und unendlich traurige Momente: Wilfried Kälberer, von seinen Freunden Käno genannt - Kälberer Notzingen. Und damit wäre man schon bei einer wichtigen Konstante in seinem Leben: sein Geburtsort Notzingen, den er - außer bei Reisen - nie verlassen hat.

An seinem mittlerweile fast 86-jährigen Leben lässt Wilfried Kälberer die Menschen in seiner Biografie teilhaben. „Glück und Leid - Ein lesenswerter Lebensweg“ lautet der selbstbewusste Titel seines Buch, an dem er zwei Jahre gearbeitet hat. Viele Fotos schmücken das Werk. „Unser Dasein auf den Punkt gebracht von Käno“ steht auf der Titelseite, die eine Allee ziert.

„Bei meiner Geburt im Jahr 1932 begann auch der Wahnsinn des Dritten Reiches mit Adolf Hitler. Das war mir wichtig, nach über 80 Jahren in meinem Buch daran zu erinnern“, sagt Wilfried Kälberer. Er erinnert an die schlimme Zeit des Kriegs, in der er im Alter von elf Jahren zum „Schlächter“ werden musste. Weil die Männer an der Front kämpften oder gefallen waren, war er das einzige männliche Wesen auf dem Herdfeld, der Hasen schlachtete. „Als am 19. April 1945 bekannt wurde, dass in den nächsten Tagen die Amis kommen werden, musste ich - mit 13 Jahren - für die Nachbarin sogar eine Ziege schlachten, weil sie befürchtete, dass ihre Liesel sonst den Soldaten in die Hände fällt“, schreibt er.

Das liegt jedoch weit hinter ihm. „Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere!“ ist ein Kapitel nach dem Zitat von Arthur Schopenhauer überschrieben. Pferde, Hunde, Hühner, Tauben und Enten bevölkerten über Jahrzehnte das Reich rund ums Haus. Sie waren der Ausgleich zum beruflichen Alltag als Werbefachmann beim Lebensmittel-Großhandel Schempp auf den Fildern, wo er über Jahrzehnte arbeitete.

Eine weitere wichtige Konstante in seinem Leben ist die Musik. „Die wurde mir in die Wiege gelegt“, sagt Käno. Mit der Gruppe „Top Stars“ erreichte er in der Region und darüber hinaus Kultstatus. Sie war auch die Hauskapelle des mehrfachen Tanzweltmeisters Trautz in Augsburg. Käno spielte die Trompete und erfreute mit seinem Gesang die Gäste. Sohn Hagen eiferte seinem Vater nach, ebenso Tochter Monja. Schon im zarten Alter von sechs Jahren stand sie mit ihrem fünf Jahre älteren Bruder auf der Bühne. Als Trompetenduo „Monja und Hagen“ machten sie Furore, hatten Fernsehauftritte und traten neben Künstlern wie Udo Jürgens, Roberto Blanco oder Jonny Hill auf.

Doch dann kam der große Bruch im Leben von Wilfried Kälberer: Mit 18 Jahren kam Monja bei einem Autounfall ums Leben. „Es gibt wenige Menschen, die sich so viele Gedanken machen über Leben und Sterben wie ich“, sagt er. Unter der Garage hat er sich einen Philosophenraum gebaut und regelmäßig illustre Gäste um sich geschart. „Das größte Wunder unserer Erde ist die Tatsache, dass wir nicht sehen, wie wunderbar sie ist und wie kostbar unsere Zeit“, sagt er, der wie sein Vater viele Gedichte geschrieben hat. „Wir leben zusammen mit Fauna und Flora auf einem paradiesischen Stern, einem Staubkorn in den Galaxien eines unendlichen Kosmos. Müssten wir deshalb unser Tun nicht in erster Linie darauf fokussieren, dieses Kleinod zu hegen, zu pflegen und zu erhalten für die, die nach uns kommen?“, ist ihm der Raubbau an der Erde ein Gräuel.

Die Biografie hat der an Parkinson erkrankte Käno auch für seinen Enkel Ruben geschrieben, ein aufgeweckter Jugendlicher mit Handicap. Er ist lebenslang auf Hilfe angewiesen, weshalb die gesamten Einnahmen aus Buch und CD für ihn bestimmt sind. Schon in der Vergangenheit hat Wilfried Kälberer ordentlich Spenden für die Lebenshilfe gesammelt. Auf der CD sind viele Titel von Monja und Hagen und Käno, aber auch Gedichte aus der Feder des Multitalents Käno, von Johnny Hill rezitiert.