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Der Sprücheklopfer vom Dienst

Schwäbisch Hans-Jürgen Bader aus Kirchheim hat es bereits mit neun seiner Äffle-und-Pferdle-Sprüche auf die ­Etiketten von Sprudel-Flaschen geschafft – mit Humor und einer gehörigen Portion Selbstironie. Von Andreas Volz

Der Kirchheimer Hans-Jürgen Bader präsentiert zwei seiner erfolgreichen Äffle-und-Pferdle-Sprüche, mit Zeichnungen aus dem Hause
Der Kirchheimer Hans-Jürgen Bader präsentiert zwei seiner erfolgreichen Äffle-und-Pferdle-Sprüche, mit Zeichnungen aus dem Hause Lang-Film: Eier sind nicht freilaufend, sondern „mit nem Karton drom rom“ gefragt, und wenn das Pferdle abends ins Bett geht, sagt es: „’S Ronde muss ins Eckige!“ Foto: Jean-Luc Jacques
Äffle und Pferdle beim Walken. Foto: pr
Äffle und Pferdle beim Walken. Foto: pr

Spruchklopfer - das kann ganz Unterschiedliches bedeuten. Nicht zwangsläufig muss eine vernichtende Kritik damit verbunden sein. Es kann sich auch um ein verstecktes Lob handeln, das sogar noch eine verhaltene Bewunderung zum Ausdruck bringt. In diesem Sinn ist der Kirchheimer Hans-Jürgen Bader - den alle seit jeher nur Hansi nennen - ein Spruch- oder Sprücheklopfer par excellence. Er ist fast so etwas wie der schwäbische „Oberspruchklopfer“, hat er doch bereits neun seiner schwäbischen Sprüche erfolgreich eingereicht: für die Sprudelflaschen-Etiketten von Silberbrunnen. „Damit bin ich jetzt im Prinzip der Führende“, sagt der bekennende Schwabe.

Begonnen hat sein Dasein als Sprücheklopfer durch einen reinen Zufall: „Ich hab’ halt mal eine andere Sprudelkiste gekauft als sonst, und da waren die Sprüche von Äffle und Pferdle drauf. Das hat mir gleich gefallen. Ich habe mir dann selbst einen Spruch überlegt und ihn eingeschickt.“ Als dann irgendwann die Antwort kam - mit dem E-Mail-Betreff „Sprücheklopfer“ -, hat er sich zuerst gefragt: „Wo habe ich jetzt wieder was Falsches gesagt?“ Dann aber war ihm schnell klar, worum es ging. Er hatte erstmals mit einem seiner schwäbischen Sprüche gewonnen. Das war 2016.

Zur Belohnung gab es die passende Zeichnung im Großformat und eine Einladung zur Gewinnerfeier: „Da gibt es dann standesgemäß auch eine Hafer-und-Bananen-Torte.“ Zweimal im Jahr wählt eine Jury zwölf neue Sprüche aus, und zweimal im Jahr gibt es dieses Fest. Die letzten beiden Feste sind der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, und ein weiteres Fest hat Hansi Bader verpasst, weil er gerade im Urlaub war: „Das war besonders schade, weil ich da sogar mit zwei Sprüchen vertreten war.“

Aber so etwas kann ihm den Humor nicht verderben, denn der 57-Jährige beherrscht auch die wichtigste Humor-Disziplin aus dem Effeff: die Selbstironie. „Das Äffle ist der gleiche Jahrgang wie ich“, sagt er, „das Pferdle ist ein bisschen älter. Aber dafür habe ich mit ihm den Ranzen als große Gemeinsamkeit.“ In einigen seiner erfolgreichen Sprüche geht es auch um die Freude am Essen, die Hansi Bader mit dem Pferdle teilt.

Es sind aber nicht nur die kulinarischen Genüsse und der Humor, was den Kirchheimer antreibt, immer wieder neue Sprüche einzureichen: „Es geht mir auch um die Freude an der eigenen Sprache. Man muss doch nicht verleugnen, wo man herkommt.“

Als Meister im Sprücheklopfen hat Hansi Bader sein Bekenntnis zum Schwäbischen und zu den beiden Zeichentrick-Werbeträgern seiner heimischen Mundart gleich noch einmal verfestigt: Er ist Mitglied im Fanclub von Äffle und Pferdle und hat auch da schon einiges bewegt: „Äffle und Pferdle sind auch als Ampelfiguren im Gespräch. Ich habe nachgefragt, ob wir diese Figuren exklusiv für Clubmitglieder auf T-Shirts drucken dürfen.“ Mit Erfolg, wie das obige Foto beweist.

Lesen und fachsimpeln - Äffle und Pferdle in ihrem Element. Foto: pr
Lesen und fachsimpeln - Äffle und Pferdle in ihrem Element. Foto: pr

Einen Teilerfolg hat er auch errungen, als er seinen Namensvetter Pascal Bader angeschrieben hat, mit dem er weder verwandt noch verschwägert ist: „Ich habe unseren Oberbürgermeister gefragt, ob man die Ampfelfiguren nicht auch in Kirchheim anbringen könnte. Er hat mir geantwortet, dass er das als Idee mitnehmen will.“ Sollte es rechtlich umsetzbar sein, wäre die Begeisterung sicher groß - nicht nur bei Hansi Bader, sondern auch bei vielen anderen, die ihr ganzes Leben lang von Äffle und Pferdle begleitet werden.

Äffle und Pferdle an der Teck

Während die Sprüche - wie ­Hansi Bader beweist - Volkes Stimme sind, stammen die professionellen Grafiken aus dem Hause Lang-Film, das seit eh und je für Äffle und Pferdle verantwortlich zeichnet. „Je nach Herkunft des Sprücheklopfers zeichnen die lokale Besonderheiten“, erzählt Hansi Bader und freut sich, wenn er auf den Bildern zu seinen Sprüchen die Burg Teck oder das Kirchheimer Rathaus erkennt.

Was ihn ebenfalls freut, sind Sprudelflaschen, auf denen er seine eigenen Sprüche wiederfindet. Diese Flaschen nutzt er immer wieder als persönliches Geschenk. „Besonders witzig ist es aber, wenn jemand einen Spruch abfotografiert und ihn mir schickt und wenn ich ihm dann zurückschreiben kann, dass der Spruch von mir stammt.“

Was Hansi Bader genauso bedauert wie viele andere Äffle-und-Pferdle-Fans, ist die Tatsache, dass die Streifen der beiden nicht mehr im Werbefernsehen kommen. Nur eines würde den Anhänger des FC Bayern nicht ganz so stark interessieren wie seine Mit-Schwaben: Einstmals zeigte der letzte Clip vor der Sportschau den Fernseh-Zuschauern im Südwesten an, wie der VfB gespielt hat. Äffle und Pferdle sind eben auch fußballerisch echte Schwaben.

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