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Der Strom kommt aus der Lauter

Infotour Der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Matthias Gastel, legte einen Stopp im Dettinger Wasserschlössle ein. Von Iris Häfner

Christoph Ensinger erklärt Matthias Gastel die altbewährte Technik. Fotos: Jean-Luc Jacques
Christoph Ensinger erklärt Matthias Gastel die altbewährte Technik. Fotos: Jean-Luc Jacques
Die Wandergruppe nähert sich neugierig dem Wasserschlössle.
Die Wandergruppe nähert sich neugierig dem Wasserschlössle.

Das war ein Besuch mit gleich mehreren Herausforderungen: Hitze, Maske und Maschinenlärm. Eine Unterhaltung im Wasserschlössle in Dettingen ist unter diesen Voraussetzungen fast unmöglich. Deshalb hat Matthias Gastel zunächst einen Zwischenstopp im Schatten, am Rand der gegenüberliegenden Obstwiese, vor der Besichtigung des altehrwürdigen Elektrizitätswerks eingelegt. Der Bundestagsabgeordnete der Grünen war wieder auf seiner sommerlichen Drei-Tages-Wanderung in seinem Wahlkreis Nürtingen unterwegs.

Ganz Owen hat „grünen Strom“

Tag eins führte ihn in Kirchheim zu einem Radsportgeschäft und einem Unverpacktladen über die Hahnweide und das Käppele zum Wasserkraftwerk. Dort wartete schon Christoph Ensinger vom Elektrizitätswerk Owen auf das corona-bedingt überschaubare Wandergrüppchen. Vier Anlagen betreibt der Familienbetrieb, (EWO) zu dem auch die Getreidemühle an der B 465 gehört. Mit rund 90 Kilowatt Leistung ist die Dettinger Anlage die stärkste. Das liegt an der rund 12,5 Meter hohen Fallhöhe des Turms und an der Wassermenge. EWO ist ein regionaler Strom- und Netzbetreiber, der alle Owener Haushalte und Betriebe versorgt. Das Wasser der Lauter, das durchschnittlich zwei Millionen Kilowattstunden pro Jahr direkt vor der Haustür erzeugt, reicht dafür nicht aus, zwölf Millionen Kilowattstunden „grüner Strom“ werden zugekauft. Somit stammt immerhin rund ein Siebtel des Stroms aus heimischer Produktion.

Nach vielen weiteren Informationen drängte es die Wanderer, den Maschinenraum besichtigen zu können. Wie das Gebäude selbst, sind die alten Turbinen beeindruckend. An der Architektur und der ursprünglichen Technik hat sich optisch nicht viel verändert. Seit nahezu 100 Jahren verrichtet alles seinen Dienst. Die Liebe zum Detail wird auf den ersten Blick offensichtlich. Durch eine geschwungene Eingangstür gelangen die Besucher in den hohen Raum mit dezenter Stuckdecke und Sprossenfenstern. Auf dem gekachelten Boden sind die große und kleine Anlage befestigt. An diesem Hochsommertag läuft nur die kleine - quasi mit den letzten Tropfen der Lauter. Der Strombetreiber ist kurz davor, die Anlage abzuschalten.

Wer jetzt noch den Klimawandel leugnet, für den hat Christoph Ensinger kein Verständnis. Zu offensichtlich ist für ihn die Entwicklung, die er hautnah miterlebt. „Die Strommenge verändert sich, das merkt man stark, auch wenn es diesen Sommer alle ein bis zwei Wochen geregnet hat. Das ist zwar gut fürs Pflanzenwachstum - aber das Wasser dringt nicht mehr in die tieferen Schichten ein“, macht ihm der sinkende Grundwasserspiegel Sorgen. „Die Entwicklung ist in den vergangenen Jahren eher nicht so günstig“, ist seine Beobachtung. Quellen versiegen, und damit nimmt auch das stetig fließende Wasser im Fluss ab. Die einstige Konstanz der Wassermenge hat in der Vergangenheit die Lauter im Gegensatz zur Lindach ausgezeichnet: Der Regen wurde im (Wald-)Boden gespeichert und zeitversetzt gleichmäßig dem Bach zugeführt.

Irgendwann waren alle Fragen von Matthias Gastel und seinen „Mitläufern“ beantwortet, sodass sie sich auf den Weg zu ihrem Nachtquartier machen konnten: die Teck.