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Der Trockenheit trotzen

Natur Experten sind der Meinung, dass auch Privatleute einiges gegen die lokale Überwärmung tun können, wenn sie sich für Hitzeperioden wappnen. Von Daniela Haußmann

Philipp Köber (links) und Richard Messerle empfehlen, bei frisch gepflanzten Bäumen einen Gießring anzulegen. Dafür wird in Ball
Philipp Köber (links) und Richard Messerle empfehlen, bei frisch gepflanzten Bäumen einen Gießring anzulegen. Dafür wird in Ballenbreite ein kleiner Erdwall um den Stamm herum aufgeschüttet. So kann sich das Gießwasser sammeln und läuft nicht ab.Foto: Daniela Haußmann

Braune Rasenflächen, Büsche und Bäume, die traurig die Blätter hängen lassen - die anhaltende Trockenheit im Sommer 2018 ging auch an der Natur in Kirchheim und Umgebung nicht spurlos vorüber. Kommunalverwaltungen forderten Bürger sogar zum Bäume-Gießen auf - auch in der Teckstadt. Klimaforscher sind sich einig, dass neben Hochwasserereignissen auch Hitze- und Dürreperioden künftig häufiger auftreten. Deshalb stellt sich die Frage, was sich gegen Wasserknappheit tun lässt.

Vor allem versiegelte und bebaute Flächen sorgen dafür, dass sich bei starker Hitze und Sonneneinstrahlung Böden zusätzlich aufheizen und diese Wärme an die Umgebung abgeben. Experten sprechen vom Hitzeinseleffekt. Deswegen kann nach Angaben des Bundesumweltamtes die innerstädtische Minimaltemperatur in der Nacht um bis zu zehn Grad über der am Stadtrand liegen. „Durch diesen Effekt, den Steinflächen im Garten verstärken, nimmt die bodennahe Lufttemperatur und die Wasserverdunstung zu“, klärt Richard Messerle auf. Vielen ist das nicht bewusst, wie der Hochdorfer Baumschulen-Betreiber beobachtet. „Dabei können auch Privatleute einiges gegen die lokale Überwärmung tun, die sich mit dem Klimawandel verstärkt“, so der Experte.

Dass Laubbäume mit großen Kronen Schatten spenden ist klar. Doch sie tun noch mehr. Sie erhöhen durch Blattverdunstung die Luftfeuchtigkeit und verhindern, dass sich die Außenluft zusätzlich aufheizt. „Dass sich all das positiv auf den Wasserhaushalt im Garten auswirkt“, muss Messerle oft erst vermitteln. Der Effekt ist enorm. Im Blattinneren gibt es Hohlräume, die die Blattoberfläche vergrößern. Eine ausgewachsene Buche bringt es daher auf eine innere Oberfläche von rund 15 000 Quadratmetern, wie der Bund deutscher Baumschulen (BdB) berichtet. „Wer im Sommer abends unter so einem Baum sitzt, kann bei nur einem einzigen Windstoß spüren, wie die Umgebungstemperatur durch Verdunstungskälte um bis zu zehn Grad sinkt“, weiß Philipp Köber vom gleichnamigen Kirchheimer Garten- und Landschaftsbaubetrieb.

Absenken lässt sich die Außenluft an heißen Tagen auch mit Dach- und Fassadenbegrünungen. „Sie sorgen im Gebäude für Kühlung und minimieren die Wärmeabstrahlung in die Umgebung“, so der Fachmann. Auf bepflanzten Dächern können am Tag im Außenbereich Temperaturunterschiede von bis zu acht Grad erzielt werden, in der Nacht von ein bis zwei Grad. „Selbst bei anhaltender Trockenheit, muss man so weniger gießen, weil man der wärmebedingten Wasserverdunstung effektiv entgegenwirkt“, versichert Philipp Köber.

Es gibt auch Langzeit-Wasserspeicher-Granulate, die das bis zu 300-fache ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen. „Die Superabsorber gegen Wasserknappheit sind meist aus Polyacrylat, also Kunststoff“, sagt Richard Messerle. „Der Wasserspeicher funktioniert zudem nur ein paar Vegetationsperioden lang.“ Philipp Köber rät daher zu Mykorrhiza. Das ist eine Form der Symbiose, bei der ein Pilz mit dem Feinwurzelsystem einer Pflanze in Kontakt steht. „Dadurch wird die Oberfläche für die Wasser- und Nährstoffaufnahme vergrößert“, erklärt der Garten- und Landschaftsbauer. „Damit bleibt auch bei längerer Trockenheit der Wasserbedarf, der durch Gießen kompensiert werden muss überschaubar.“ Mykorrhiza ist als Granulat im Handel erhältlich.

Da die Wahrscheinlichkeit von Hitze- und Dürreperioden steigt, sollte bei der Bewässerung der Wasserverbrauch dem tatsächlichen Bedarf der Pflanze entsprechen. - Eine Anforderung, die die Tropfen-Bewässerung erfüllt. Hier werden Schläuche im Garten verlegt. Dort, wo sich eine Pflanze befindet, werden Auslässe angebracht, die Tropfen abgeben. „So erhalten Pflanzen exakt die optimale Wassermenge“, bilanziert Richard Messerle. „Mit Gießkanne oder herkömmlicher Schlauchbewässerung wird in kurzer Zeit viel zu viel Wasser ausgebracht.“ Das kann die Pflanze nicht vollständig aufnehmen, weil ein Großteil abfließt und der Rest verdunstet, wie Philipp Köber erläutert. Die Beispiele jedenfalls zeigen, dass die Potenziale zum aktiven Klima- und Ressourcenschutz im heimischen Garten längst nicht ausgeschöpft sind.

Info Jede Menge alltagstaugliche Tipps zum Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels enthält das Buch „Die Erde rechnet ab“. Der Präsident der Umweltstiftung „NatureLife International“, Claus-Peter Hutter, erklärt, was öffentliche Hand und Privatleute tun können. Unter anderem werden darin Zisternen und Regenrückhaltebecken nicht nur als Beitrag zum Hochwasserschutz, sondern auch als Trink- und Brauchwasserspeicher für Notzeiten diskutiert. Das Buch ist im Ludwig-Verlag erschienen.