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Der Verkehr rollt trotzdem

Die Sperrung der Bundesstraße wirkt sich in Schlierbach nicht so schlimm aus wie erwartet

Seit Montag wird der Verkehr der B 297 durch den Ortskern geleitet. 11 000 Fahrzeuge nutzen die Strecke täglich. Davon merkt man wenig.

Schlierbach. Ein Lkw rattert auf die Kirche in der Schlierbacher Ortsmitte zu, die Straße wird enger. Auf Höhe des Rathauses gibt er auf, hält an. Ein paar Autos drängen sich mühsam und gefährlich nah am Straßenrand an ihm vorbei. Hinter dem Laster bildet sich langsam eine ungeduldige Schlange. Bis sich der Mini-Stau wieder aufgelöst hat, dauert es wenige Minuten. Dann kämpft sich der Lkw weiter durch die engen Straßen Schlierbachs.

Dieses Phänomen können Schlier­bacher in nächster Zeit häufiger beobachten. Vier Wochen lang wird der komplette Verkehr der B 297 durch die Gemeinde gelotst – das betrifft rund 11 000 Fahrzeuge täglich. In der ersten Woche geht es dort verhältnismäßig ruhig zu. Dass es gar nicht erst zum Ausnahmezustand kommt, liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Sperrung in die Sommerferien gelegt wurde.

Für Horst Weller, der in einer Wohnung direkt an der Hauptstraße wohnt, ist die Umleitung trotzdem ein großes Ärgernis. Denn auch wenn die Belastung geringer ausfällt, als die meisten Schlierbacher befürchtet hatten: Wenn dann mal ein Lastwagen durch muss – und das passiert einige Male am Tag – wird es an vielen Stellen verdammt eng. „Die meisten Fahrzeuge müssen auf dem Gehweg fahren“, erzählt der Ruheständler. „Wenn ich aus dem Haus komme, muss ich immer aufpassen, nicht überfahren zu werden.“ Weitere Probleme, die die Sperrung mit sich zieht: Wer am Straßenrand geparkt hat, braucht ewig, bis er im laufenden Verkehr eine Lücke zum Ausparken findet. Außerdem haben die Lärm- und Abgasbelästigung zugenommen. Für die Zulieferer in der Umgebung hat Weller Verständnis. Allen anderen legt er ans Herz, doch einfach den Umweg über Notzingen und Hochdorf in Kauf zu nehmen.

In den Seitenstraßen ist die Lage schon deutlich entspannter. Walter Haller, der nur wenige Fußminuten von der Hauptstraße entfernt wohnt, kriegt von dem Lärm fast nichts mehr mit. Er weiß aber, dass viele Leute in der Hauptstraße unter der Baustelle leiden. „Doch was soll man machen? Der Bürgermeister hat ja alles versucht“, sagt der Rentner.

Auch Margarete Heilig sieht die Situation gelassen. Sie fährt kaum Auto und nutzt zu Fuß Seitenwege, auf denen sie nichts vom Verkehrschaos auf der Hauptstraße merkt. Nur eins versteht sie nicht: „Es gibt doch viel schlimmere Straßen als die Bundesstraße. Wieso wird denn ausgerechnet die saniert?“

Einen positiven Effekt hat die Umleitung auf die Einzelhändler im Ort. Manchmal machen Leute kurz halt, um ihre Besorgungen zu erledigen. Auf alle Fälle werden die Läden von mehr Menschen als zuvor gesehen. Werbung umsonst quasi. „Für uns Geschäftsleute hat es eigentlich nur Vorteile“, erzählt Michael Neumeier von „MN Fahrräder und Teile“. Die Leute in den vorbeifahrenden Autos würden zumindest kurz aufgucken und seinen Laden zur Kenntnis nehmen. „Wenn sie irgendwann mal etwas brauchen, wissen sie: In Schlierbach gibt‘s einen Fahrradladen.“

Die Alb-Apotheke im Nebenhaus erntet durch die Umleitung sogar Laufkundschaft. „Es kommen schon ein paar mehr Leute vorbei“, hat der Inhaber Jens Waidelich in den ersten paar Tagen beobachtet.

Insgesamt bleibt die Verkehrslage besonders am Vormittag relativ ruhig. Doch zu gewissen Stoßzeiten, beispielsweise morgens ab 7 Uhr und nachmittags ab 16 Uhr, rollt ein Fahrzeug nach dem anderen durch den Ort. Die Sperrung wird wahrscheinlich noch bis zum 2. September bestehen bleiben. Bevor die Sommerferien vorüber sind, soll der Verkehr wieder normal über die frisch sanierte B 297 fahren.