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Der Wald im Klimawandel

Forst Wegen der Klimaveränderung wird im Landkreis Esslingen der Wald fit gemacht für die Zukunft.

Der Klimawandel ist zum steten Begleiter der Forstexperten Anton Watzek (rechts) und Markus König geworden. Foto: Daniela Haußma
Der Klimawandel ist zum steten Begleiter der Forstexperten Anton Watzek (rechts) und Markus König geworden. Foto: Daniela Haußmann

Region. Das Wachstum der Wälder ist unmittelbar vom Klima abhängig. Langfristig verändern und verschieben sich unter dem Einfluss der globalen Erwärmung die Vegetationszonen. Für Bäume und andere Pflanzen wichtige Wachstumsfaktoren wie etwa Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder die Niederschlagsmenge und ihre Verteilung im Jahresverlauf sind damit einem steten Wandel unterworfen. „Welche klimarelevanten Parameter sich verändern und in welcher Weise sie das tun, ist“, laut Anton Watzek, „ebenso schwierig abzuschätzen, wie die Antwort auf die Frage, in welcher Weise sich die globalen und nationalen Veränderungen am Ende auf die Vitalität und das Wachstum von Bäumen im Landkreis Esslingen auswirken.“ Fest steht, dass die verschiedenen Waldstandorte ganz unterschiedlich auf die klimabedingten Einflüsse reagieren, wie der Leiter der beim Landratsamt Esslingen angesiedelten Forstbehörde betont.

Und genau darin liegt die große Herausforderung. „Wie die Rahmenbedingungen infolge des Klimaumschwungs in Jahrzehnten aussehen werden, kann niemand verbindlich sagen“, erklärt Watzek. Und trotzdem müssen Fachleute den Wald schon heute fit machen für das Klima von morgen. Der oberste Förster im Landkreis gibt sich optimistisch. Er ist überzeugt, dass die derzeit rund 20 Baumarten im Wald trotz des Wandels erhalten bleiben. „Seit jeher hat die Evolution auch unter Bäumen Individuen hervorgebracht, die sich genetisch an die sich verändernden Bedingungen angepasst haben“, erklärt er. Bestes Beispiel sei die Esche, die derzeit von einem asiatischen Pilz in ihrem Bestand bedrängt wird. Aber etwa ein Prozent der Eschen ist resistent.

Grundsätzlich gilt auch im Wald: Die Mischung macht’s. „Von Reinbeständen wollen wir wegkommen“, berichtet Markus König. Der Weilheimer Förster weiß, dass ein Mix aus verschiedenen Baumarten, Waldtypen und -strukturen die Anpassungsfähigkeit der Wälder erhöht. In seinem Revier wachsen auch Douglasien. Die aus Nordamerika stammende Art gilt als wichtiger Zukunftsbaum. Sie ist genügsam und gedeiht auch auf kargen Böden, an sonnigen Plätzen mit mäßigem Wassergehalt. Im Gegensatz zur Buche, die hierzulande sechs bis acht Festmeter Holz pro Hektar und Jahr produziert, schafft die Douglasie auch unter ungünstigeren Bedingungen locker 15 Festmeter. Während einheimische Arten infolge des Klimaumschwungs vielleicht weniger wachsen, wird die Dou- glasie mit großer Wahrscheinlichkeit auf den richtigen Standorten kaum unter Wasserstress geraten.

Allerdings kann auch er nicht zweifelsfrei ausschließen, dass der amerikanische Nadelbaum langfristig Schädlingen zum Opfer fällt, die einwandern. Ziel muss es nach Auffassung von Markus König daher sein, durch artenreiche Mischwälder eine Risikoverteilung zu erreichen. Schon heute setzt sich König bei Neupflanzungen mit Kriterien auseinander, die das Baumwachstum beeinflussen. Denn an Standorten, auf denen sich etwa die Fichte bislang optimal entwickelt hat, könnte sie künftig nicht mehr gedeihen. „Ein Sonnenhang, der bisher mäßig trocken war, wird tendenziell noch trockener“, erläutert Anton Watzek. Das heißt, wo Fichten künftig das Wasser fehlt, schließen Douglasien die entstandenen Lücken.

Dass der Klimawandel mehr Stürme mit sich bringt, ist auch Markus König bewusst. „Daher steht seit den Orkanen Wiebke und Lothar bei der Bestandspflege die Stabilisierung der Einzelbäume im Vordergrund“, sagt der Förster. „Heute wachsen die Bäume mehr in die Breite und können so auch bei einer Durchschnittshöhe von 35 Metern einem Sturm standhalten.“

Die Buche, die den Wald im Kreis prägt, wird künftig an Fläche verlieren, während die Eiche weiter zunehmen wird. Trotzdem bleibt Anton Watzek optimistisch, denn „schließlich wird alles unternommen, um den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren.“ Daniela Haußmann