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Der Wald wird zum Zuschussgeschäft

Klimawandel Im Schlierbacher Gemeindewald sind statt Holzernte Aufforstung und Zukunftssicherung gefragt.

Schlierbach. Gefräßige Borkenkäfer und das Eschentriebsterben: Um den Schlierbacher Gemeindewald ist es nicht allzu gut bestellt. Die andauernde Trockenheit fordert ebenfalls ihren Tribut – nun geht es verstärkt den Buchen an die Substanz, wie Revierförster Christoph Reich bei der Vorstellung des forstwirtschaftlichen Betriebsplans 2021 erläuterte. Seit drei Jahren habe es nicht mehr ausreichend geregnet: „Das macht uns zunehmend Sorgen“, so Reich. Die Folge: Viele neue Baumkulturen müssen angelegt werden, um den Wald zu erneuern und zukunftsfähig zu machen. „Es wird einfach immer wärmer“, konstatiert der Revierförster.

Weniger Ertrag aus dem Holzverkauf, mehr Aufwand für Pflege, Erhalt und Aufforstung: Dementsprechend weist der forstwirtschaftliche Betriebsplan für das kommende Jahr ein Minus von 20 000 Euro aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 erwirtschaftete die Gemeinde vor allem durch außerplanmäßige Holzverkäufe – hauptsächlich Sturmholz – noch einen Gewinn von rund 17 000 Euro. Nun sind die Vorzeichen andere: Aus Holzernte und Fördermitteln kalkuliert der Plan mit rund 20 000 Euro auf der Habenseite. Dem stehen allerdings alleine für die Aufforstung rund 30 000 Euro an Ausgaben gegenüber, Bestandspflege, Verwaltungs- und sonstige Kosten schlagen mit weiteren rund 10 000 Euro zu Buche.

Der Wald hat nicht nur eine finanzielle Dimension

Der Gemeindewald, in den vergangenen Jahren eher Gewinn- als Verlustbringer, wird also zum Zuschussgeschäft für Schlierbach. Eine Entwicklung, die zumindest Schlierbachs Bürgermeister Sascha Krötz bewusst mittragen will: „Unser strategisches Ziel für die Zukunft muss sein, den Wald zu stärken und zu schützen – und dafür auch ein Defizit in Kauf zu nehmen.“ Denn der Wald habe eben nicht nur eine finanzielle Dimension für die Gemeinde. Es gehe genauso um Naturschutz und Erhalt der Funktion des Waldes als Lebensraum. „Das ist ein Spagat zwischen Ertrag und Erhalt“, sagt auch Revierförster Reich, der konstatiert: „Der Wald liefert eben nur noch einen unbedeutenden finanziellen Ertrag.“

Im Ratsrund scheint die Botschaft angekommen zu sein. Jörn Feldsieper (Freie Wähler) brachte es auf den Punkt: „Mir ist wichtig, dass wir uns für den Erhalt des Waldes einsetzen.“ Die einstimmige Verabschiedung des Betriebsplans trotz des absehbaren Defizits war die beinahe logische Konsequenz. „Das ist ein wichtiges Signal“, so Bürgermeister Krötz. Immerhin: Eventuell lässt sich das Defizit durch neu aufgelegte Förderprogramme im kommenden Jahr noch etwas verkleinern. Volkmar Schreier