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„Dettingen ist in die Bresche gesprungen“

Hallenbad Der Kirchheimer Kommunalwahlkampf sorgt für Unverständnis in der Nachbargemeinde. Die Dettinger lehnen den Schwarzen Peter ab. Von Iris Häfner

Der vierte und letzte Bauabschnitt des Dettinger Hallenbads beginnt im Februar 2020. Foto: Carsten Riedl
Der vierte und letzte Bauabschnitt des Dettinger Hallenbads beginnt im Februar 2020. Foto: Carsten Riedl

Ungewöhnlich deutliche Worte fand Rainer Kuhn in einer seiner letzten Sitzungen als Dettinger Gemeinderat. Grund dafür war das Dettinger Hallenbad, das zur Zielscheibe im Kommunalwahlkampf von Kirchheimer Seite wurde. „Wir wollten unser Bad auch abreißen, sind dann aber in die Bresche gesprungen. Seit Jahren hat Kirchheim ein Hallenbad für ‘nen Appel und ‘n Ei. Und jetzt werden wir von Kirchheimer Seite kritisiert. Ohne uns säßen nicht nur die Wasserballer auf dem Trockenen“, ärgerte er sich. Dettingen habe sich auf den Kompromiss der kommunalen Zusammenarbeit eingelassen und so auch das Schulschwimmen ermöglicht. Zu dem Preis - die Sanierungskosten belaufen sich insgesamt auf rund drei Millionen Euro - hätte Kirchheim nie ein Bad bekommen. Zudem hegt Rainer Kuhn große Zweifel, dass die Nachbarstadt die Realisierung eines eigenes Hallenbads so schnell auf die Reihe bekommt. „Wir brauchen uns überhaupt keinen Vorwurf anhören“, stellte er klar.

Diesen Ball nahm Bürgermeister Rainer Haußmann gerne auf. „Angezeigt wäre zarte Dankbarkeit und nicht nur Kritik“, sagte er. In der vor zehn Jahren herrschenden Krise war es nicht möglich gewesen, beide Bäder zu erhalten, geschweige denn, ein neues zu bauen. Die Wahl war auf das Dettinger Hallenbad gefallen, weil es im Gegensatz zum Kirchheimer gut erhalten war. „Die Idee kam von uns, gemeinsam das Dettinger Bad zu nutzen, Kirchheim hätte sonst jahrelang nichts gehabt. Das mussten wir gegen massive Widerstände durchsetzen. Irgendwann haben beide Gemeinderäte erkannt, welche Vorteile diese interkommunale Kooperation bietet“, sagte der Schultes. Aus seiner Sicht hätte es keine bessere Lösung geben können. „Ob Wahlkampf oder nicht, wir halten den Ball flach und sind nicht nachtragend“, erklärte Rainer Haußmann.

In der Sitzung brachte der Gemeinderat den letzten Bauabschnitt auf den Weg. „Das dürfte der letzte Zyklus im Leben des Hallenbads sein“, so Rainer Haußmann. Ihm ist bewusst, dass es darüber auch Unmut geben wird, denn für die Sanierung ist das Bad vom 1. Februar bis voraussichtlich 4. Oktober geschlossen. Sieben Monate Bauzeit sind ein strammer Zeitplan, Architekt Jochen Stüber wollte eigentlich „acht plus“ Monate. „Im Sommer ist das Kirchheimer Freibad offen. Wir sprechen also von dreieinhalb Monaten, wo nicht geschwommen werden kann. Weniger Beeinträchtigung finden wir jedoch nicht im Kalender - auch wenn die Vereine mitunter andere Vorstellungen haben“, so der Schultes.

Aus gegebenem Anlass hätte Rainer Haußmann eine schriftliche Bestätigung vonseiten Kirchheims, dass die Stadt an einer Laufzeit bis 2030 festhält, denn das Gesundheitsamt fordert ein Edelstahlbecken. „Wirtschaftlichkeit interessiert in diesem Zusammenhang nicht, sondern nur die Hygienevorschriften“, sagte Rainer Haußmann. Es wird deshalb alles versucht, die Fliesen zu belassen. Sie werden, wo nötig, ausgebessert. Außerdem kommen zusätzliche Düsen ins Bad, um die Durchströmungsmenge und -verteilung zu verbessern.

Für den Schultes steht die Betriebssicherheit im Vordergrund, damit Schulen und Vereine das Bad nutzen können. „Wir leisten eine Grundversorgung für zwei Kommunen. Schade, wenn dann nur gemeckert wird“, sagte er. Beide Kommunen bleiben beim Bad aber weiterhin verbandelt: Dettingen wird irgendwann in Kirchheim Bahnen buchen.

Der vierte Bauabschnitt kostet knapp 1,1 Millionen Euro, wovon Kirchheim knapp 770 000 Euro -also 70 Prozent - zu berappen hat. Dettingen ist mit rund 330 000 Euro dabei.