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Dettinger Bücherei geht „Onleihe“

Bibliothek Ein neues Angebot für Leseratten in Dettingen: Bücher können ab nächster Woche aus dem Internet heruntergeladen werden. Von Iris Häfner

Christine Hahn in ihrem Reich.Foto: Carsten Riedl
Christine Hahn in ihrem Reich.Foto: Carsten Riedl

Am Strand unter Palmen liegen und in einem spannenden Buch schmökern ist für viele der Inbegriff von Urlaub. Seite um Seite nähern sich die Leseratten dem Ende der Geschichte - und plötzlich gibt es noch viel freie Zeit, aber keinen Lesestoff mehr, weil alle Bücher oder der eReader ausgelesen sind. Diesen Worst Case müssen die Nutzer der Dettinger Bücherei ab kommenden Montag nicht mehr fürchten, denn dann ist die Bibliothek ein Part von Onleihe.

„Überall auf der Welt hat man rund um die Uhr Zugriff auf das Onleihe-Portal und kann dort eBooks runterladen“, erklärt Christine Hahn, Leiterin der Ortsbibliothek. Einzige Voraussetzung ist die Mitgliedschaft bei der Dettinger Bücherei. Erwachsene bezahlen 10 Euro Jahresbeitrag, Kinder 5 Euro. Für die Onleihe fällt keine weitere Gebühr an. eBooks können maximal 21 Tage ausgeliehen werden, Hörbücher 14 Tage, und mehr als drei Titel gleichzeitig gibt es nicht. „Eine vorzeitige Rückgabe ist möglich, eine Verlängerung nicht“, erläutert Christine Hahn das System. Mahngebühren fallen nicht an, da die Titel mit dem Ende der Leihfrist nicht mehr zur Verfügung stehen. Ist ein Medium bereits ausgeliehen, können sich die Interessenten vormerken lassen. Einziger Wermutstropfen des neuen Angebots: Die Auswahl ist noch im Aufbau begriffen und somit mit etwa 200 Titeln etwas eingeschränkt.

Vor rund zwei Jahren hat das Regierungspräsidium den Kommunen in einem Schreiben angeboten, die Onleihe für Kommunen zu organisieren. Wer sich daran beteiligen wollte, konnte sein Interesse bekunden. „Wir möchten schon modern bleiben. Das ist eine tolle Sache“, sagt Christine Hahn. Für sie stand schnell fest, die Offerte anzunehmen. „Dieses Angebot ist attraktiv und zeitgemäß - und ein Aushängeschild“, erklärt die Leiterin, die sich auch in der Vorreiterrolle sieht.

Bislang bieten nur die Städte Stühlingen im Südschwarzwald und Rutesheim bei Leonberg diese Form der Ausleihe an. Dettingen ist die Nummer drei. Je mehr Kommunen mitmachen, desto größer wird der Medien-Pool, und mit der Zeit kommen automatisch mehr Titel hinzu. Größere Bibliotheken wie Kirchheim und Weilheim gehören dem 24/7-Verbund an, für kleine Kommunen ist das jedoch schlicht zu teuer. Außerdem braucht es dafür ausgebildete Fachkräfte, sprich Bibliothekare, und in kleinen Büchereien arbeiten nicht selten Ehrenamtliche, die diese Qualifikation nicht vorweisen können.

„Vor vier Jahren hat noch keiner dran gedacht oder es für möglich gehalten, dass wir so was machen“, sagt Christine Hahn. Im Frühjahr 2016 startete sie selbst eine Umfrage unter allen Lesern der Dettinger Bücherei im Alter ab 18 Jahren. Stolze 82 Prozent bekundeten ihr Interesse daran, und im Herbst gab der Gemeinderat grünes Licht für die Onleihe. 5 000 Euro jährlich lässt sich die Schlossberggemeinde das Angebot kosten. „Das ist eine andere Zielgruppe, als diejenigen, die das haptische Buch bevorzugen“, freut sich Christine Hahn auf den neuen Kundenkreis. Hat sich ein Leser für einen Titel entschieden, dauert es keine fünf Minuten, bis das Werk komplett auf Smartphone und Co he­runtergeladen ist. „Es gibt eine App dazu“, erklärt die Bibliotheksassistentin.