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Deutlich weniger Verkehrstote im Kreis Esslingen

Unfallbilanz Die Zahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen ist im Jahr 2023 um fünf Prozent auf 33 000 gestiegen.  

Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Archiv-Foto: 7aktuell.de

Das Polizeipräsidium Reutlingen ist für die Landkreise Esslingen, Reutlingen, Tübingen sowie den Zollernalbkreis zuständig. In diesen vier Kreisen ist im Jahr 2023 die Zahl der Verkehrsunfälle um fünf Prozent auf 33 324 gestiegen. Auch die Unfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen, nahmen gegenüber dem Vorjahr leicht um 1,4 Prozent auf 3.305 zu.

Die im Fünfjahresvergleich rückläufige Tendenz bei den Verkehrstoten von 34 im Jahr 2019 auf 26 im Jahr 2022 und damit den niedrigsten Stand seit 20 Jahren hat sich leider nicht fortgesetzt. Bei 30 Unfällen mit tödlichen Folgen verloren im vergangenen Jahr 32 Menschen ihr Leben, das sind sechs mehr als 2022. Mit einem Rückgang von zehn auf fünf hat sich die Zahl der tödlich Verunglückten im Landkreis Esslingen dagegen gegenüber 2022 halbiert. Hierbei handelte es sich um zwei Motorradfahrer, zwei Radfahrer und eine Fußgängerin. Bei den Schwerverletzten verzeichnet Esslingen als einziger Landkreis einen Anstieg der Schwerverletzten um plus 6,9 Prozent. Die Zahl der Leichtverletzten stieg im Kreis Esslingen um 11,9 Prozent.

Die detaillierte Auswertung der 13 100 über die reinen Kleinstunfälle hinausgehenden Unfälle ergab als Hauptursachen 3 645 Mal Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren, gefolgt von 2 048 Vorfahrtsverstößen, 826 Fällen der überhöhten oder nicht angepassten Geschwindigkeit und 753 Abstandsverstößen. Mangelnde Verkehrstüchtigkeit (Alkohol/Drogen/Medikamente, medizinische Ursachen, Übermüdung) schlug 593 Mal zu Buche. Am häufigsten, nämlich in fast dreiviertel dieser Fälle, war es Alkoholeinfluss, der die Fahrtüchtigkeit so beeinträchtigte, dass es zu einem Unfall kam. 333 Mal wurden Fehler beim Überholen als Ursache registriert.

Nach wie vor spielt die überhöhte und insbesondere die nicht angepasste Geschwindigkeit bei den Unfällen eine bedeutende Rolle. So gehen allein rund 16 Prozent der Unfälle mit schwerwiegenden Folgen (Tote oder Schwerverletzte) auf das Konto dieser Unfallursache. Bei sechs, also jedem fünften der 30 Unfälle mit tödlichen Folgen war Geschwindigkeit ursächlich oder mitursächlich. Bei ihren Geschwindigkeitskontrollen registrierte die Polizei 2023 rund 60 000 Verstöße. Außerdem deckten die Beamten bei ihren anhaltend über das gesamte Jahr hinweg durchgeführten Gurtkontrollen über 9 400 Verstöße auf. Zusätzlich wurden rund 11 500 Handyverstöße zur Anzeige gebracht.

Nach dem Anstieg der alkoholbedingten Unfälle um 13,3 Prozent im Jahr 2022 sind diese nun leicht um 5,6 Prozent auf insgesamt 441 gesunken. Mehr als jeder dritte der alkoholbedingten Unfälle ging mit Personenschäden einher. Tödlich verletzt wurde niemand. Die Zahl der Schwerverletzten ging von 69 auf 56 zurück, die Zahl der Leichtverletzten sank von 151 auf 135. War die Zahl der unter Drogeneinfluss verursachten Unfälle im Jahr 2022 um rund 36 Prozent angestiegen, hat sie sich nun um 14,1 Prozent auf 67 verringert. Im vergangenen Jahr wurden im Rahmen der Verkehrsüberwachung rund 1.900 Fahrzeugführer zur Anzeige gebracht, weil sie alkoholisiert unterwegs gewesen waren, und 756, weil sie Drogen genommen hatten.

Die Zweiradunfälle bewegen sich mit 671 in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (680). Im Fünfjahresvergleich war zurückliegend im Jahr 2019 mit 768 der höchste Stand verzeichnet worden. Sieben Zweiradnutzer (2022: vier) starben. Die Zahl der schwer verletzten Zweiradnutzer ging um 37 auf 124 zurück. 388 Personen, eine mehr als im Jahr 2022, wurden leicht verletzt. Betrachtet man im Bereich der Zweiradunfälle explizit die darin enthaltenen Unfälle mit Motorrädern (ab 125 Kubikzentimeter), so wurde im Jahr 2023 eine weitere Steigerung um 4,6 Prozent auf 501 Unfälle registriert. Sechs Motorradnutzer, darunter fünf Fahrer und eine Mitfahrerin, kamen ums Leben (zwei im Landkreis Esslingen und vier im Landkreis Reutlingen). 2022 waren es vier gewesen. 

Mehr Pedelecunfälle

Um 5,2 Prozent stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Fahrradfahrern auf 1 364. Im Fünfjahresvergleich bewegt sich diese Zahl annähernd auf dem im Jahr 2020 verzeichneten Höchststand. Bei 493 der 900 von Radfahrern verursachten Unfällen verunglückten diese ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer. Fünf Radfahrer, darunter zwei Pedelecfahrer, starben (2022: fünf, davon drei Pedelecfahrer). 208 Radfahrer – 18 weniger als im Vorjahr – wurden schwer verletzt. Darunter befanden sich 88 Pedelecfahrer, zehn mehr als im Jahr 2022. Die Zahl der Leichtverletzten stieg um 3,1 Prozent auf 943 - davon 359 Pedelecfahrer. Das sind 63 mehr als im Vorjahr. Die wachsende Beliebtheit der Pedelecs schlägt sich bereits seit vielen Jahren mit linearen Steigerungen in der Unfallbilanz nieder. Auch im Jahr 2023 stiegen die Unfälle mit Pedelecs nochmals deutlich um 16,4 Prozent.

Seit 2020 werden in der Unfallbilanz auch die Unfälle mit E-Scootern erfasst. Waren es 2020 präsidiumsweit noch 19 Unfälle gewesen, hat sich die Zahl der Unfälle bis 2023 mit 107 (2022: 81) fast auf das Sechsfache gesteigert. Auch hier spielt die wachsende Beliebtheit dieses Verkehrsmittels eine entscheidende Rolle. Bei 88 dieser Unfälle wurden sechs E-Scooter-Nutzer schwer und 73 leicht verletzt. 2022 waren es acht Schwer- und 57 Leichtverletzte gewesen. Fast 70 Prozent der Unfälle wurden von den E-Scooter-Fahrern verursacht. In 37 dieser Fälle waren diese Unfallverursacher allein beteiligt.

Die Fußgängerunfälle stiegen im Jahr 2023 um 37 (11,3 Prozent) auf 364. Vier Menschen, die zu Fuß unterwegs waren, starben (2022: neun), 64 wurden schwer und 248 leicht verletzt. 2022 waren es 50 Schwerverletzte und 217 Leichtverletzte gewesen. 103 Unfälle wurden von Fußgängerinnen oder Fußgängern verursacht, darunter auch zwei der vier tödlichen Unfälle. Um 15 auf 211 ist die Zahl der Verkehrsunfälle angestiegen, in die Kinder (bis 13 Jahre) verwickelt waren.

Zuwachs bei den Unfällen mit Senioren

Die Bilanz der Verkehrsunfälle mit Beteiligung „junger Erwachsener“ (18 bis 24 Jahre) zeigt nach einem leichten Rückgang im Jahr 2022 nun eine Zunahme um fünf Prozent auf 2 359 auf. Ein Zuwachs um 12,6 Prozent auf 2 932 war bei den Unfällen mit Senioren ab 65 Jahren zu verzeichnen, die in rund 63 Prozent als Unfallverursacher geführt werden. Nach 2022, als bei diesen Unfällen zwölf Menschen (neun Senioren) ums Leben gekommen waren, starben im Jahr 2023 14 Personen, ausnahmslos Senioren.

Die Anzahl der Unfallfluchten nahm um 5,8 Prozent auf 7 031 Fälle zu. Damit ist festzuhalten, dass sich bei mehr als jedem fünften Unfall ein Beteiligter - meist der Verursacher - vom Unfallort unerlaubt entfernt. Etwa jede dritte dieser Straftaten konnte aufgeklärt werden. In 118 Fällen wurde der Einfluss berauschender Mittel nachgewiesen. Da aber die Verantwortlichen oft erst im Zuge längerer Ermittlungen dingfest gemacht werden können, muss hier von einer erheblichen Dunkelziffer ausgegangen werden. lp