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Die Alb wird zur Krimi-Kulisse

Fernsehen Zurzeit wird in an verschiedenen Orten rund um die Teck der zweite Teil der Krimi-Reihe „Die Bestatterin“ gedreht. Das Filmteam wohnt im Kirchheimer Hotel Fuchsen. Von Bianca Lütz-Holoch

Eine Szene aus den Dreharbeiten zum Film „Die Bestatterin - Die unbekannte Tote“: An einer Bushaltestelle bei Hepperlingen wird
Eine Szene aus den Dreharbeiten zum Film „Die Bestatterin - Die unbekannte Tote“: An einer Bushaltestelle bei Hepperlingen wird eine junge Frau tot aufgefunden. Foto: SWR/die film gmbh

Neidlingen wird zu Hepperlingen, das Hepsiauer Rathaus verwandelt sich in einen Polizeiposten und das Kirchheimer Hotel Fuchsen dient als Seniorenresidenz - allerdings nur im Film: Noch bis zum 21. Oktober wird rund um die Teck die Fortsetzung des ARD-Krimis „Die Bestatterin“ gedreht. Sein „Basislager“ hat das Film-Team im Fuchsen aufgeschlagen. „Wir schlafen hier, wir essen hier und wir arbeiten hier“, fasst es Produktionsleiter Tarik Erpinar zusammen. Der 49-Jährige arbeitet für „die film gmbh“, die die Reihe im Auftrag des SWR und der ARD Degeto produziert.

Schon vor zwei Jahren, als der erste Teil von „Die Bestatterin“ gedreht wurde, hatte die Crew in dem Kirchheimer Hotel ein Zuhause auf Zeit gefunden. „Wir sind damals so offenherzig empfangen worden, dass für uns außer Frage stand, wieder herzukommen“, betont Tarik Erpinar. Zur Freude der Familie Kübler: „Für uns war das ein echter Glücksfall“, sagt Friederike Kübler, die das Hotel zusammen mit ihrem Mann Matthias leitet. Während die Zimmer zur Messezeit sonst stets ausgebucht sind, herrschte dieses Jahr corona-bedingt Flaute. „Jetzt ist endlich wieder Leben im Hotel“, freut sie sich.

Bereits im August reiste Tarik Erpinar zusammen mit einer Kollegin an. Nach und nach folgte bis zum Drehbeginn am 22. September der Rest der rund 30-köpfigen Crew, und zwar mit Sack und Pack. Gemietet hat das Team nicht nur Hotelzimmer, sondern auch sechs Konferenzräume im Untergeschoss. „Dort haben wir unsere Produktionsbüros eingerichtet, samt Kopierer und Kaffeemaschine“, erzählt der Produktionsleiter. Auch Garderobe und Fundus befinden sich dort. Nicht zuletzt wird im Fuchsen gedreht. „Im Film ist das Hotel eine Seniorenresidenz“, verrät Tarik Erpinar. Erkennen, dass es sich um den Fuchsen handelt, werden später aber

Wäscherei wird Leichenkammer

wohl die wenigsten Zuschauer. Ausgesucht haben die Filmleute einen für ihre Zwecke spannenden Raum, der dann noch entsprechend ausstaffiert wurde. „Auch von außen sind nur Ausschnitte zu sehen“, gibt Tarik Erpinar Einblicke. Einen Auftritt hat außerdem die Hotel-Wäscherei: „Sie ist die Leichenkammer“, sagt Erpinar und fügt schmunzelnd hinzu: „Wir sind da sehr flexibel.“

Der Fuchsen ist aber nur einer von vielen Drehorten, die das Team an insgesamt 22 Drehtagen ansteuert. Ausgesucht worden sind sie von Scouts, die vorab durch die Gegend gereist sind. Gedreht wurde unter anderem im Dettinger Hotel Teckblick und in der Stelle in Dettingen. Auch die Ziegelhütte in Ochsenwang, ein Pferdehof in Bad Boll und ein Wohnhaus auf dem Kirchheimer Schafhof sind als geeignete Locations auserkoren worden. Dreh- und Angelpunkt ist allerdings Neidlingen als Filmort „Hepperlingen“, in dem sich bereits der erste Teil der Krimi-Reihe abgespielt hat. In Teil zwei ist wieder die junge Bestatterin Lisa Taubenbaum gefragt. Denn während in Hepperlingen normalerweise so wenig gestorben wird, dass sie sich als Physiotherapeutin in einer Seniorenresidenz etwas dazuverdienen muss, tauchen auf einmal zwei Leichen auf, deren Todesumstände verdächtig erscheinen: Erst wird an einer Bushaltestelle eine junge, unbekannte Frau gefunden, dann liegt noch ein Leichnam in einem Kofferraum. Und daneben tobt ein Konflikt im Gemeinderat: Ein Biobauer möchte seinen Hof ausbauen, seine Gegner ein Golfresort aufziehen.

Groß raus kommt in dem Film auch die Landschaft auf und am Rande der Schwäbischen Alb. „Wir drehen viel draußen, davon lebt der Film ja auch“, sagt Tarik Erpinar. Dabei sollen die raue Alb - ebenso wie die Bauernhöfe - nicht immer nur schön wirken, sondern interessant und manchmal sogar bedrohlich.

Wenn die Fernsehleute drehen, sind sie kaum zu übersehen: Sie rücken stets mit einer Kolonne von Lastwagen an, in denen das ganze Filmstudio mitreist - von der Technik angefangen über die Requisiten bis hin zum Catering. „Wir haben immer wieder Zaungäste“, sagt der Produktionsleiter. Manche kommen sogar jeden Tag vorbei. „Das ist auch kein Problem, solange sie sich ruhig verhalten und die Handys ausstellen.“ Und natürlich Abstand halten. Denn am Set gelten strenge Corona-Regeln. „Mittlerweile ist ein relativ normaler Dreh ohne Masken und Abstand vor der Kamera wieder möglich“, sagt Tarik Erpinar. Das hat aber seinen Preis: Schauspieler und andere Mitarbeiter, die engere Kontakte haben, müssen sich zwei Mal die Woche auf Corona testen lassen und ihre anderweitigen sozialen Kontakte einschränken. „Das ist ein bisschen wie bei der Fußball-Bundesliga“, beschreibt es der Produktionsleiter.

Der Kirchheimer Fuchsen ist einer von vielen Drehorten, die das Team an insgesamt 22 Drehtagen ansteuert. Foto: SWR/die film gmb
Der Kirchheimer Fuchsen ist einer von vielen Drehorten, die das Team an insgesamt 22 Drehtagen ansteuert. Foto: SWR/die film gmbh

Schon Teil eins wurde in der Region gedreht

Der erste Teil der Fernsehreihe „Die Bestatterin - Der Tod zahlt alle Schulden“ ist vor zwei Jahren - ebenfalls in Neidlingen, Hepsisau und Umgebung - gedreht worden. Fernsehpremiere im Ersten hatte der Film vergangenes Jahr im Juni.

Angelegt worden ist „Die Bestatterin“ als spannender, unterhaltsame Krimi-Reihe mit atmosphärischen Aufnahmen von der Schwäbischen Alb, schwarzem Humor, Lokalkolorit und von Dialekt geprägten Dialogen.

Im Mittelpunkt steht die junge Bestatterin Lisa Taubenbaum (Anna Fischer), die nach einem Unfall ihrer Eltern aus Berlin in ihr Heimatdorf zurückkehrt und sich des elterlichen Betriebs annimmt. Dort ereignen sich immer wieder Todesfälle, die Lisa verdächtig vorkommen. Mit ihren Ermittlungen macht sie sich allerdings nicht nur Freunde.

Aktuell laufen die Dreharbeiten für „Die Bestatterin - Die unbekannte Tote“. Teil zwei der Krimi-Reihe wird voraussichtlich im Herbst 2021 ausgestrahlt.

„Die Bestatterin“ ist eine Produktion der „die film gmbh“ im Auftrag von ARD Degeto und SWR für die ARD. Produzenten sind Uli Aselmann und Sophia Aldenhoven. Die Redaktion liegt bei Ulrich Herrmann und Katja Kirchen.bil