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Die Arbeit im Grünen erleichtern

Privatleute können ab sofort von der Stadt einen Aufsitzmäher leihen – Ziel: Die Streuobstwiesen erhalten

Die Pflege von Streuobstwiesen ist aufwendig und kräftezehrend, insbesondere in Hanglagen. Die Stadt Kirchheim will Grundstücksbesitzer deshalb unterstützen und ihnen die Arbeit im Grünen erleichtern – mit einem Aufsitzmäher.

Mit dem neuen Aufsitzmäher will man Grundstücksbesitzer unterstützen und Anreize schaffen, betont Bürgermeister Günter Riemer. F
Mit dem neuen Aufsitzmäher will man Grundstücksbesitzer unterstützen und Anreize schaffen, betont Bürgermeister Günter Riemer. Foto: Daniela Haußmann

Kirchheim. Mit finanzieller Unterstützung des Landratsamts Esslingen hat die Verwaltung einen Aufsitzmäher im Wert von rund 6 000 Euro angeschafft, den Privatpersonen ab sofort leihen können. Das zweitgrößte Streuobstwiesenvorkommen Europas liegt im Albvorland, wie Bürgermeister Günter Riemer bei der Vorstellung des Aufsitzhochgrasmähers in Lindorf berichtete. Auch rings um die Teckstadt bilden die Streuobstbestände mit einer Gesamtfläche von 400 Hektar einen wesentlichen und prägenden Teil der heimischen Kulturlandschaft. Diese zu erhalten und weiterzuentwickeln ist dem Bürgermeister daher ein wichtiges Anliegen.

„Wir stehen vor dem Problem, dass es nicht mehr genügend Menschen gibt, die diese Aufgabe übernehmen und dabei das Wissen rund um die alten Obstsorten und die Pflege der Bäume mitbringen“, sagte Riemer. Darüber hinaus seien Landwirte nicht mehr dazu bereit, auf diesen teilweise in Steillagen liegenden Grundstücken die Mahd zu übernehmen, weil die Bäume in zu engen Abständen nebeneinanderstehen.

„Deshalb wollen wir Grundstücksbesitzer unterstützen und Anreize schaffen“, sagte Günter Riemer. „Geräte, die für Privatleute in der Anschaffung zu teuer sind, werden daher seitens der Stadt zur Verfügung gestellt.“ Vor einigen Jahren hatte die Verwaltung Hochentaster angeschafft, die zumindest in der ersten Zeit sehr rege entliehen wurden, wie Gerrit Niehelohmann berichtete, der in Lindorf eine Werkstatt betreibt und mit der Wartung der Arbeitsgeräte betraut ist. Mit dem Aufsitzmäher Grillo Climber 7.18 im Wert von 6 000 Euro erhofft man sich laut Wolf Rühle, auch jüngere Menschen für das Thema Streuobstwiesen und deren Pflege zu begeistern.

„Das Mindestalter für die Ausleihe liegt bei 16 Jahren“, informierte der Umweltbeauftragte. „Beim Fahren auf anderen Flächen als der eigenen Wiese ist ein Führerschein der Klasse L oder BE erforderlich.“ Der zweizylindrige, luftgekühlte Motor weist 15 Pferdestärken auf. Die Maximalgeschwindigkeit beträgt neun Stundenkilometer, und der Hubraum weist 479 Kubikzentimeter auf. Die Mähbreite liegt bei 85 Zentimetern. Der Nutzer kann zwischen sechs Schnittstufen wählen. „Das Gerät ist nicht nur ideal zum Mähen“, sagte Wolf Rühle. „Auch Gestrüpp oder Brombeersträucher lassen sich mit dem Aufsitzmäher schnell und einfach entfernen.“

Ein Wendekreis von 43 Zentimetern sorge beim Rasenschnitt in Baumstammnähe für optimale Wendigkeit und eine äußerst hohe Schnittpräzision. „Ausgerüstet mit stufenlosem Hydrostat-Antrieb, Differenzialsperre und einem sehr tief gelagerten Schwerpunkt steht der Bewirtschaftung von Hanglagen nichts im Wege“, wie Rühle weiter ausführte. Herstellerangaben zufolge erziele das Geräte eine Stundenarbeitsleistung von 20 Ar. Die Tagesleihgebühr beträgt 60 Euro. In ihr ist mit einem Betrag von 20 Euro auch ein kippbarer Anhänger enthalten, der sich ohne Rampen befahren lässt. Das Angebot richtet sich an Grundstücksbesitzer, die innerhalb der Gemarkung Kirchheim wohnen und dort eine Wiese besitzen.

„Wenn man bedenkt, dass bei einer Wiese der Quadratmeterpreis zwischen 50 Cent und einem Euro liegt, wird schnell klar, dass der Aufsitzmäher teurer ist, als das Grundstück, das jemand bewirtschaftet“, betonte Stefan Würtele. „Daher lohnt sich die Anschaffung für Privatleute nicht.‟Deshalb greifen viele auf einen wesentlich billigeren Rasentraktor zurück“, erklärte der Lindorfer Ortsvorsteher. „Und diese Geräte widersprechen unserem ökologischen Denken“, so Würtele weiter. „Denn pro Mahd werden auf einer Fläche von einem Hektar rund 40 000 Individuen wie Ameisen, Heuschrecken oder Blindschleichen verletzt oder getötet.‟

Der Grillo Climber 7.18 biete den Vorteil, dass Grundstücksbesitzer weniger mähen müssen, weil sie das Gras höher wachsen lassen könnten. „Das fördert die Artenvielfalt auf der Wiese“, bilanzierte Würtele. „Mit dem Grillo lässt sich die Mähleistung von bisher zehn bis 15 Mähgängen auf ein bis maximal drei im Jahr reduzieren.“‟

Corina Schweikardt vom Landratsamt Esslingen wies darauf hin, dass es sinnvoll ist, wenn sich mehrere Wieseneigentümer, deren Grundstücke dicht nebeneinanderliegen, zusammenschließen und das Gerät gemeinsam ausleihen. Der Landkreis hatte über das Förderprogramm „Bezuschussung von Maschinen und Geräten für Kommunen“‟ 50 Prozent der Gesamtkosten übernommen. Bis 31. März 2016 können Kommunalverwaltungen laut Schweikardt noch Anträge für entsprechende Anschaffungen einreichen.