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Die Christuskirche wird heftig „angebaggert“

Sanierungsarbeiten am Gaiserplatz liegen voll im Plan – Taufnische gibt nach Freilegung Bilder und einen Schriftzug preis

Die Kirchheimer Christuskirche wird derzeit gründlich auf Vordermann gebracht. So wird zum Beispiel die Bodenplatte tiefergelegt, um eine Fußbodenheizung einbauen zu können. Auch die einstige „Taufnische“ rechts vom Altarraum ist inzwischen wieder freigelegt und hat für überraschende Funde gesorgt.

Nicht gerade das klassische Bild einer Baustelle, wo der Bagger anrückt: Mitten in der Kirchheimer Christuskirche am Gaiserplatz
Nicht gerade das klassische Bild einer Baustelle, wo der Bagger anrückt: Mitten in der Kirchheimer Christuskirche am Gaiserplatz wird derzeit der Boden aufgerissen. Die Kirche erhält in den nächsten Wochen und Monaten unter anderem eine neue Fußbodenheizung.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Das gibt es nicht alle Tage, dass ein Bagger eine ganze Kirche aufwühlt: Wo es seit über hundert Jahren vor allem um theologisch tiefschürfende Themen gegangen ist, wird jetzt gerade unter den alten Bodenplatten geschürft. Wer bei Schürfen an Gold denkt und Goldfunde in Kirchheim nach den jüngsten Ausgrabungen am Hegelesberg für normal hält, der sieht sich im Fall der Christuskirche aber enttäuscht. Architektin Monika Kern vom Kirchheimer Büro KLE sagt: „Wir haben im Boden nichts Überraschendes gefunden, kein Knöchlein und kein Scherblein.“

An anderer Stelle dagegen gab es Überraschungen: In der Ecke rechts vorn, die im ursprünglichen Entwurf der 1909 eingeweihten Kirche den symmetrischen Gegenpart zur „Kanzelecke“ links gebildet hatte. Bis zum Umbau in den 1950er-Jahren stand dort noch der Taufstein. Danach wurde die Ecke einfach zugemauert.

Was sich hinter der Mauer verbarg, waren aber keine großen Schätze, und schon gar keine Goldfunde. Doch immerhin kamen an der Wand Bilder und ein Schriftzug zum Vorschein. Die Bilder zeigen zwei Frauenköpfe, wie Monika Kern erläutert. Worum es sich bei diesen beiden Köpfen genau handelt, muss sich noch erweisen. Der Bibelvers an der Wand dagegen erklärt sich von selbst: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes.“ Ein passenderer Spruch für Taufen wird sich wohl kaum finden lassen.

„Als wir das freigelegt haben, hat es uns schon überrascht und erfreut“, stellt Monika Kern fest. Jetzt werde überlegt, wie sich Bilder und Schriftzug restaurieren und erhalten lassen. Im Umbaukonzept war dieser Punkt natürlich nicht vorgesehen, weil ja niemand ahnen konnte, in welchem Zustand sich die zugemauerte Ecke nach 60 Jahren befinden würde.

Ansonsten aber läuft bislang alles nach Plan bei der Renovierung. Bis Ende November soll bereits die neue Bodenplatte fertig sein. Parallel dazu wird an der Entwässerung gearbeitet. Sichtbarere Spuren hinterlassen dann erst die weiteren Arbeiten: Bis Ende April bekommt der Vorraum unter der Empore – in dem auf dem Bild der Bagger steht – ein völlig neues Gesicht. Dazu gehört eine Glaswand, die den Vorraum vom eigentlichen Kirchenraum trennt. Aber auch Toiletten und eine kleine Theke soll der Vorraum noch erhalten.

Allerspätestens am 8. Mai muss alles fertig sein. Dann nämlich wird Prälat Ulrich Mack die „neue“ Kirche einweihen. Nach Möglichkeit sollen auch die „Kindlein“, das heißt natürlich die Jugendlichen, die am 24. April ihre Konfirmation feiern, schon zum Zuge kommen. Sie könnten also so ziemlich die ersten sein, die die freigelegte Taufnische während eines Gottesdiensts aus der ersten Reihe betrachten dürfen, samt Frauenköpfen und Bibelspruch.

Bis dahin allerdings müssen sich die Gemeindeglieder mit dem Ausweichquartier für ihre Gottesdienste begnügen – mit dem Ernst-Traub-Gemeindehaus direkt neben der Kirche.