Weilheim · Lenningen · Umland

„Die Fichten haben gelitten“Nachgefragt

Dass es wochenlang nicht richtig geregnet hat, sieht man auch dem Wald an. Teilweise werfen die Bäume ihr Laub ab, tiefe Risse durchziehen die Böden. Ein Gespräch mit Benjamin Fischer, dem Leiter des Forstreviers Dettingen.

Im Wald sieht es stellenweise ganz schön herbstlich aus, obwohl die Temperaturen der vergangenen Wochen alles andere als herbstlich waren.

BENJAMIN FISCHER: Manche Laubbäume verfärben sich jetzt schon, andere werfen das Laub ab, weil zu wenig Wasser nachkommt. Das ist ein Schutzmechanismus der Bäume. Im Großen und Ganzen hat der Wald aber nicht so stark gelitten. 2003 war der letzte Jahrhundertsommer. Damals war es so warm und trocken, dass viele Buchen richtige Probleme bekommen haben. Das sieht man in diesem Jahr noch nicht. Dadurch, dass es im März und April häufiger geregnet hat und wir im Winter viel Schnee hatten, schätze ich, dass die Bäume Feuchtigkeit gespeichert haben.

Gibt es Bäume, die besonders schlecht mit der Hitze und Trockenheit klarkommen?

FISCHER: Fichten, wenn sie auf Böden wachsen, die das Wasser nicht gut speichern können. Sie wurzeln nicht so tief wie Eichen oder Buchen, die auch auf sandigen Böden wachsen. Generell werden Nadelbäume durch Hitze anfälliger für Borkenkäfer, weil ihre Abwehrkräfte geschwächt werden. Die Abwehr der Fichte funktioniert über das Harz. Je weniger Wasser sie bekommt, desto weniger Harz kann sie bilden. In diesem Jahr gibt es relativ viele Borkenkäfer, weil wir im Frühjahr einen Sturm hatten, der viel Holz geworfen hat. Das ist für den Borkenkäfer Brutmaterial, sie nisten sich unter der Rinde der Fichten ein.

Klimaforscher sagen voraus, dass die Durchschnittstemperatur steigen wird. Wie wirkt sich das auf unsere Wälder aus?

FISCHER: Falls die Prognosen stimmen und es wärmer und trockener wird, sieht es für die Fichte im Raum Kirchheim/Nürtingen schlecht aus. An vielen Stellen würde sie aussterben. Auch die Buche könnte an manchen Standorten, an denen sie gegenüber Bäumen wie der Eiche Standortnachteile hat, Stress bekommen. Oben auf der Alb ist es relativ entspannt, weil es etwas kühler ist. Wenn die Wetterextreme jedoch gehäufter auftreten, wovon die Forscher ebenfalls ausgehen, haben alle Bäume schlechtere Möglichkeiten, sich zu regenerieren.