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Die Freien ringen mit dem Land um Lehrer

Politik  Die Landtagsabgeordnete Natalie Pfau-Weller stattet der Freien Evangelischen Schule in Dettingen einen Besuch ab und erkundigt sich an der beständig wachsenden Einrichtung, wo genau der Schuh drückt. Von Andreas Volz

Freie Schulen stehen in Zeiten des Lehrermangels vor besonderen Herausforderungen: Das ist eine der Erkenntnisse, die die CDU-Landtagsabgeordnete Natalie Pfau-Weller von ihrem Besuch der Freien Evangelischen Kirche Kirchheim mitnehmen kann. Zum „Tag der Freien Schulen“ hat sie der Einrichtung, die derzeit in Dettingen Grundschulunterricht für die Klassen 1 bis 4 anbietet, einen Besuch abgestattet.

Die insgesamt 38 Schüler waren gut vorbereitet auf den Besuch der Politikerin. Sie hatten sich mit dem Thema Wahlen auseinandergesetzt und eigene Forderungen aufgestellt. Die reichten von der Welt- und Klimapolitik bis hin zu Verbesserungsvorschlägen im direkten Umfeld der Kinder. Die Schülerinnen und Schüler wollen mehr Wasserstoffautos und mehr Solarenergie. Sie beschweren sich darüber, dass es immer weniger Schnee gibt und dass das Eis an den Polen schmilzt. Auch anderen fehlt das Eis – allerdings ist es das Speiseeis im Sommer: Eine der Schülerinnen hätte gerne eine Eisdiele in Owen. Eine andere wünscht sich dagegen ein Klettergerüst im Schulhof.

Damit wird in Dettingen eher nichts: „Wir sind proppenvoll und haben an diesem Standort keine weiteren Räume mehr zur Verfügung“, sagt Schulleiterin Sarah Wolf beim Gespräch im kleinen Rahmen. Andreas Krapf vom Vorstand des Trägervereins zeigt möglicher Lösungen auf. Ein idealer Standort wäre das Kirchheimer Ficker-Areal. Gespräche haben bereits stattgefunden, und sie waren ermutigend. „Wir sind eine dermaßen wachsende Schule, dass wir an unserer Obergrenze sind“, stellt er fest.

Nächstes Jahr mit Klasse 5? 

Das Wachstum bezieht sich auch auf das schulische Angebot: Gerne würde der Verein schon im kommenden Schuljahr, also ab Herbst 2022, mit einer fünfte Realschul-Klasse beginnen. Dafür aber gäbe es in Dettingen keinen Platz mehr. Bevor aber ein Umzug nach Kirchheim in die Stuttgarter Straße erfolgen könnte, bräuchte es für mindestens ein Jahr eine Zwischenlösung. Der Verein denkt in diesem Fall an Räume in der alten Teck-Realschule. Natalie Pfau-Weller weiß darüber bereits Bescheid – in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der CDU-Fraktion im Kirchheimer Gemeinderat.  Dieses Thema kann sie in Kirchheim besprechen.

Das Problem des Lehrermangels will sie dagegen an ihre Kollegen vom Landtagsausschuss für Kultus, Jugend und Sport weitergeben. Sarah Wolf beschreibt die Schwierigkeiten, die sich für Freie Schulen bei der Suche nach  Personal ergeben: „Wir hatten schon Leute, die wollten nach der Erziehungspause unbedingt zu uns kommen, um wieder in den Beruf einzusteigen. Bei angestellten Lehrern geht das noch einigermaßen, aber nicht bei verbeamteten. Aktuell kriegen die  grundsätzlich keine Erlaubnis, an eine Freie Schule zu wechseln.“

Der Grund für die Haltung Baden-Württembergs als Dienstherr: Das Land braucht die Lehrer selbst. Sarah Wolf kann das nur bedingt nachvollziehen: „Klar gibt es den Lehrermangel. Aber wenn eine Kollegin sagt, sie will bei uns arbeiten oder gar nicht, dann bringt es dem Land doch nichts, die Freigabe zu verweigern.“ Stattdessen würde eine solche Lehrerin die Erziehungspause verlängern. Sie stehe also dem Land so wenig zur Verfügung wie der Freien Evangelischen Schule.

Warum will jemand unbedingt an die Schule wechseln, die 2015 im Kirchheimer Doschler mit der ersten Klasse begonnen hat? Wer selbst einen christlichen Hintergrund hat und diesen gerne in seiner Schulklasse weitergeben möchte, ist an dieser Schule gut aufgehoben. „Das Bekenntnis ist ein wesentlicher Teil unseres Schulkonzepts“, sagt Andreas Krapf. Das Personal jedenfalls muss voll und ganz hinter diesem Konzept stehen.

Bei den Schülern sieht das anders aus. Sie müssen nicht zwingend getauft sein, und erst recht nicht zwingend evangelisch getauft. Es muss lediglich den Eltern wichtig sein, dass der evangelische Glaube eine große Rolle im Schulalltag spielt. Das gilt indessen nicht für alle Schulfächer in gleichem Maße. Der Deutsch-Unterricht in Klasse 2, den Sarah Wolf vorführt, befasst sich mit dem Unterschied von Einzahl und Mehrzahl – wie an jeder staatlichen Grundschule auch.