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„Die Gaststätte war unser Wohnzimmer“

Historie Anekdoten über die Geislinger „Wilhelmshöhe“, die jetzt in Beuren steht.

Beuren/Geislingen. Seit 2019 steht der Garten- und Tanzsaal der ehemaligen Geislinger Gastwirtschaft „Wilhelmshöhe“ als „Erlebnis- und Genusszentrum“ im Freilichtmuseum Beuren, neben 24 weiteren historischen Gebäuden. In einer jüngst erschienenen Publikation, herausgegeben von Museumsleiterin Steffi Cornelius, lässt der Journalist Heiner Keller acht Zeitzeugen zu Wort kommen, die persönliche Erinnerungen mit den ausgestellten Bauten verbindet.

Unter diesen acht ist auch Inge Hafner, geboren 1952, die in der „Wilhelmshöhe“ aufgewachsen ist und deren Eltern Willy und Anny die Gastwirtschaft von den Großeltern übernommen hatten. Schon Hafners Urgroßvater Johannes hatte 1893 eine Sommerwirtschaft auf dem Gelände eröffnet. Im Kindesalter habe sie in der Wirtschaft mitgeholfen, erinnert sich Inge Hafner: „Ich konnte bald ganz gut rechnen, schließlich musste ich ja abkassieren.“ Darauf war sie mächtig stolz: „Das war ein gutes Gefühl - man war wichtig. Ich schnitt auch einen Brotkipf schon so gut auf, dass man nachher die Brotscheiben für zehn Pfennig das Stück verkaufen konnte.“ Die Nachbarskinder seien manchmal etwas neidisch gewesen: „Ich konnte Sinalco trinken, wann ich wollte.“

Urlaub sei dagegen ein Fremdwort in der Familie gewesen, da Hafners Vater der Ansicht war, man könne das Haus nicht so lange alleine lassen. Stattdessen gab es in der „Wilhelmshöhe“ schon 1954 eine für die damalige Zeit echte Rarität: einen Fernseher. „Den haben sich meine Eltern für 1198 Mark als Attraktion angeschafft.“ Er füllte das Wirtshaus, wenn Fußball übertragen wurde. „Die Gastwirtschaft war unser Wohnzimmer“, sagt Inge Hafner.

Das Kapitel über sie und den Gartensaal ist ein Stück Geislinger Stadt- und Zeitgeschichte: Mit zahlreichen Fotografien und den Geschichten, an die sich die Älteren vielleicht noch erinnern.Etwa an zwei 1963 angebaute vollautomatische Kegelbahnen, die „von Anfang an wie geschmiert“ liefen, und das sieben Tage die Woche. Eva Heer

 

Info Die Broschüre „Jetzt steht unser Haus im Freilichtmuseum Beuren - Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten“ ist zu beziehen über info@freilichtmuseum-beuren.de oder über den Buchhandel.