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Die Gesundheit geht vorNachgefragt

Jakub Kambir von der Sultan-Ahmet-Moschee über das Fasten bei sommerlicher Hitze

Am 18. Juni hat der Ramadan begonnen. Seither fasten auch in Kirchheim Muslime von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Yakub Kambir, Vorstand der Sultan-Ahmet-Moschee, erzählt, wie es ist, bei sommerlicher Hitze zu fasten.

Herr Kambir, die Temperaturen steigen, und sie dürfen nichts trinken. Wird der Ramadan zur Herausforderung?

YAKUB KAMBIR: Körperliche Fitness ist laut Koran eine Voraussetzung, um den Ramadan begehen zu dürfen. Bei einem gesunden Menschen ruft der Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit auch keine Schäden hervor. Hinzu kommt, dass jemand, der kein Essen zu sich nimmt, weniger Durst verspürt. Außerdem ist das Fasten in Deutschland leichter als in klimatisch extremeren Breitengraden.

Es können aber auch hierzulande Probleme auftreten, etwa mit dem Kreislauf.

KAMBIR: Wenn bei einem Fastenden die Gesundheit nicht mitspielt oder wenn er sich auf einer Reise befindet, dann ist er vom Ramadan befreit. Das geht auch aus dem Koran hervor. Niemand darf seine Gesundheit aufs Spiel setzen. In diesem Fall wird das Gebot des Fastens zu einem Verbot. Die Gesundheit geht vor. Die noch verbleibende Fastenzeit wird einfach zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, wenn die betroffenen Gläubigen wieder fit sind.

Wie schwer ist es, das Fasten durchzuhalten, wenn die Nichtmuslime um sie herum essen und trinken?

KAMBIR: Der Ramadan ist für jeden Muslim immer wieder eine wichtige Erfahrung. Er ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, um sich darauf zu konzentrieren, eine gesunde und ausbalancierte Lebensweise in den Alltag zurückzubringen. Unabhängig davon, ob Muslime unter Vertretern anderer Religionen fasten oder nicht, zum Ramadan gehört auch Selbstdisziplin. Im Fastenmonat erfährt jeder Gläubige, wie er sie verbessern kann. Diese Erfahrung wird in westlichen Ländern wie Deutschland von Muslimen vielleicht intensiver erlebt als in Regionen, in denen der Islam verbreitet ist. Der Ramadan bietet damit noch stärker die Möglichkeit zur Selbstreflexion und zum Fassen guter Vorsätze. Foto: Haußmann